J. A. Bayona gibt dem fünften Teil der «Jurassic Park»-Filmreihe «Jurassic World – Fallen Kingdom» seine ganz eigene, düstere Note: fleischfressende Riesenechsen von einer verlorenen Insel retten, die jeden Moment hochgehen könnte. Ob sein Werk ein würdiger Nachfolger der legendären Dinosaurier-Filmreihe ist? Eins vorweg: der neue Film ist zwar ein sehr gutes Dino-Game, hat aber zu wenig Tiefe und – Biss.
Die Handlung ist schnell erzählt: ein aktiver Vulkan droht die letzten Fleisch – und Pflanzenfresser, welche inzwischen vogelfrei auf und um Isla Nublar am herumtollen sind, in Asche zu verwandeln und endgültig von der Erde zu fegen.
Soll man die Tiere retten – oder Gottes Willen überlassen?
«Mit Gott hat das nichts zu tun» erwidert Jeff Goldblum (Yes!) in einem flammenden Plädoyer dem etwas konsterniert wirkenden Richter im Saal. Es hat einen Grund, dass diese Tiere schon vor Millionen von Jahren den Platz räumen mussten. Nun haben wir sie zurückgebracht, mit ihren Genen gespielt und geklont ohne auch nur im Geringsten die Folgen unseres Handelns absehen zu können. «Wir sind wie Kinder, die nicht wissen was ihre Taten bewirken». Unvorhersehbares geschieht nun mal; das ist der Lauf der Dinge. Aber natürlich werden die Dinosaurier nicht einfach ihrem Schicksal überlassen – die kommerziell am meist versprechenden Exemplare sollen gerettet werden. Habgier und genetisch veränderte, urzeitliche Lebewesen – eine eher ungünstige Kombination, doch ideal fürs Schlachtfeld. Mal sehn was die Zukunft bringt.
Eine abgelegene Insel mit einem höchst-aktiven Vulkan voller fleischfressender Top-Prädatoren – klingt nach Spass!
Und so fliegen die plötzlich zur Dino-Schützerin mutierte grosse Rothaarige Claire (kokett und sexy: Bryce Dallas Howard) und der Country dudelnde Raptoren-Dompteur Owen (lessig & charmant: Chris Pratt), welche das Heu leider immer noch nicht ganz auf der gleichen Bühne haben, zurück auf das atemberaubende Eiland, wo vor 25 Jahren alles anfing… mit einem illustren Team versteht sich. Doch sind auch sie alle nur Figürchen in einem grösseren Spiel: Einem «BIG-GAME» mit Dinosauriern. Dann geht’s auch gleich Schlag auf Schlag los: Von Anfang an «chlepfts und dätschds», Feuer, Lava und ein ganzer Haufen panisch flüchtender Dinos, die zum allergrössten Teil ins Meer fallen oder verbrennen. Will ein Saurier-begeisterter Kinosesselwärmer das wirklich sehen? Die ruhigen, die magischen Momente fehlen dann doch etwas: Das fachliche Wissen, die Moral, unterschwellige Erotik und Coolness – Dinge die Spielberg auf so subtile und feine Art & Weise transportieren konnte – noch dazu mit Sauropoden und Fleischfressern die auf der Leinwand mindestens so gut aussahen heute.
Zu wenig Tiefe und Biss
Nach dem so ziemlich komplett durch-animierten «Jurassic World», war der Wunsch gross, dass Regisseur J.A. Bayona («A Monster Calls», «Penny Dreadfull») sich wieder etwas mehr auf die Wurzeln besinnt, dass JW1 nur als geldeintreibe Maschine fungiert haben könnte, um die wunderbaren Kreaturen einer jüngeren Generation zurück ins Gedächtnis zu rufen und auf etwas Neues, Grosses vorzubereiten. Doch dies ist leider nur teilweise der Fall. Die Hoffnung, dass neben CGI wieder genial-liebevoll gemachte Roboter zum Einsatz kommen, blieb so gut wie unerfüllt; Das Computer-generierte Bild überwiegt haushoch und wurde nur in 1-2 Szenen gemischt – also mit wunderbar-angsteinflössenden Saurier-Marionetten ergänzt. Mehr davon hätte dem Film sicherlich auch weit grössere Tiefe und Biss verliehen, so aber kommt das Ganze mehr wie ein sehr gutes Dino-Game daher – mit tollen neuen Darstellern. Der Cast, allen voran die menschlichen Hauptrollen, Miss Howard (Gold) als bezaubernde Cleare Dearing mit ihrem Mr. «Guardians of the Galaxy»Owen Gardy, schön gespielt von Chris Pratt, passen und funktionieren auch im zweiten Teil als neckisches Pre-Liebespaar super. Die zwei etwas unglücklich gecasteten juvenilen Nerds sind ein anderes Thema. Manches ist einfach zu vorhersehbar oder wirkt teils auch etwas gesucht (Muss eine Halskette eines Grosswildjägers unbedingt einen ausgerissenen Dinozahn als Prunkstück in der Mitte haben?? -Klar doch!)
Aber trotzdem…
… ist der Film packend, im wahrsten Sinne des Wortes mitreissend, doch stark auf Wirkung getrimmt. Es werden ordentlich Klischees bedient und ein paar Stellen im Drehbuch scheinen irgendwie ein bisschen unausgegoren. Trotzdem ein Mordsspass – und nicht nur für Dino-Liebhaber! Mit freshen, nie gesehenen Herbivoren, wie Ankylosaurus (It`s a Living Tank!) und genetisch veränderten Carnivoren (Indoraptor). Audio, Dino-Gebrüll und FX sind absolut stimmig wie brachial und schon nur die JP-Titelmelodie lässt einem Fan das Herz höher schlagen.
«Ein absolut sehenswerter Movie, von Anfang an fetzig, der es schafft, mit kleinen Horrorfilm-Einlagen, die Spannung über die doch guten zwei Stunden aufrecht zu erhalten. Eine würdige Fortsetzung von Jurassic World – aber leider kein Jurassic Park.»
Und als Amuse-bouche: «Roar» von Ramón Arango & Owley Samter als Vorfilm!
Der überfetzige Kurzfilm «Roar» von unserem Autor Owley Samter und Ramón Arango wird ab dieser Woche in 12 Schweizer Kinos als Vorfilm zu «Jurassic World – Fallen Kingdom» gezeigt! Muss man sich geben das Ding!
Folgende Kinos sind mit am Start:
Bülach (Kino ABC)
Kloten (Cinema Claudia)
Langenthal (Kino Scala)
Luzern (Verkehrshaus Filmtheater)
Rapperswil-Jona (Kinobar Leuzinger)
Rapperswil-Jona (Schlosskino)
Schöftland (Cinema 8)
Sins (Cinepol)
Spiez (Movieworld)
Stans (AFM Cinema)
Zug (Kino Lux)
Zug (Kino Seehof)
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Kinostart «Jurassic World – Fallen Kingdom»: 6. Juni 2018 / Regie: J. A. Bayona / Mit: BD Wong, Bryce Dallas Howard, Chris Pratt, Daniel Stisen, Daniella Pineda, Geraldine Chaplin, James Cromwell, Jeff Goldblum, Justice Smith, Kamil Lemieszewski, Rafe Spall, Ted Levine, Toby Jones
Bild- und Trailerquellen: Universal Pictures
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