Das «Wunder der Anden» ist die beeindruckende wahre Geschichte eines Flugzeugabsturzes im Jahr 1972, der eine uruguayische Rugby-Mannschaft im chilenisch-argentinischen Grenzgebirge strandete. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Pablo Vierci, rekonstruiert J. A. Bayonas «La sociedad de la nieve» («Society of the Snow») das «Wunder» und zeigt, wie die abgestürzten Überlebenden gegen Kälte, Lawinen, Verletzungen und Hunger kämpfen.
Am 13. Oktober 1972 verunglückte das uruguayische Rugby-Team Old Christians auf dem Weg nach Chile in den Anden: Das Flugzeug mit 45 Menschen an Bord zerschellte in einer Höhe von 4’000 Metern an einem Berghang. 72 Tage lang kämpften die Überlebenden, darunter Mitglieder der Rugby-Mannschaft, in der Folge gegen die unmenschlichen Temperaturen und Widrigkeiten in den eisigen Höhen des chilenisch-argentinischen Grenzgebirges – eine Tortur, bei der bisweilen sogar zum Kannibalismus gegriffen werden musste.
«72 Tage lang kämpften die Überlebenden gegen die unmenschlichen Temperaturen und Widrigkeiten in den eisigen Höhen des chilenisch-argentinischen Grenzgebirges – eine Tortur, bei der bisweilen sogar zum Kannibalismus gegriffen werden musste.»
30 Jahre nach «Alive» (1993), Frank Marshalls berühmter Hollywood-Adaption der Katastrophe, legt Regisseur und Drehbuchautor J. A. Bayona («A Monster Calls», «Jurassic World: Fallen Kingdom») nun nach: «La sociedad de la nieve» basiert auf dem gleichnamigen Buch von Pablo Vierci, einem Freund und Klassenkameraden einiger der verunglückten Flugpassagiere. Laut Produktionsnotizen verwendet Bayona das Werk des uruguayischen Autors, das 36 Jahre nach dem Flugzeugabsturz geschrieben wurde, um sowohl den Überlebenden als auch denen, die nicht überlebten, eine Stimme zu geben.
Bayona gelingt es mit seinem Film, dieses spektakuläre Wunder adäquat zu erzählen – doch sein vielleicht grösstes Kunststück hier ist es, die leisen Töne rund um das Geschehen in den Anden einzufangen, ohne dabei die Tragödie der Katastrophe aus den Augen zu verlieren: Seine Inszenierung der Geschichte gibt den Lebenden ein Gesicht und den Toten eine Stimme. Was Bayona indes besonders einfühlsam löst, ist die Diskussion über die ethischen und religiösen Fragen, die sich stellen, wenn sich die Überlebenden anschicken, aus Not ihre verstorbenen Mitpassagiere zu essen.
«Ein Drama ohne zu viel Pathos, das nicht Sensation zeigt, sondern die menschliche Natur in den Vordergrund hebt und Verständnis schaffen will, ein Film über den physischen und emotionalen Kampf ums Überleben, über Solidarität und Menschlichkeit.»
«La sociedad de la nieve» ist eine Tour de Force: Man ist hautnah beim Geschehen bei, sodass man mit den Abgestürzten mitfriert, mitleidet, mithadert, mithofft und mitfiebert. Dieses ergreifende Erlebnis ist auch der grossartigen Besetzung, dem authentischen Setting, der sensiblen Kameraarbeit von Pedro Luque und der unmittelbaren Inszenierung der Katastrophe und all ihren Schicksalsschlägen zu verdanken. Es ist ein Drama ohne zu viel Pathos, das nicht Sensation zeigt, sondern die menschliche Natur in den Vordergrund hebt und Verständnis schaffen will, ein Film über den physischen und emotionalen Kampf ums Überleben, über Solidarität und Menschlichkeit.
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Jetzt auf Netflix
Filmfakten: «La sociedad de la nieve» («Society of the Snow») / Regie: J. A. Bayona / Mit: Enzo Vogrincic, Matías Recalt, Agustín Pardella, Tomas Wolf, Diego Vegezzi, Esteban Kukuriczka, Francisco Romero, Rafael Federman, Felipe González Otaño, Agustín Della Corte / Spanien, USA / 144 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2023 Netflix, Inc. / NETFLIX
J. A. Bayona gelingt es in «La sociedad de la nieve», die lauten und leisen Töne der Flugzeugkatastrophe einzufangen, die sich 1972 als «Wunder der Anden» tatsächlich ereignet hat.
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