«Raised in the streets. Born to be a king».
Pathetische Zeilen lasten auf dem neusten Werk von Guy Ritchie. Ein Problem, das keines ist, für Ritchie. Im Gegenteil, er geniesst das Bad im Pathos und schüttet der Geschichte vom King-Arthur-Mythos mühelos Epik bei, in rauen Mengen. Reichen diese Zutaten für einen ähnlich gelungenen Streifen wie beispielsweise einer seiner Vorgänger «Snatch»?
Simba wächst in behüteten Verhältnissen auf: Die Mutter, Sarabi, eine liebevolle Begleiterin, der Vater, Mufasa, königlich, mutig und grosszügig unterwegs. Simba’s Onkel und Mufasa’s Bruder, Scar, ist dafür eher düster bekleidet und möchte natürlich über das Königreich regieren. Einziges Problem: Sein Bruder hat diesen Posten inne. Damn it! Was tun? Den eigenen Bruder in den Tod gleiten lassen; klarer Fall! Was sonst? Die elenden Monarchien sind so streng mit ihren Regularien, dass Morde nur die logische Konsequenz sind. „Hätten wir das“, denkt sich Scar und kann nun endlich über das Land herrschen und literweise Macht runter giessen. Simba, der rechtmässige Thronfolger, flieht nach dem Tod seines Vaters in die weite Ferne und lernt dort seine besten buddies kennen: Timon und Pumbo. Mit unendlicher „Hakuna Matata“-Energie (sozusagen das heutige „chills emal“) ausgestattet werden sie zu den besten Freunden. Immer chillen geht jedoch nicht; Simba’s Schicksal ist vorgezeichnet. Er muss als König zurückkehren und die ihm rechtmässige Krone von seinem Onkel, Scar, zurückerobern…

KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD
Warner Brother’s Lion King
Warum hier die Geschichte von Disney’s „Lion King“ anstatt die des „King Arthur“ niedergekritzelt wird? Weil es keine Rolle spielt! Sie unterscheiden sich nicht; mal abgesehen von ein paar Prostituierten und einem marginal gehypten Schwert im Stein. Und das ist nicht mal das Hauptproblem des Films. Viel nerviger ist die nicht vorhandene Charakterzeichnung: Bei einem Zeichentrickfilm kann man in diese Richtung noch mehr Toleranz walten lassen, aber, wenn der böse Onkel (Jude Law) in einem „Film für Erwachsene“ seine ganze Familie niedersticht, dann wäre es schon noch interessant zu wissen wie er zu diesem kaltherzigen Mörder mutiert ist. Reine Machtgelüste sind in diesem Fall einfach unplausibel. Die schwachen Charaktere ziehen sich durchs Band, bis an den Kopf der Schlange: King Arthur (Charlie Hunnam). Der Biker aus «Sons of Anarchy» ist bemüht seine Wandlung vom diebischen Strassenjungen zum ehrbaren König authentisch zu übermitteln. Seine Anstrengungen waren leider vergebens, was aber verständlich ist. In diese Rolle würde auch ein Al Pacino kein Haar „Glaubwürdigkeit“ reinspielen können.
Next time!
Alles in allem zum trölfmillionsten Mal viel Action, stark komponierte Musik von Daniel Pemberton (stampfend, tragend, episch!), dafür sonst alles ein wenig lauwarm. Schade eigentlich, die Trilogie von «Herr der Ringe» ist bereits einige Jahre her – ein paar Schlachten mit Inhalt würde das Publikum somit schon mal wieder vertragen. Wer weiss, vielleicht das nächste Mal. Lang lebe die Hoffnung!
Kinostart: 11.5.2017 / Regie: Guy Ritchie / Mit: Charlie Hunnam, Jude Law, Katie McGrath, Astrid Bergès-Frisbey, Eric Bana, Annabelle Wallis, Djimon Hounsou, David Beckham
Trailer- und Bildquelle: Warner Bros. Switzerland
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