New York, beste Freunde und Alltagsprobleme, die es zu bewältigen gilt: Dass diese Zutaten für erfolgreiche US-Sitcoms fast schon ausreichen, wissen wir längst, «How I Met Your Mother» oder «Friends» lassen grüssen. Und doch zeigt «Master of None» so viel mehr als das. Selten wurden so viele Klischees und Stereotype der Generation X so genüsslich auseinander genommen und wieder zusammengesetzt, wie in dieser preisgekrönten Comedy-Serie aus dem Hause Netflix.
Dev, gespielt von Golden Globe Gewinner Aziz Ansari, ist New Yorker, Sohn indischer Immigranten, Anfang 30, Schauspieler, Liebhaber von echter italienischer Pasta und auf der Suche nach der grossen Liebe. Seine Freunde – alle ebenfalls Anfang 30 – sind Arnold, bester Freund, Typ gutmütiger Bär und „klassischer Sidekick“, Brian, der smarte und gutaussehende Asiate mit immer mal wieder guten Ratschlägen und Denise, älteste Freundin von Dev, schwarz, lesbisch und mit den besten Datingtipps auf Lager. Zusammen besprechen sie ernste wie unwichtige Themen des Lebens gleichermassen. So weit so unspektakulär.
Vieles, was diese vier New Yorker umtreibt sind jene „First World Problems“, die wahrscheinlich jede und jeden Mitte 20 Anfang 30-Jährigen in der westlichen Hemisphäre schon umgetrieben haben, angefangen bei der Suche nach dem besten Taco in der Stadt bis hin zu der Frage wie um Himmelswillen man mit immer gleichen Tinder-Dates umgeht – oder was eigentlich zu tun ist, wenn beim ersten Date das Kondom reisst.
Ansari, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern mit Alan Yang auch massgeblich am Drehbuch beteiligt ist, geht aber auch ernsthafteren gesellschaftlichen Problemen nach, so werden etwa Geschlechterrollen-Klischees genauso auseinandergenommen wie die Tatsache beleuchtet, dass Formen von Rassismus durchaus immer noch alltäglich sind – so wird er auf Castings für verschiedene Rollen immer wieder ermutigt „doch bitte mal wie ein richtiger Inder zu sprechen“.
Ansaris Rolle des Dev trägt stark autobiografische Züge und manchmal scheint man sich nicht mehr ganz sicher zu sein, ob Ansari nun die Rolle spielt oder sich selbst parodiert. (Was er sogar selbst machmal nicht mehr ganz zu unterscheiden weiss). Nichtsdestotrotz merkt man der Serie die Liebe zum Detail an und taucht gerne in die kurzweiligen Geschichten ein.
Schmankerl für Cineasten
Die einzelnen, ca. 25-minütigen Folgen, die meist in sich abgeschlossene kleine Geschichten sind, werden zwar von einer grösseren Storyline zusammengehalten – immer wieder jedoch entfalten sie ihre ganz eigene sehr stilvolle Poetik sowohl stilistisch als auch inhaltlich, die insbesondere leidenschaftlichen Cineasten sehr gefallen dürfte. Insbesondere die erste Folge der zweiten Staffel und die Hommage an eines der grössten Werke des italienischen Neorealismus ganz in Schwarz-Weiss und mit kaum Dialog wird – oder hat schon – einige Herzen höher schlagen lassen.
Bitte bald mehr davon!
Auf Netflix Schweiz
Autoren: Aziz Ansari, Alan Yang Mit: Aziz Ansari, Noël Wells, Eric Wareheim, Kelvin Yu, Lena Waithe, Alessandra Mastronardi
No Comments