Aufwachsen ist verdammt schwer – und nie wirklich abgeschlossen: Lisa Hanawalt, bekannt als Animationsdesignerin und Produzentin von «BoJack Horseman», widmet mit «Tuca & Bertie» ihre erste eigene Zeichentrickserie dem Leben zweier Vogelfrauen Anfang 30, die auf ganz unterschiedliche Weise versuchen, den Alltag zu meistern.
Tuca (gesprochen von Tiffany Haddish) ist empört: Nach langjährigem WG-Leben hat ihre beste Freundin Bertie (Ali Wong) sie nun gebeten, auszuziehen, damit sie die Wohnung künftig mit ihrem Freund Speckle (Steven Yeun) teilen kann. Die darauf folgenden Konflikte sind alle direkt aus dem Alltag der zwei jungen Vogelfrauen gepflückt: (fehlende) Ambitionen, komplizierte Beziehungen und Freundschaften, wachsende Zukunftsängste, verändernde Identitäten und Lebensentwürfe – und obendrauf der alltägliche Sexismus, mit dem Frauen konstant konfrontiert werden.
Hanawalts Stil ist spätestens seit «BoJack Horseman» unverkennbar: leuchtend-bunte, satte Farben, grosse Flächen und bekleidete Tierfiguren, die sich in urbanen Räumen bewegen. Doch auch wenn die bekannt aussehenden Vögel ein reines Spin-off vermuten lassen könnten, behauptet «Tuca & Bertie» sich als ein eigenständiges Werk, das Hanawalt viel Raum zur Weiterentwicklung erlaubt: Neben der gewohnt grossartigen Zeichentrick-Animation experimentiert sie mit Sockenpuppen, Stop-Motion, Scherenschnitten und jeder Menge visuellem Aberwitz und schafft es so, die Gefühle ihrer Figuren stets gänzlich überraschend, nachvollziehbar und berührend sichtbar zu machen.

Tuca und Bertie.
«Hanawalt nutzt ihre einzigartige Bildsprache, um sich ausschliesslich auf die Gefühle, Wünsche und Probleme junger Frauen zu konzentrieren. Die Erlebnisse, die sie dabei schildert, sind unbedingt sehenswert, humorvoll und wirken durchgehend authentisch.»
Und auch inhaltlich bringt «Tuca & Bertie» frischen Wind in die wachsende Sammlung erwachsener Animationsserien: Während das Medium sich bisher überwiegend mit mal mehr, mal weniger toxischen Männerfiguren befasste («BoJack Horseman», «Rick and Morty», «Family Guy» und Co.), nutzt Hanawalt ihre einzigartige Bildsprache, um sich ausschliesslich auf die Gefühle, Wünsche und Probleme junger Frauen zu konzentrieren. Die Erlebnisse, die sie dabei schildert, sind unbedingt sehenswert, humorvoll und wirken durchgehend authentisch und vertraut – und das trotz skurriler Begegnungen mit Grossmüttern in Kuchenform, mysteriös-lebendigen Stoner-Pflanzen und Geschlechtskrankheiten, die wilde Partys feiern.
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Trailer- und Bildquelle: Netflix
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