Eine alte Schuld zwingt John Wick dazu, seinen Ruhestand weiter hinauszuzögern. Was nach viel Altbekanntem klingt, überzeugt schliesslich durch ein ungewohnt gutes Auge für Details. Wer die atemberaubenden Choreographien und den Charme der noir-Elemente aus dem ersten Film mochte, wird auch von „John Wick: Chapter 2“ nicht enttäuscht sein. Chad Stahelski präsentiert einen würdigen Nachfolger in einer Filmreihe, die sich durch ihren Stil von anderen Actionfilmen abhebt.
John Wick (Keanu Reeves) hat im ersten Film zuerst seine Frau und dann Hund und Lieblingsauto verloren. Kapitel 2 beginnt damit, dass John sich seinen geliebten Ford Mustang zurückholen will. Für ihn ist damit die Geschichte beendet, doch seine legendäre Vergangenheit holt ihn rasch ein. Bald befindet sich John wieder im Kugelhagel und versucht in gewohnt überbordenden Kampfszenen seine Freiheit zurückzuerlangen. Doch dafür muss zuerst eine alte Schuld beglichen werden.
Die Handlung des zweiten Teils der John Wick Reihe mag nicht besonders originell sein, aber deren Umsetzung lässt sich allemal sehen. Regisseur Chad Stahelski knüpft geradezu nahtlos an den Vorgänger an und perfektioniert den Stil, den er mit seinem Kollegen David Leitch geprägt hat. Man merkt deutlich, dass die beiden auf jahrelange Erfahrung als Stuntmänner zurückgreifen konnten. Auch in „John Wick: Chapter 2“ sind die Kampfchoreographien ausgefeilt und verbinden gekonnt verschiedene Szenen. Einzig gegen Ende des Films wünscht man sich, dass der Strom an namenlosen Bösewichten etwas schneller versiegen würde.
Nebst dem vom Film noir inspirierten Stil des Films überzeugt „John Wick: Chapter 2“ durch seine aussergewöhnliche Liebe für Details. Zwar fallen die Handlanger der italienischen Mafia hier genauso namenlos und unbeachtet wie ihre russischen Kollegen aus dem ersten Film oder anderen Actionstreifen, doch andere Stellen des Films zeugen von Kontinuität und Komplexität innerhalb der Franchise. Der erste Teil der Reihe wird am Anfang ausgiebig referenziert und selbst kleine Nebenfiguren tauchen auch im zweiten Film wieder auf. Ausserdem erhascht man durch Anekdoten und Nebenbemerkungen Einblicke in noch unbekannte Ecken des John Wick Universums. Insgesamt macht Kapitel 2 den Eindruck, dass Drehbuchautor Derek Kolstad seine fiktive Welt fest im Griff hat und gerne noch mehr Geschichten daraus auf die Leinwand bringen möchte. Wem der Stil zusagt, wird sich also vermutlich auf einige weitere Kapitel freuen können.
Filmstart: 16. Februar 2017 / Regie: Chad Stahelski / Mit: Keanu Reeves, Common, Laurence Fishburne, Riccardo Scamarcio, Ruby Rose, John Leguizamo, Ian McShane
Bild- und Trailerquelle: Ascot Elite.
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