„Ma Loute“ gehörte zur offiziellen Auswahl der Filmfestspiele in Cannes 2016. Auf den ersten Blick ist es eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte kurz vor dem ersten Weltkrieg. Der Film ist aber auch Komödie, Krimi und Kannibalismus. Bruno Dumonts („L‘Humanité“, „Camille Claudel 1915“) kurioses Sammelsurium ist wenig zugänglich und vermag trotz schauspielerischer Glanztaten nicht zu überzeugen.
Der Film spielt an der nordfranzösischen Küste. Es ist 1910, die Industrialisierung hat den Klassenkampf begründet und eine neue Aristokratie erschaffen. Auf der einen Seite findet man so die versnobten Mitglieder der inzestuösen van Petheghem Famile, die an die Küste fahren, um die Aussicht zu geniessen. Und auf der anderen Seite ist die Familie Bréfort, die barfuss Miesmuscheln sammelt, sich aber hauptsächlich kannibalistisch ernährt. Mitten in dieser grotesken Ausgangssituation befinden sich Ma Loute Bréfort und Billie van Petheghem zwischen denen sich eine grenzüberschreitende Jugendliebe entwickelt.
Billie und Ma Loute werden von jungen Laiendarstellern gespielt, was man ihnen aber kaum anmerkt. Wie die bekannten französischen Stars, die die van Petheghem Familie ausmachen, Fabrice Luchini (Potiche/Das Schmuckstück, Les femmes du 6ème étage/Nur für Personal!) als Familienoberhaupt André, Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche (The English Patient, Chocolat, Sils Maria) als Aude, Andrés Schwester, und Valeria Bruni Tedeschi (Actrices, A Good Year, La Pazza Gioia) als Isabelle, Frau und Cousine von André, wirken die SchauspielerInnen auch in den absurdesten Szenen nicht lachhaft, sondern glaubwürdig.
Das ist aber so gut wie der einzige Lichtblick in der gut zwei Stunden dauernden Vorstellung. Wirklich lustig wirkt in dieser so genannten Komödie kaum etwas, nicht einmal das von Laurel und Hardy inspirierte Polizeigespann. Insgesamt versucht Regisseur Dumont zu viel unter einen Hut zu bringen. Der Film ist am Schluss das, was Inspektor Dings („Machin“ im Original) von Billie denkt: „weder Fisch noch Fleisch“. Anstatt zum Nachdenken verleitet er so höchstens zum Kopfschütteln.
Filmstart: 27. Oktober 2016 / Regie: Bruno Dumont / Mit: Fabrice Luchini, Juliette Binoche, Valeria Bruni Tedeschi, Jean-Luc Vincent
Trailer- und Bildquelle: Praesens Film
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