Nachdem «Les hirondelles de Kaboul» bereits in Cannes und am Fantoche das Publikum in seinen Bann zu ziehen vermochte, kommt das stimmige, in hellen Farbtönen gezeichnete Kriegsdrama endlich regulär in die Kinos. Alles andere als leichte Kost, die sich aber unbedingt lohnt.
Zwei Paare inmitten von Kabuls Ende der 1990er Jahre, nachdem die Taliban die Stadt eingenommen haben: Der Lehrer Mohsen (gesprochen von Swann Arlaud) und seine Freundin, die Malerin Zunaira (Zita Hanrot) können sich nicht vorstellen, ohne einander zu leben. Ihre Liebe können sie aber nur in den eigenen vier Wänden ausleben, denn die Frau darf nicht ohne Burka aus dem Haus. Nicht weit davon entfernt, leben Atiq (Simon Abkarian) und Mussarat (Hiam Abbass), die schon seit Jahren zusammen sind, und sich nicht viel zu sagen haben. Trotz allem hält Mussarat zu seiner Frau, die an Krebs erkrankt ist.
Während sich die erste Hälfte des Films von Zabou Breitman und Eléa Gobbé-Mévellec etwas unzusammenhängend präsentiert und sich eher darauf konzentriert, ein vielseitiges Bild des von Nöten geplagten Kabul zu zeichnen, nimmt die Geschichte nach einer unvorhersehbaren Wende in der Mitte des Films stark an Fahrt auf. Ein schrecklicher Unfall verwebt das Leben der beiden ungleichen Paare auf schicksalhafte Weise miteinander.
Mit «Les hirondelles de Kaboul», der in Cannes uraufgeführt und bereits am Fantoche in Baden gezeigt wurde, setzt sich der von «Persepolis» (2007) und «The Breadwinner» (2017) geprägte Trend fort, Geschichten aus Kriegsgebieten durch Animationsfilme stimmungsvoll und emotionsgeladen zu erzählen. Diese Art der Erzählung erlaubt einerseits authentische, subjektive Bilder mitten im Kriegsgeschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, andererseits aber auch eine Poesie, eine Fantasie und Leichtigkeit, die diese Geschichten für die Zuschauer erträglicher machen. Dies fällt hier besonders auf, denn die Aquarell-Ästhetik und die hellen Farbtöne stehen in starkem Kontrast zur Ernsthaftigkeit des Inhalts und des Themas. Auch wenn die Kost keine leichte ist und dem Film besonders in der ersten Hälfte ein stärkerer roten Faden gut getan hätte, lohnt sich der Kinobesuch alleweil.
Mit «Les hirondelles de Kaboul» setzt sich der von «Persepolis» (2007) und «The Breadwinner» (2017) geprägte Trend fort, Geschichten aus Kriegsgebieten durch Animationsfilme stimmungsvoll und emotionsgeladen zu erzählen.
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Kinostart Deutschschweiz: 12.12.2019
Filmfakten: «Les hirondelles de Kaboul» / Regie: Zabou Breitman und Éléa Gobbé-Mévellec / Mit den Stimmen von: Zita Hanrot, Swann Arlaud, Simon Abkarian, Hiam Abbass / Frankreich, Luxemburg, Schweiz / 81 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Filmcoopi
Die Animation und eine über weite Strecken fesselnde Geschichte zeichnen ein düsteres Bild einer einst grossen Stadt.
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