Ungebetene Gäste waren noch nie so unangenehm und unberechenbar, wie in Aronofskys neuem Film. Das einzig Sichere ist wohl, dass niemand den Kinosaal ohne «What the f*ck!?» zu denken verlassen wird.
Ein junges Ehepaar lebt ruhig und abgeschottet in einem idyllischen Landhaus. Er (Javier Bardem) Dichter mit Schreibblockade. Sie (Jennifer Lawrence) hingebungsvolle, junge Hausfrau, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat das einst heruntergekommene Haus auf Vordermann zu bringen. Doch schon bald wird die Ruhe von unerwartetem, fremdem Besuch gestört. Von hier an überschlagen sich die Absurditäten. Während immer mehr Besucher im Zuhause des Paars auftauchen, kristallisiert sich ein dritter Protagonist immer deutlicher heraus. Das Haus selbst. Es hat einen Herzschlag und reagiert auf seine gestörte Umgebung. Vor allem aber scheint es in direkter Verbindung zu ihr – der Mutter (!) – zu stehen, woraus sich ein tiefer psychologischer Diskurs erahnen lässt, der sich erst ganz zum Schluss des Films auflöst.
«Mother!» ist ein Albtraum, aus dem man nicht aufwachen will
Mit «Black Swan» und «Requiem for a Dream» hatte Aronofsky bereits bewiesen, dass er dem Filmemachen rund um die menschliche Psyche mehr als gewachsen ist. Mit «Mother!» übertrifft er sich nochmals selbst. Tatsächlich erlebt man den Film wie einen schlechten Traum, aus dem man nicht aufwachen kann und schlussendlich auch nicht will. Die Kameraführung ist so fein ausgearbeitet, dass man sich bei jedem Schwenk schon vor dem nächsten Wahnsinn fürchtet, der sich einem in der nächsten Einstellung eröffnen wird. Ausserdem wartet man verzweifelt darauf, dass die, sich häufenden, grotesken Abartigkeiten endlich einen Sinn ergeben. An Spannung fehlt es in «Mother!» nie. Während der eigentliche Plot extrem simpel gehalten wird, sind es die symbolisch implizierten Thematiken, die dem Film einen einzigartigen Charakter verleihen. Nicht zuletzt auch dank der grossartigen Filmmusik des Isländers Jóhann Jóhannsson und natürlich dem überzeugendem und ungleichem Paar Javier Bardem und Jennifer Lawrence. Einziger Kritikpunkt ist wohl die zweite Hälfte des Films, in der die Ereignisse auf die Spitze getrieben werden und so irgendwie den Rahmen an Toleranz des Zuschauers für all die bizarren Geschehnisse sprengen.
Fazit
Aronofskys neues Werk ist eine Herausforderung. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich auf den Film einzulassen und sich in die absurde, unheimliche Welt entführen zu lassen. «Mother!» lässt sich nur schwer in Worte fassen und wird bestimmt noch viel zu reden geben. Ein Paradox, dass diesen einzigartigen Film ziemlich genau beschreibt.
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Ab 14.09.17 im Kino / Neu auf Netflix
Regie: Darren Aronofsky Darsteller: Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer
Auch eigen: Das Poster zu Film.
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