Die neue BBC-Serie «Killing Eve», aus der Feder von Phoebe Waller-Bridge, erzählt die Geschichte eines gefährlichen Katz-und-Maus-Spiels. Ein wunderbarer Twist auf den klassischen Spionage-Thriller.
Die Prämisse von «Killing Eve» basiert auf dem Prinzip des Katz-und-Maus-Spiels: Als die britische Geheimdienstagentin Eve Polastri (Sandra Oh, «Grey’s Anatomy») auf eine Reihe rätselhafter Morde prominenter, oder andererseits wichtiger, politischer Figuren stösst hat sie sofort einen Verdacht – diese Morde müssen von einer Frau begangen worden sein. Das Publikum – und etwas später auch Eve – weiss, dass hinter den Ermordungen die geheimnisvolle Villanelle (Jodie Comer) steckt. Mit einer psychopathischen Leidenschaft fürs Töten und einer ausserordentlichen Intelligenz ist die schöne Villanelle perfekt geeignet für den Job als Auftragsmörderin, den sie für das mysteriöse Verbrechersyndikat «The Twelve» ohne jeglichen Skrupel, ja gar mit einer perversen Freude, ausführt. Die gegenseitige Faszination der beiden Frauen füreinander – der Jägerin Eve, und der Gejagten Villanelle – entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Katz-und-Maus Spiel.
Mehr als nur Gut und Böse
Was im Prinzip nach einem herkömmlichen Spionage-Thriller klingt, wird unter der Federführung der britischen Dramaturgin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge zu so viel mehr. Waller-Bridge adaptiert mit «Killing Eve» die literarische Vorlage der Villanelle-Novellen von Luke Jennings. Nach der Serie «Crashing», und der hinreissenden Tragikomödien-Serie «Fleabag», ist «Killing Eve» bereits das dritte Fernsehprojekt der Britin, in dem sie als Autorin und Produzentin tätig ist. Mit ihrem gewohnt makabren, leicht dunklen, aber durchaus witzigen Stil macht Waller-Bridge aus «Killing Eve» eine ungewöhnlich tiefgreifende Variante des Spionage-Genres. Selten sieht man am Fernsehschirm solch vielseitige und komplex ausgearbeitete Frauenfiguren wie Eve und Villanelle. Anstatt sich mit den genrebedingten Zuschreibungen von Gut und Böse abzugeben, macht Waller-Bridge Eve und Villanelle zu komplizierten Charakteren. Als Zuschauerin ertappt man sich plötzlich, wie man mit der mörderischen Villanelle mitfiebert, während im nächsten Moment die eigentliche Heldin Eve solch dunkle Seiten preisgibt, dass man fast vor ihr zurückschrickt.
«Killing Eve» steht schon jetzt ganz oben auf der Liste der besten Serien dieses Jahres.

Jodie Comer in «Killing Eve»
Faszinierend und erfrischend zugleich ist dabei auch, dass der sonst oft so dominante «Male gaze» – die männliche, heterosexuelle Perspektive also, die Frauenfiguren für das visuelle Vergnügen des männlichen Zuschauers inszeniert – in «Killing Eve» gänzlich fehlt. Eve und Villanelle sind ganz offensichtlich voneinander besessen, eine Besessenheit, die teils gar ins Erotisch-Romantische abdriftet. Doch nie wird ihre Beziehung dabei zu sehr sexualisiert oder objektifiziert – die männliche Perspektive spielt dabei keine Rolle. Den Bechdel-Test besteht «Killing Eve» damit ohne Probleme – eine Leistung, die nicht viele Produktionen in Hollywood schaffen. Mit Sandra Oh, bekannt aus Shonda Rhimes’ Ärzte-Hitserie «Grey’s Anatomy» (sie spielte Christina Yang), und Jodie Comer sind die beiden Rollen perfekt besetzt. Die beiden Schauspielerinnen schaffen es gekonnt, die komplexe Beziehung zwischen Jägerin und Gejagter, Faszination, Obsession und Abscheu zu verkörpern.
«Killing Eve» steht schon jetzt ganz oben auf der Liste der besten Serien dieses Jahres. Die erste Staffel lief im April und Mai auf BBC America. Eine zweite Staffel ist für 2019 angekündigt.
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Trailer- und Bildquelle: BBC America.
Drehbuch/Produzentin: Phoebe Waller-Bridge u.a. / DarstellerInnen: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia uvm.
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