Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer präsentiert mit dem Thriller «Jugend ohne Gott» eine künstlerische Neuinterpretation des gleichnamigen Erfolgsromans. Entgegen aller Erwartungen spielt der Film aber nicht etwa in der Vorkriegszeit, sondern in einer pessimistischen Vision unserer zukünftigen Gesellschaft.
Der Aussenseiter Zach (Jannis Niewöhner) nimmt wiederwillig an der Aufnahmeprüfung einer renommierten Elite-Universität teil. Im alpinen Hochleistungs-Camp werden die Bewerber auf Herz und Nieren geprüft; dabei gilt es Führungskompetenzen, analytisches Denken sowie die eigene Sportlichkeit unter Beweis zu stellen. Denn nur die Besten erhalten einen Studienplatz. Im Camp werden ausgerechnet Zach und die ehrgeizige Nadesch (Alicia von Rittberg) als Zweierteam eingeteilt und müssen sich fortan ein Zelt teilen. Während Nadesch versehentlich versucht, dem schweigsamen Zach näher zu kommen, findet dieser Gefallen an einem geheimnisvollen Mädchen im Wald (Emilia Schüle) – sie gehört einer Gruppe von im Wald lebenden Rebellen an. Als Zachs gutgehütetes Tagebuch verschwindet, ereignet sich im Dickicht des Waldes ein schrecklicher Mord. Sowohl die Jugendlichen, als auch der vermeintlich moralisch integre Lehrer (Fahri Yardim) werden dadurch in Bedrängnis gebracht; es stellt sich die Frage nach Moral und Fügsamkeit.
Implantierte Chips, filmende Drohnen und Dystopie
Wer sich auf eine psychologische Ergründung des Faschismus der 1930er Jahre freut, wird zwangsläufig enttäuscht. Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer («Heidi») kreiert mit «Jugend ohne Gott» eine durch und durch pessimistische Vision unserer zukünftigen Gesellschaft. In der Dystopie, in welcher klar zwischen Elite und Fussvolk unterschieden wird, herrscht ein enormer Leistungsdruck. Mit implantierten Chips und filmenden Drohnen wird stets kontrolliert, ob die erbrachte Leistung den Erwartungswerten entsprechen. Wer sich nicht fügt, muss durch sozialen Abstieg bezahlen. „Das Ziel war immer, den Film soweit futuristisch zu gestalten, dass er sich abhebt vom Jetzt, ohne dabei aber zu weit zu gehen“ erklärt Produzentin Sophia Aldenhoven. So ist das Dekor ausser in der Darstellung der Unterschicht, welche doch stark an die verruchte Welt in «Bladerunner» erinnert, vergleichsweise glatt und steril gehalten.
Unterhaltungskino mit einer prominenten Besetzung und hohem Production Value
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ödön von Horváth fungiert somit als eine Art künstlerische Neuinterpretation, welche sich deutlich vom deutschen Literaturklassiker distanziert. So wird die Geschichte neu aus drei Perspektiven erzählt, die sich gegenseitig ergänzen und nach und nach wie ein Puzzle ineinandergreifen. Trotz der durchaus nachdenklichen Romanvorlage ist Gsponers «Jugend ohne Gott» vor allem Unterhaltungskino mit einer prominenten Besetzung und einem hohen Production Value.
«Jugend ohne Gott» | Regie: Alain Gsponer | Cast: Jannis Niewöhner, Fahri Yardim, Emilia Schüle, Alicia von Rittberg, Jannik Schümann, Anna Maria Mühe, Rainer Bock, Katharina Müller Elmau | Verleih: Pathé Films | Produktion: die film gmbh, Constantin Film | Kinostart: 31. August 2017
Bildquelle: Pathé Films, Constantin Film
No Comments