«Mixed by Erry» vermischt Italianità, Musik, Familie und Kassettennostalgie auf äusserst sympathische Art und Weise. Ein empfehlenswerter, kurzweiliger Film für alle, die noch ein bisschen auf den eigenen Ferienbeginn warten müssen.
Im Gegensatz zu seinen Brüdern, verbringt Enrico Frattasio (Luigi D’Oriano) wenig Zeit mit Gleichaltrigen, sondern hört stattdessen stundenlang Radio im lokalen Elektrowarengeschäft. Als Erwachsener wird aus dem verträumten kleinen Jungen ein ebenso verträumter junger Mann, der DJ werden möchte, aber nicht das extrovertierte Charisma mitbringt, um das Publikum mitzureissen. Doch die Leute in seinem Quartier in Neapel lieben seine Mixtapes – und schon bald kennt die ganze Welt die Gebrüder Frattasio, Musikpiraten der ersten Stunde.
«‹Mixed by Erry› ist nach ‹L’incredibile storia dell’Isola delle Rose› bereits der zweite Film, den Regisseur Sydney Sibilia in Zusammenarbeit mit Netflix in Umlauf bringt.»
«Mixed by Erry» ist nach «L’incredibile storia dell’Isola delle Rose» (2020) bereits der zweite Film, den Regisseur Sydney Sibilia in Zusammenarbeit mit Netflix in Umlauf bringt. Sein neuestes Werk ist jedoch kein Netflix-Original, sondern wurde im Frühling diesen Jahres in den italienischen Kinos gezeigt. Doch seit Kurzem ist «Mixed by Erry», ebenfalls eine auf wahren Begebenheiten basierende Komödie, dank Netflix auch einem internationalen Publikum zugänglich.
Ähnlich wie der titelgebende Protagonist, der sogar seinen Künstlernamen abgekupfert hat, ist «Mixed by Erry» kein sonderlich origineller Film. Erzählstruktur, Schnitt und Musik sind unspektakulärer Mainstream. Stattdessen trumpft «Mixed by Erry» mit unglaublich viel Charme, einer Prise Nostalgie und unerschütterlicher Zuneigung gegenüber seinen Hauptfiguren auf. Sibilia zeichnet die erfolgreichsten Raubkopierer der Achtzigerjahre als naive, träumerische Kleinkriminelle – so sieht man schon ganz am Anfang des Films in einer Szene, in der die Brüder Tee kochen, den ihr Vater später als Whisky verkauft, wie mit viel Humor und Herz Familienverhältnisse, Figuren und Tonfall etabliert werden.
«Stattdessen trumpft ‹Mixed by Erry› mit unglaublich viel Charme, einer Prise Nostalgie und unerschütterlicher Zuneigung gegenüber seinen Hauptfiguren auf.»
Gleichzeitig lässt es sich Sibilia aber nicht nehmen, diese leicht rosafarbene Darstellung auch hin und wieder beim Namen zu nennen und mit mehreren deutlich markanteren Szenen zu kontextualisieren. Nicht ganz unerwartet macht der Erfolg aus den «herzigen» Gaunern nämlich dubiose Geschäftsmänner mit mafiösen Strukturen, welche die Aufmerksamkeit von Polizei und etablierter Mafia auf sich ziehen. Trotzdem mag man besonders Enrico den Erfolg gönnen und drückt ihm die Daumen, dass alles doch irgendwie gut geht, was auch dem sympathischen Hauptdarsteller Luigi D’Oriano zu verdanken ist. «Mixed by Erry» ist ein besonders gelungener Einstieg in den heissen Hochsommer.
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Jetzt auf Netflix Schweiz
Filmfakten: «Mixed by Erry» / Regie: Sydney Sibilia / Mit: Luigi D’Oriano, Giuseppe Arena, Emanuele Palumbo, Francesco Di Leva, Cristiana Dell’Anna, Adriano Pantaleo, Chiara Celotto, Greta Esposito, Fabrizio Gifuni / Italien / 110 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Netflix
«Mixed by Erry» ist ein charmanter Film über Musikpiraten aus der Zeit vor dem Breitbandinternet. Und ein bisschen Monopolisierung hat ja noch keinem geschadet – nicht wahr, Spotify?
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