«IF YOU MUST BLINK – DO IT NOW!»
Mit «Kubo and the Two Strings» gelingt Regie-Debutant und Leika CEO Travis Knight ein gefühlvolles Fernost-Epos: melancholisch, ungewohnt meditativ und doch voller atemberaubender Schönheit und jeder Menge Action. Die mit viel Liebe fürs Detail geschaffenen Figuren bekommen ihre Sprache von Hollywoodstars wie Ralph Fiennes, der Oscar-Preisträgerin Charlize Theron und Matthew McConaughey, welcher ebenfalls einen Academy Award bei sich rumstehen hat – um nur mal drei der illustren Sprecher-Truppe zu nennen, die den Protagonisten mit ihren Stimmen Leben einhauchen.
Der kleine Kubo (Im Original wunderbar von Art Parkinson «Game of Thrones» gesprochen) ist ein junger Geschichtenerzähler, führt ein ruhiges beschauliches Leben in einem Dorf an der Küste Japans und sorgt für sich und seine Mutter, die sich als stummer Schatten ihrer selbst immer mehr von der äusseren Welt abzuwenden scheint. Sie liebt ihren Sohn über alles und weiss nur zu gut, was den cleveren Jungen noch alles erwartet. Kubo der auf dem Marktplatz mit seiner magischen Laute, kleine Origami zum Leben erweckt, verzaubert das begeisterte Dorfvolk jeden Tag aufs Neue, lässt seine Papierfiguren kämpfen, fliegen, lieben, sich verwandeln – nur das Ende seiner sagenhaften Geschichten bleibt er der aufgeheizten Menschenmenge jeweils schuldig – denn sobald er richtig in fahrt ist und das Spektakel sich dem Ende nähert, muss er auch schon wieder nachhause, packt hastig alles zusammen und geht zurück auf den Berg.
Durch grüne, unendliche Bambuswälder und in die Untiefen der sturmgepeitschten See Japans
Doch eines schönen Tages, vergisst der wissbegierige Junge die Abmachung mit seiner Mutter, nie nach Einbruch der Dunkelheit noch draussen zu sein und beschwört aus Versehen einen Geist herauf, der einen uralten Fluch entfesselt, welcher schon lange Zeit auf Kubos Familie lastet. Die Ereignisse überschlagen sich, seine Mutter ist plötzlich nicht mehr da, er muss flüchten und findet sich nun mitten in einer frisch aufgeflammten Familien-Fehde wider. Der tapfere Jüngling dessen linkes Auge im Säuglingsalter von seinem Grossvater, dem finsteren Mondkönig (Ralph Fiennes) geraubt wurde, hat jetzt nur noch sein 3-Saitiges Instrument, die verzauberte Shamisen – mit der er nicht nur seine Origami-Figuren zum Leben erwecken kann – um gegen böse Götter und Monster anzutreten. Doch nicht ganz alleine, mit ihm sind seine neuen Gefährten Monkey, ein putziger sprechender Schneeaffe (Im Original: lakonisch, Charlize Theron) und der etwas sehr vergessliche Beetle, ein Käfer (Charmant-kernig: Matthew McConaughey) der mit seinem Panzer selbst irgendwie an einen alten Samurai erinnert – zum Glück aber immerhin ein ausgezeichneter Bogenschütze ist. Mit ihnen begibt sich Kubo auf eine packende Queste durch das Japan vor unserer Zeit, grüne unendliche Bambuswälder und in die Untiefen der sturmgepeitschten See. Auf dieser spannenden, düsteren Reise stellen sich ihnen immer wieder die zwei fiesen Zwillings-Schwestern seiner Mutter, Kubos maskierte Tanten in den Weg, die nach Blutrache sinnen und den kleinen Samurai nur zu gern an den verbitterten Grossvater ausliefern würden, der danach trachtet, sich auch noch das zweite Auge seines Enkels zu nehmen. Es gibt nur eine Chance für Kubo und seine tapferen Mitstreiter: Sie müssen etwas finden – und zwar die goldene, magische Rüstung seines Vaters, der selbst ein grosser Samurai war und nur so, kann er im Kampf bestehen und vielleicht den Familien-Fluch brechen.
Fazit
Der Produzent und frühere Rapper Travis Knight liefert hier ein episches Fantasy-Drama für die ganze Familie ab: Ästhetisch, tiefgründig, packend und voller Gefühl. Eine Ode an die Fantasie und die Kraft der Gedanken – gerade genug Pathos, aber nie langweilig oder übertrieben rührselig. Verglichen mit anderen Animationsfilmen ist «Kubo» zwar eher etwas düster, nimmt sich der Film doch mutig den ernsteren Themen des Lebens wie Schicksal, Selbstbestimmung, Rache und Wiedergeburt an. Untermalt von einem tollen Soundtrack der nie aufdringlich aber immer passend die atemberaubenden Bilder umschmeichelt. Mit handgrossen Puppen aus Silikon, die teils sogar mit plastifiziertem Echt-Haar versehen sind, ist alles Bild für Bild einzeln gefilmt worden und so ist das Werk ein wahrer Animationsaugenschmaus für Gross und Klein.
«Kubo – der tapfere Samurai», ein mitreissendes Meisterwerk mit viel Herz und grosser Detailverliebtheit. Das Regisseur Travis Knight selbst seit dem Kindertagen ein grosser Japan-Fan ist, sieht man an jeder in aufwändiger «Stop-Motion» Technik gedrehten Einstellung – welche zusätzlich versehen mit der neusten digitalen Animationstechnik zu wunderschönen Bildern führt, die ihren organischen Charakter trotz Computer-Technik absolut beibehalten. Dies ist der längste Film aller Zeiten der je in «Stop-Motion» gemacht wurde – spannend, verträumt, nicht nur für Kids absolut sehenswert und – in der Kategorie «Bester Animationsfilm» – mehr als oscarverdächtig!
Kinostart: 27. Oktober 2016 / Regie: Travis Knight / Mit: Art Parkinson, Matthew McConaughey, Charlize Theron, Rooney Mara, Ralph Fiennes, George Takei, Brenda Vaccaro und Cary-Hiroyuki Tagawa
Bild & Trailerquelle: Universal Pictures International Switzerland GmbH
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