Vor 20 Jahren, als das Web 2.0 noch in den Kinderschuhen steckte und kleine Bandbreiten nach kurzem Content verlangten, fing die bis heute anhaltende neue Blütezeit der Kurzfilme an. In Zeiten des Coronavirus gilt die Devise: zuhause bleiben, online Filme schauen. Dafür eignet sich das Kurzformat besonders gut.
John Canciani (künstlerischer Leiter) und Laura Walde (Programmkoordination) der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur teilen exklusiv für Maximum Cinema-Leser*innen ein paar thematisch passende Highlights und persönliche Lieblinge aus dem vielfältigen Kurzfilmfundus, auf den man online jederzeit zugreifen kann. An dieser Stelle: herzlichen Dank!
«Three Walls» von Zaheed Mawani (Kanada 2011)
Nach dieser Kurzdoku über das Arbeitsleben in sogenannten Cubicles werden wir alle ein Hoch aufs Home Office singen!
«Premature» von Gunhild Enger (Schweden 2013)
Ein Auto, eine Familie, eine Einstellung. Martin und seine spanische Frau Lucia reisen nach Norwegen, um seine Familie zu besuchen. Dass Familien auf engstem Raum hohes Konfliktpotential bieten, zeigt nicht nur COVID-19, sondern auch dieser prämierte Kurzfilm von Gunhild Enger.
«The Burden» von Niki Lindroth von Bahr (Schweden 2017)
Frische dein Schulfranzösisch auf mit den Untertiteln zu dieser schwarzen schwedischen Komödie über das moderne Arbeitsleben, existenzielle Angst und den befreienden Gedanken an die Apokalypse als Ausweg. (Wer lieber englische Untertitel hat, kann den Film auf Vimeo für CHF 3.90 anschauen: https://vimeo.com/ondemand/minborda)
«Hotaru» von William Laboury (Frankreich 2016)
Ein persönlicher Liebling: ein Film über kostbare Erinnerungen – und ein Film, den es in dieser Form nur noch online zu sehen gibt.
«Ivan’s Need» von Lukas Suter, Veronica L. Montaño und Manuela Leuenberger (Schweiz 2015)
Ein Bäcker knetet sich in Ekstase. Farbe und Sinnlichkeit für graue, lange Tage zuhause.
«Brotherhood» von Meryam Joobeur (Kanada/Tunesien 2018)
ZKB-Publikumspreisgewinner der Kurzfilmtage 2018 und Oscar-Shortlister: ein bewegendes, emotional vielschichtiges Drama über Familienbeziehungen, alte Wunden und Missverständnisse.
«Tape Generations» von Johan Rijpma (Niederlande 2011)
Grosse Mengen an Klebeband gehen durch einen unvorhersehbaren Prozess von Entwicklung und Verfall, ganz von alleine und ohne jegliche Erklärung. Aus der symmetrischen Struktur ergeben sich durch die verschiedenen Geschwindigkeiten der einzelnen Rollen bewegte Muster.
«Trapped in the City of a Thousand Mountains» von David Verbeek (Niederlande/China 2018)
Eine Welle von authentischem chinesischem Rap erobert das Internet im Sturm. Doch hinter dem beispiellosen Erfolg steckt ein Kampf um Meinungsfreiheit. Rapper probieren aus, was noch möglich ist – und was nicht mehr –, nachdem neue Zensurbestimmungen angekündigt worden sind.
«In a Nutshell» von Fabio Friedli (Schweiz 2017)
Vom Kern zum Krieg, vom Fleisch zur Liebe, von der Gleichgültigkeit zum Weltuntergang. «In a Nutshell» ist ein Versuch, die Welt zu erfassen.
«Las Palmas» von Johannes Nyholm (Schweden 2011)
Wahrscheinlich musste auch Regisseur Johannes Nyholm Home Office mit einem Kleinkind machen – und entschloss sich dann kurzum, seine Tochter zum Star seines heute in Kurzfilmkreisen legendären Filmes zu machen: Ein aufdringlicher Tourist randaliert in der Strandbar. Dass sich Urlauber manchmal wie Kleinkinder benehmen ist nichts Neues; dass sich Kleinkinder wie Urlauber benehmen, hingegen schon. Zum Schreien!
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Laura Walde und John Canciani von den Internationalen Kurzfilmtagen Winerthur entstanden. Herzlichen Dank!
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