«This is my show, and I’m not going anywhere.»
Emma Thompson und Mindy Kaling brillieren in einer politisch aktuellen, erfrischenden und höchst amüsanten Komödie über eine alternde Talkshowmasterin. «Late Night» von Nisha Ganatra hat praktisch alles, was man sich von einer amerikanischen Komödie ihrer Art wünschen könnte.
Wie sagt man so schön: Es gibt Schauspielerinnen und Schauspieler, die könnten sogar ein Telefonbuch interessant aussehen lassen. Emma Thompson gehört definitiv zu dieser Gruppe. Die mittlerweile 60-jährige Britin, überzeugt auch in «Late Night» auf ganzer Linie. An ihrer Seite ist diesmal Mindy Kaling zu sehen, die den meisten hierzulande aus den Serien «The Office» (2005–2013) und «The Mindy Project» (2012–2017) bekannt sein wird. Thompson verkörpert die etwas in die Jahre gekommene Talkshowmasterin Katherine Newbury in einer Zeit, in der ihre Zuschauerzahlen nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Es droht die Absetzung ihrer Show.
Durch ein bisschen Glück (und ein bisschen «diversity hiring») wird die Fabrikarbeiterin und Comedy-Freundin Molly Patel (Kaling) bei der Show zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Damit soll dem vorwiegend weissen und vorwiegend männlichen Writers‘ Room etwas frischer Wind verpasst werden. Schnell wird ihr klar, dass Katherine alles andere als eine einfach Zeitgenossin ist. Etwas festgefahren in alten Tugenden, durch das stoische Festhalten an ihren Überzeugungen, und durch eine gehörige Portion Snobismus, hat sie stets eine Weiterentwicklung ihrer Show verhindert. Das, so die Senderchefin, widerspiegle sich in den Zuschauerzahlen. So lautet das Motto des Films nach einer anfänglichen Lebenskrise seitens Katherines: «They can’t replace you if everyone loves you.» Dass Molly da eine entscheidende Rolle spielen wird, ist evident.
«You’re a little old and a little white.»
«Late Night» stammt von Nisha Ganatra, die bisher vorwiegend Episoden von Sitcoms wie «Brooklyn Nine-Nine», «Better Things» oder «The Last Man on Earth» inszenierte. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Mindy Kaling selbst. Als der Film nach euphorischen ersten Reaktionen im Januar am Sundance-Filmfestival von Amazon Studios gekauft wurde, wurde er bereits als Hit des Sommers 2019 antizipiert. Leider ist dies nicht eingetreten, und der Film erwies sich für das Studio in Sachen Publikumszahlen als mittlere Enttäuschung.
Das ist schade, denn «Late Night» ist tatsächlich eine der besten Komödien des Jahres. Neben der Offenbarung, die Emma Thompsons komödiantische und rührende Performance zweifellos ist, sind die Dialoge unglaublich witzig und scharf, und die Kritik an der weissen, männlichen Dominanz im Show-Business ist subtil, aber stets im Unterton vorhanden. Das Einzige, was man dem Film vorwerfen kann – aber das kommt bei einem Crowdpleaser mit dem Terrain –, ist der teilweise etwas sprunghafte Wechsel zwischen Slapstick und überzeichneter Dramatik.
Alles in allem ist «Late Night» aber ein voller Erfolg, der es verdient hätte, wenigstens in der Schweiz viele Zuschauer ins Kino zu locken.
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Kinostart Deutschschweiz: 5.9.2019
Filmfakten: Regie: Nisha Ganatra / Mit: Mindy Kaling, Emma Thompson, John Lithgow, Hugh Dancy, Reid Scott, Denis O’Hare, Amy Ryan / USA / 102 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Ascot Elite Entertainment Group
Emma Thompson und Mindy Kaling brillieren als ungleiches Duo in einer hervorragenden Komödie, die (fast) auf ganzer Linie überzeugt.
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