Überforderung beim Einkaufen oder Realitätsflucht vor dem Rechner? Das Schweizer Trickfilmschaffen ist auch in der Krise brandaktuell. Wir haben neun wunderbare Perlen für euch herausgepickt, die euch die Selbstisolation und das Home Office versüssen werden.
«Dinner Without Joe» von Domino Macherel und Zéa Schaad
Der nächste Restaurantbesuch muss noch ein bisschen warten. Eine gute Gelegenheit, um zumindest in Gedanken auswärts zu essen – und sich einmal mehr bewusst zu werden, welche sozialen Fallstricke damit verbunden sind. Klingelnde Handys, ausbleibende Gesellschaft und önologische Unsicherheiten vermischen sich in «Dinner Without Joe» von Domino Macherel und Zéa Schaad zu einem traumhaften Tanz im Gastrotempel. Mmmh… d’lad’la.
«OS Love» von Luc Gut
Wie ungerecht, dass wir bei diesem unfrühlingshaften Dauersonnenschein vor dem Rechner versauern müssen. Da würde man am liebsten gleich dahinschmelzen und eins werden mit der Maschine. Luc Guts Kurzfilm «OS Love» lädt uns auf einen meditativ-digitalen Tauchgang durch den Macbildschirm ein, der beweist: Runterfahren können nicht nur Computer.
«Honour» von Frederic Siegel
In diesem in feurige Orange- und Rottöne getauchten Trickfilm nimmt uns Frederic Siegel mit auf einen fernen Planeten, wo ein urzeitliches Wesen auf unbekannten Pfaden wandelt. «Honour» ist ein ebenso poetischer wie beeindruckender Animationsfilm über Rache und Ehre.
«Living Like Heta» von Bianca Caderas, Isabella Luu und Kerstin Zemp
Zuhause bleiben? Das kann die schrullige Heta gut. Die Titelheldin des Kurzfilms von Bianca Caderas, Isabella Luu und Kerstin Zemp befolgt stur ihre bizarren Routinen – doch was, wenn dieses durchgeplante Leben auf den Kopf gestellt wird? «Living Like Heta» ist ein bezaubernder Kurzfilm, der einen in eine schräge Welt voller charmanter Figuren entführt.
«Sunday» von Neil Stubbings
Eine Abkühlung hätte der arme, schwitzende Pinguin in Neil Stubbings «Sunday» dringend nötig. Jetzt, wo die Pole schmelzen, brennt die Sonne umso unerbittlicher auf des Vogels Haupt. Ein kurzweiliger und bisweilen herrlich absurder Klamauk im Geist der alten «Tex Avery»-Cartoons.
«De Roni» von Andrea Schneider
Kaum jemand hat das Wesen des Zürihipsters so geschickt erfasst wie Andrea Schneider mit ihrem aberwitzigen Kurzfilm «De Roni». Der coole Stadtfuchs (oder ist es ein Dachs?) Roni Rännvelo ist hin- und hergerissen zwischen dem urbanen Lifestyle und seiner so gar nicht fetzigen Herkunft. Und in Zeiten von Corona fragen wir uns doch eigentlich nur: Macht das «Büsi» auch Katerzmorge-Home-Delivery?
«Love and Loopholes» von Jane Mumford
Gerade jetzt, wo wir zuhause hocken und unsere Wäsche dreimal so oft waschen wie sonst, wäre es angebracht, uns einmal zu fragen, wie es eigentlich unseren Socken in ihrem durchgedrehten Alltag so ergeht. In ihrem witzigen Puppentrickfilm «Love and Loopholes» geht Jane Mumford (die man durch ihre quirligen Auftritte bei «Deville» kennen dürfte) dieser Frage nach und zeigt, wie leicht unsere Socken wegen eines Lochs in ein ebensolches fallen können.
«Analysis Paralysis» von Anete Melece
Wirklich Spass macht das Einkaufen im Moment nicht. Aber für Anton war es noch nie angenehm: Der Protagonist von Anete Meleces bunter Filzstiftsatire «Analysis Paralysis» überdenkt alles. Und das sorgt für einen vollen und vor allem schweren Schädel. Doch zum Glück hat er seinen kleinen Hund.
«Immersion» von Lalita Brunner
Social Distancing – für Introvertierte vermutlich ein Segen. In Lalita Brunners Kurzfilm «Immersion» will ein Mann doch eigentlich nur schwimmen – doch der Weg ins kühle Nass hält viele Hürden und Herausforderungen bereit. Mit seinen geschickten Kameraeinstellungen und der verspielten Farbpalette ist dieser Film ein erfrischendes Vergnügen.
Haufenweise Trickfilme
Übrigens: Es gibt noch viel mehr tolle Trickfilme, mit denen du dir deine Zeit zuhause versüssen kannst. Die Schweizer Trickfilmgruppe GSFA bietet auf Vimeo ein grosses Verzeichnis an kostenlosen Filmen und VOD-Angeboten.
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Themenbezogene Interessensbindung des Autoren: Olivier Samter ist mit einigen der vorgestellten Filmschaffenden befreundet. Das bedeutet aber noch nicht, dass sie auch zwangsläufig mit ihm befreundet sind.
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