Auch über Ostern gilt: zuhause bleiben und online Filme schauen!
John Canciani (künstlerischer Leiter) und Laura Walde (Programmkoordination) von den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur teilen exklusiv für Maximum-Cinema-Leser*innen eine weitere Runde von Corona-tauglichen Highlights und persönlichen Lieblingen aus dem vielfältigen Kurzfilmfundus, auf den man online jederzeit zugreifen kann.
«Curfew» von Shawn Christensen (USA 2012)
Shawn Christensen hat die vielleicht schönste Szene auf einer Bowlingbahn diesseits von den Coen-Brothers und «The Big Lebowski» gedreht. Ein Film darüber, dass man Verantwortung (für sich und andere) übernehmen kann, wenn es wirklich Not tut. «Curfew» gewann 2013 den Oscar für den besten Kurzfilm.
«Logorama» von François Alaux, Hervé de Crécy und Ludovic Houplain (Frankreich 2009)
Nichts da Beschränkung der Bewegungsfreiheit: In Logorama, dem Land der Logos, wird dem amerikanischen Traum von Freiheit gehuldigt. Spektakuläre Verfolgungsjagden, Entführungen und entlaufene Zootiere sorgen für atemberaubende Action ganz in der Tradition des amerikanischen Kinos. Auch für diesen Film setzte es einen Oscar – und zwar für den besten animierten Kurzfilm.
«Freedom & Independence» von Bjørn Melhus (Deutschland 2014)
Der Kapitalismus steckt in der Krise: In einer Erzählung, die einer assoziativen Traumlogik zu folgen scheint, zitieren die Protagonisten in Bjørn Melhus‘ Kurzfilm in neuen Kontexten Inhalte neoliberalen Elitedenkens und apokalyptisch-religiöser Wahnvorstellungen vor dem Hintergrund einer menschenleeren Grossstadt. Selbstverständlich dürfen auch die Pest-Zombies nicht fehlen.
«Baggern» von Corina Schwingruber Ilić (Schweiz 2011)
Heuer sind die Baustellen zumindest im Tessin geschlossen. Wie es dort sonst zugeht? Staub in den Augen, Lärm in den Ohren und Leidenschaft im Herzen! Das gehört zum Job eines Baggerfahrers im Abbruchgeschäft. Wie Bagger zu Balletttänzern werden, und warum es eben doch auf die Grösse ankommt, erfahrt ihr, wenn ihr euch «Baggern» hier anschaut: Film ab!
«All These Creatures» von Charles Williams (Australien 2018)
Ein Jugendlicher versucht, seine Erinnerungen an eine mysteriöse Plage, seinen Vater und die kleinen Wesen, die in uns allen stecken, zu entwirren. Ein berührender, poetischer Film zum Nachdenken.
«And So We Put Goldfish in the Pool» von Makoto Nagahisa (Japan 2017)
Das Teenagertum kann sich anfühlen wie eine einzige lange Quarantäne. Akane und ihre Freunde sind überzeugt, dass der Weg ins Nirgendwo durch Saitama führt, denn seit 15 Jahren leben sie nun in dieser Stadt und langweilen sich fast zu Tode. Nicht einmal die 400 freigesetzten Goldfische im Pool der Schule können das ändern. Die einzige Ablenkung sind Fahrradausflüge und exzessive Karaoke-Sessions.
«The External World» von David O’Reilly (Deutschland/Irland 2010)
David O’Reilly – heute bekannt als der Mann hinter den Hologramm-Sequenzen in Spike Jonzes «Her» – schaffte es schon immer, im Spannungsfeld hochkomplexer 3D-Animation und ästhetischer Reduktion Alltagsszenen mit viel Humor und Sinn fürs Absurde zu erzählen. Im Zentrum von «The External World» steht ein kleiner Junge, der Klavierunterricht nimmt und für jeden Fehler mit einem toten Fisch auf den Hinterkopf geschlagen wird. Und ihr fandet, zuhause bleiben und Filme gucken zu müssen, sei belastend?
«The Voyagers» von Penny Lane (USA 2010)
Was passiert nach dem Ende der Menschheit? 1977 schickte die NASA die Raumsonden Voyager 1 und 2 ins Weltall. Beide enthalten eine Datenplatte mit Bildern und Audioaufnahmen, die das Beste vom Planeten Erde verkörpern sollen. Während der Arbeit an den sogenannten «Golden Records» verliebte sich Astrophysiker Carl Sagan in seine zukünftige Frau Annie Druyan. Die Platten wurden zu ihren Liebesbriefen an die Menschheit und aneinander.
«My BBY 8L3W» von Neozoon (Deutschland/Frankreich 2014)
Ihr habt noch nicht genug von den süssen Katzen- und Hundevideos, die eure Social-Media-Kanäle überschwemmen? Die aus 30 Tracks bestehende Installation «MY BBY 8L3W» ist eine YouTube-Collage über Frauen, die ihre Haustiere im Internet präsentieren. Sie erklären offen ihre Liebe für ihre Rassehunde und -katzen und stellen diese überenthusiastisch der Welt vor.
«Zombies» von Baloji (D.R. Kongo/Belgien 2019)
Eine Reise zwischen Hoffnung und Dystopie in einem halluzinierten Kinshasa. «Zombies» wechselt von der Kultur des Friseursalons zum futuristischen Clubbing, von der städtischen Parade zu Ehren eines Diktators im Wahlkampf zu einem modernen Western. Hinterfragt wird die nahezu körperliche Beziehung, die wir zu unseren Mobiltelefonen haben, als Erweiterungen der Hand, die uns die Fähigkeit zur digitalen Allgegenwärtigkeit verleihen.
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Laura Walde und John Canciani von den Internationalen Kurzfilmtagen Winerthur entstanden. Herzlichen Dank!
Titelbild aus dem Film: «All These Creatures» von Charles Williams
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