Ein paar Wochen früher als üblich finden am Sonntag, 9. Februar, in Hollywood die Academy Awards statt, im Volksmund besser bekannt als «Oscars». Welche Filme haben die besten Chancen auf ein Goldmännchen? Welche Schauspieler*innen können sich bald den Begriff «Academy Award Winner…» vor ihren Namen schreiben? Hier eine Analyse des Oscarrennens.
Wer für einen Oscar nominiert ist, wurde bereits Mitte Januar bekannt gegeben (Hier geht’s zum Überblick), sodass es mittlerweile ziemlich klar ist, welche Filme und welche Personen auf grosse Unterstützung der rund 7’000 Mitglieder*innen der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), die bei der Oscar-Verleihung wählen, zählen können.
Die Awards-Season, die im Herbst beginnt und im Februar mit den Oscars als Höhepunkt endet, bringt jedes Jahr zahlreiche «Oscar-Favoriten» auf die Leinwand. Dieses Jahr begann dies mit «Jojo Rabbit», der am Toronto Film Festival den Publikumspreis gewann – oftmals ein Indikator für eine Oscar-Nominierung als Bester Film – sowie «Ford v Ferrari» («Le Mans ’66») am Festival in Telluride. «The Irishman» wurde am New York Film Festival Ende September uraufgeführt, den Abschluss machten die späten Nicht-Festival-Premieren von «Little Women» und «1917».
Viele Filme, die hoch im Kurs stehen, wurden 2019 aber bereits vorher präsentiert: im Mai in Cannes «Parasite» und «Once Upon a Time in Hollywood», und im August in Venedig «Joker» und «Marriage Story». Es ist schwierig, die Oscar-Chancen derjenigen Filme abzuschätzen, die bereits im Mai gezeigt werden, da es stark davon abhängt, wie sich der Buzz über die folgenden acht Monate aufrechterhalten kann. Dass «Parasite» als nicht-amerikanischer Film die Stange halten und sechs Nominierungen inklusive für den besten Film einheimsen konnte, hätte im vergangenen Mai wohl niemand vorhersagen können.
In den folgenden Abschnitten werden in den verschiedenen Kategorien die jeweiligen Nominierten anhand der Wahrscheinlichkeit des Gewinns aufgelistet. In manchen Kategorien ein einfaches, in anderen ein schwierigeres Unterfangen.
Bester Film
Die Nominierten:
- 1917
- Once Upon A Time in Hollywood
- Parasite
- The Irishman
- Joker
- Marriage Story
- Little Women
- Jojo Rabbit
- Ford v Ferrari
In der Königsklasse zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen «1917» und «Once Upon a Time in Hollywood» ab. Ersterer debütierte vergleichsweise spät in der Awards-Season – die erste öffentlichen Vorstellungen fanden erst Ende Dezember statt –, hat aber inzwischen den Golden Globe als bestes Drama und den Preis der Produzentengilde PGA gewonnen. 21 der letzten 30 Oscar-Gewinner waren auch PGA-Preisträger. «Once Upon a Time in Hollywood» hat sehr gute Chancen, weil er durch seine Geschichte dem Showbusiness inhaltlich nahe steht – etwas, das die Academy liebt. Ausserdem hat er den Golden Globe als Beste Komödie gewonnen.
«Parasite», der von der Schauspielgilde SAG den Preis für das beste Ensemble erhielt, steht hingegen ähnlich da wie «Roma» im vergangenen Jahr und wird zweifellos den Oscar für den besten internationalen Film gewinnen, den Hauptpreis aber wohl knapp verpassen. «The Irishman», «Joker», «Marriage Story» und «Little Women» werden allenfalls Aussenseiterchancen eingeräumt, derweil «Jojo Rabbit» und «Ford v Ferrari» zu wenig «Buzz», um gewinnen zu können.
Beste Regie
Die Nominierten:
- Sam Mendes («1917»)
- Martin Scorsese («The Irishman»)
- Bong Joon-ho («Parasite»)
- Quentin Tarantino («Once Upon a Time in Hollywood»)
- Todd Phillips («Joker»)
Lange sah es so aus, als ob Martin Scorsese 13 Jahre nach seinem ersten und einzigen Oscar-Gewinn für «The Departed» erneut als bester Regisseur geehrt werden könnte. Aber auch hier wird ihm «1917»-Regisseur Sam Mendes wohl den Titel streitig machen. Er, der vor genau 20 Jahren den Regie-Oscar bereits für «American Beauty» entgegennehmen konnte, gewann Mitte Januar den Regie-Golden-Globe. Ein richtungsweisender Sieg war auch der Directors‘ Guild Award der Regiegilde DGA, der am 26. Januar verliehen wurde und auch an Mendes ging.
Der Südkoreaner Bong Joon-ho hat Aussenseiterchancen, Quentin Tarantino wird sich mit dem Drehbuch-Oscar zufrieden geben müssen, und Todd Phillips, der als einziger nicht für den DGA-Preis nominiert wurde – an seiner statt war Taika Waititi für «Jojo Rabbit» im Rennen –, hat die schlechtesten Karten.
Beste Hauptdarstellerin
Die Nominierten:
- Renée Zellweger («Judy»)
- Scarlett Johansson («Marriage Story»)
- Charlize Theron («Bombshell»)
- Cynthia Erivo («Harriet»)
- Saoirse Ronan («Little Women»)
Renée Zellweger hat für ihre Rolle als Judy Garland jeden erdenklichen Award gewonnen, und es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie nicht auch den Oscar gewinnen wird. Zu gut ist auch ihre Comeback-Story, ist sie doch für knapp ein Jahrzehnt komplett von der Bildfläche verschwunden. Ein Gewinn für Zellweger ist auch eine Ehrung für Judy Garland, eine Hollywood-Ikone.
Bester Hauptdarsteller
Die Nominierten:
- Joaquin Phoenix («Joker»)
- Adam Driver («Marriage Story»)
- Antonio Banderas («Dolor y gloria»)
- Leonardo DiCaprio («Once Upon A Time in Hollywood»)
- Jonathan Pryce («The Two Popes»)
Auch hier dürfte das Rennen bereits vorbei sein, denn Charakterdarsteller Joaquin Phoenix hat nach drei Nominierungen noch keinen Oscar gewonnen und der Buzz ist auch ein halbes Jahr nach der Uraufführung von «Joker» stark. Er geniesst grosse Unterstützung in Hollywood, und die Qualität seiner Performance, auch wenn der Film kontrovers aufgenommen wurde, ist unbestritten.
Einzig Adam Driver, der dieses Jahr neben «Marriage Story» mit «The Report», «Star Wars: The Rise of Skywalker» und «The Dead Don’t Die» im Kino omnipräsent war, könnte ihm den Oscar noch streitig machen. Doch um Driver zu ehren, werden sich viele Academy Members sagen, wird man in Zukunft noch viele Möglichkeiten haben. Antonio Banderas‘ Film ist – trotz Regisseur Pedro Almodóvar – zu klein und unbekannt für einen Gewinn, DiCaprio hat erst kürzlich gewonnen, und um Jonathan Pryce herrscht schlicht zu wenig Buzz.
Beste Nebendarstellerin
Die Nominierten
- Laura Dern («Marriage Story»)
- Margot Robbie («Bombshell»)
- Scarlett Johansson («Jojo Rabbit»)
- Kathy Bates («Richard Jewell»)
- Florence Pugh («Little Women»)
Da Jennifer Lopez überraschenderweise nicht für ihre Performance in «Hustlers» nominiert wurde, scheint hier das Rennen ziemlich klar zu sein. Laura Dern, 2019 auch in «Big Little Lies» und «Little Women» zu sehen, gewann den Golden Globe und ist eine Schauspielerin, die man einfach gerne haben muss. Sich nie in den Vordergrund drängend und meistens nuancierte Nebenfiguren verkörpernd, dürfte sie sich hier in die Köpfe der Academy-Mitglieder gespielt haben. Auch sie hat noch keinen Oscar gewonnen, obwohl sie bereits mehrmals nominiert war, zuletzt für «Wild» von Jean-Marc Vallée. Gewinnt nicht Dern, haben die anderen vier Nominierten, von Newcomerin Florence Pugh bis zur Veteranin Kathy Bates, ungefähr alle gleich grosse Chancen auf den Gewinn.
Bester Nebendarsteller
Die Nominierten:
- Brad Pitt («Once Upon A Time in Hollywood»)
- Tom Hanks («A Beautiful Day in the Neighborhood»)
- Joe Pesci («The Irishman»)
- Al Pacino («The Irishman»)
- Anthony Hopkins («The Two Popes»)
Auf dem Papier stehen die Chancen für fast alle Nominierten nicht schlecht. Besonders Tom Hanks, der zuletzt vor 19 Jahren für einen Oscar nominiert wurde, oder Joe Pesci und Al Pacino, deren Namen mit den besten Mafia-Filmen der Filmgeschichte in Verbindung gebracht werden, könnten am Ende herausstechen. Bei Pesci und Pacino wird es aber wohl zu Vote-Splitting kommen, da diejenigen, die «The Irishman» ehren wollen, sich entscheiden müssen. Anthony Hopkins‘ Film wiederum ist im grossen Ganzen zu unbedeutend. Es bleiben nur Brad Pitt, der Gewinner des Golden Globes, und Tom Hanks, die wohl die besten Karten haben. Pitt hat bisher die meisten Awards gewonnen, was auf einen Oscar-Gewinn hindeutet.
Bestes adaptiertes Drehbuch
Die Nominierten:
- «Little Women» (Greta Gerwig)
- «The Irishman» (Steven Zaillian)
- «Jojo Rabbit» (Taika Waititi)
- «The Two Popes» (Anthony McCarten)
- «Joker» (Todd Phillips, Scott Silver)
Der Aufschrei war gross, als wiederum ausschliesslich Männer für den Regie-Oscar nominiert wurden, allen voran der Snub von Greta Gerwig und «Little Women». Die Kritik ist wohl auch bei der Academy angekommen, und es ist deshalb wahrscheinlich, dass sie Gerwig für ihr Drehbuch prämieren werden. Weitere Möglichkeiten wären aber auch Steven Zaillians «The Irishman»-Script oder Taika Waititi für seinen urkomischen «Jojo Rabbit».
Bestes Originaldrehbuch
Die Nominierten:
- «Once Upon a Time in Hollywood» (Quentin Tarantino)
- «Parasite» (Bong Joon-ho, Han Jin Won)
- «Marriage Story» (Noah Baumbach)
- «1917» (Sam Mendes, Krysty Wilson-Cairns)
- «Knives Out» (Rian Johnson)
Diesen Sieg scheint Quentin Tarantino in der Tasche zu haben. Die Drehbuchautoren der Academy, die in dieser Kategorie abstimmen, sind grosse Tarantino-Fans, haben sie ihn doch schon 1995 für «Pulp Fiction» und 2013 für «Django Unchained» ausgezeichnet. Hier ging Anfang Januar bereits der Drehbuch-Golden-Globe – ohne Unterscheidung zwischen adaptiertem und Originaldrehbuch – an Tarantino. «Parasite» und «Marriage Story» könnten für Überraschungen sorgen, der wortkarge «1917» und der ansonsten nirgends nominierte «Knives Out» sind eher unwahrscheinliche Kandidaten.
Beste Kamera
Die Nominierten:
- «1917» (Roger Deakins)
- «The Lighthouse» (Jarin Blaschke)
- «Once Upon a Time in Hollywood» (Robert Richardson)
- «The Irishman» (Rodrigo Prieto)
- «Joker» (Lawrence Sher)
Wer «1917» gesehen hat, wird zweifellos beistimmen, dass dieser Oscar an Roger Deakins gehen wird. Der Film ist wie «Birdman» so aufgebaut, dass (fast) keine sichtbaren Schnitte auftauchen, was die Anforderungen an eine dynamische Kamera immens erhöht. Deakins wurde dieses Jahr seit 1995 zum 15. Mal nominiert und gewann erst vor zwei Jahren für seine Arbeit in «Blade Runner 2049» seine erste Trophäe. Die Gilde der Kameraleute nominiert häufig auch einen Film, der ansonsten nirgends nominiert ist – dieses Jahr namentlich «The Lighthouse» – und sorgt damit stets für angenehme Überraschungen.
Bestes Kostümdesign
Die Nominierten:
- «Little Women» (Jacqueline Durran)
- «The Irishman» (Sandy Powell, Christopher Peterson)
- «Once Upon A Time in Hollywood» (Arianne Phillips)
- «Jojo Rabbit» (Mayes C. Rubeo)
- «Joker» (Mark Bridges)
Die folgenden Kategorien sind etwas schwieriger abzuschätzen, da es bei vielen noch keine klaren «Frontrunners» gibt. Alle Nominierten sind mögliche Gewinner. Schon die Nominierten waren schwer vorauszusagen, hat doch die Kostümdesign-Gilde bei ihren Awards auch «Rocketman», «Dolemite is My Name» und «Downton Abbey» bei den Nominierten berücksichtigt. Es gibt also keine klare Favoriten und das Feld ist ziemlich offen.
Bester Schnitt
Die Nominierten:
- «Ford v Ferrari» (Michael McCusker, Andrew Buckland)
- «Parasite» (Yang Jin-mo)
- «The Irishman» (Thelma Schoonmaker)
- «Joker» (Jeff Groth)
- «Jojo Rabbit» (Tom Eagles)
Der Schnitt ist wohl die grösste Chance, die «Ford v Ferrari» auf ein Goldmännchen hat. Die dynamischen Übergänge zwischen den Autorenn-Einstellungen dürfte die Academy zu überzeugen vermögen. Michael McCusker war bereits für Regisseur James Mangolds «Walk the Line» im Jahr 2006 in derselben Kategorie nominiert. Ähnlich wie beim Kostümdesign scheint hier das Rennen aber weit offen zu sein und sowohl «Parasite» oder «The Irishman» könnten am Ende triumphieren.
Bestes Makeup und Hairstyling
Die Nominierten:
- «Bombshell» (Kazu Hiro, Anne Morgan, Vivian Baker)
- «Judy» (Jeremy Woodhead)
- «Maleficent: Mistress of Evil» (Paul Gooch, Arjen Tuiten, David White)
- «1917» (Naomi Donne, Tristan Versluis, Rebecca Cole)
- «Joker» (Nicki Ledermann, Kay Georgiou)
Beim Hairstyling und Makeup scheint die Sache klarer zu sein, denn die Transformation von Charlize Theron in Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly hat schon bei der Trailer-Veröffentlichung für die grössten Schlagzeilen gesorgt. Was Kazuhiro Tsuji, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Kazu Hiro, und sein Team bewerkstelligt haben, ist wahrlich bemerkenswert – die Ähnlichkeit zwischen Theron und Kelly ist frappant. Hiro war bereits für die Verwandlung von Gary Oldman in Winston Churchill in «Darkest Hour» verantwortlich, was sowohl Hiro als auch Oldman vor zwei Jahren einen Oscar einbrachte.
Bestes Szenenbild
Die Nominierten:
- «Once Upon A Time in Hollywood» (Barbara Ling, Nancy Haigh)
- «The Irishman» (Bob Shaw, Regina Graves)
- «Parasite» (Lee Ha-jun, Cho Won-woo)
- «1917» (Dennis Gassner, Lee Sandales)
- «Jojo Rabbit» (Ra Vincent, Nora Sopková)
Der Preis für das Szenenbild, im Original «Production Design» genannt, beinhaltet alle Kulissen und Requisiten, die in einem Film zu sehen sind, mit Ausnahme der Kostüme. Historienfilme wie «Once Upon a Time in Hollywood» oder «The Irishman» haben dabei immer gute Karten, wobei dieses Jahr auch das moderne Haus als Gegenüberstellung zur Wohnung der Arbeiterschicht in «Parasite» eine Augenweide ist.
Beste Filmmusik
Die Nominierten:
- «Joker» (Hildur Guðnadóttir)
- «1917» (Thomas Newman)
- «Little Women» (Alexandre Desplat)
- «Marriage Story» (Randy Newman)
- «Star Wars: The Rise of Skywalker» (John Williams)
Die 37-jährige Komponistin Hildur Guðnadóttir aus Island hat ein äusserst erfolgreiches Jahr hinter sich. Neben dem Score von «Joker», für den sie bereits den Golden Globe gewann, komponierte sie auch die Musik für die HBO-Miniserie «Chernobyl», was ihr im September einen Emmy und im Januar einen Grammy einbrachte.
Die weiteren vier Nominierten sind alteingesessene Oscar-Veteranen: Thomas Newman (15 Oscar-Nominierungen), Alexandre Desplat (elf Nominierungen, davon zwei Siege), Newmans Cousin Randy Newman (22 Nominierungen, davon zwei Siege) und der nimmermüde John Williams (52 Nominierungen, davon fünf Siege). Zeit für frischen Wind, dürfte sich die Academy denken.
Bester Filmsong
Die Nominierten:
- «(I’m Gonna) Love Me Again» aus «Rocketman» (Elton John, Bernie Taupin)
- «Stand Up» aus «Harriet» (Joshuah Brian Campbell, Cynthia Erivo)
- «Into the Unknown» aus «Frozen II» (Kristen Anderson-Lopez, Robert Lopez)
- «I Can’t Let You Throw Yourself Away» aus «Toy Story 4» (Randy Newman)
- «I’m Standing with You» aus «Breakthrough» (Diane Warren)
Elton John und Bernie Taupin haben für «(I’m Gonna) Love Me Again» bereits den Golden Globe gewonnen. Beide sind auch die Protagonisten in «Rocketman», gespielt von Taron Egerton und Jamie Bell. Ein Gewinn für die beiden würde den Kreis schön schliessen. Es ist überraschenderweise die einzige Nominierung für «Rocketman», der bei den Golden Globes immer als bester Film nominiert war und wofür Egerton sogar den Hauptdarsteller-Preis gewann. Die Academy wird es sich nicht entgehen lassen, hier eine Legende wie Elton John zu ehren.
Bester Tonschnitt & Bester Ton
Die Nominierten für den besten Tonschnitt:
- «1917» (Oliver Tarney, Rachael Tate)
- «Ford v Ferrari» (Donald Sylvester)
- «Once Upon Time in Hollywood» (Wylie Stateman)
- «Star Wars: The Rise of Skywalker» (Matthew Wood, David Acord)
- «Joker» (Alan Robert Murray)
Die Nominierten für den besten Ton:
- «1917» (Mark Taylor, Stuart Wilson)
- «Ford v Ferrari» (Paul Massey, David Giammarco, Steven A. Morrow)
- «Once Upon a Time in Hollywood» (Michael Minkler, Christian P. Minkler, Mark Ulano)
- «Ad Astra» (Gary Rydstrom, Tom Johnson, Mark Ulano)
- «Joker» (Tom Ozanich, Dean Zupancic, Tod Maitland)
Die beiden Sound-Kategorien sind etwas schwierig auseinanderzuhalten. Der Einfachheit halber kann man sagen, dass es sich beim Tonschnitt um die Übergänge zwischen einzelnen Sounds handelt, beim Ton – Englisch: «Sound Mixing» – um die Mischung der verschiedenen Tonebenen, beispielsweise der Filmmusik, der Hintergrundgeräusche und der Effekte. Es gibt Bestrebungen, die beiden Kategorien zum «Sound Design» zusammenzulegen, da oftmals in beiden Kategorien derselbe Film gewinnt. Wie man sehen kann, wurden dieses Jahr auch vier von fünf Filmen in beiden Kategorien nominiert. Der einzige Kriegsfilm, «1917», hat hier die besten Chancen auf die beiden Goldmännchen.
Beste visuelle Effekte
Die Nominierten:
- «Avengers: Endgame» (Dan DeLeeuw, Russell Earl, Matt Aitken, Dan Sudick)
- «1917» (Guillaume Rocheron, Greg Butler, Dominic Tuohy)
- «The Lion King» (Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones, Elliot Newman)
- «Star Wars: The Rise of Skywalker» (Roger Guyett, Neal Scanlan, Patrick Tubach, Dominic Tuohy)
- «The Irishman» (Pablo Helman, Leandro Estebecorena, Nelson Sepulveda-Fauser, Stéphane Grabli)
Die scheinbar ausgeklügeltsten Effekte weist hier zweifellos das finale «Avengers»-Kapitel auf. Es ist auch die einzige Möglichkeit, das Marvel-Epos zu ehren. Die Effekte von «1917», die direkt mit der Kameraarbeit verbunden sind, und von «The Irishman», wo Robert De Niro sowohl jünger als auch älter gemacht wurde, sind weitaus subtiler, aber nicht minder wichtig für die Filme. Spannend wird sein, ob «The Lion King», der fast ausschliesslich aus visuellen Effekten besteht, den schlechten Kritiken trotzen und vielleicht doch noch als Oscar-Gewinner in die Geschichte eingehen kann.
Bester Internationaler Film
Die Nominierten:
- «Parasite» (Südkorea)
- «Les Misérables» (Frankreich)
- «Dolor y gloria» (Spanien)
- «Honeyland» (Nordmazedonien)
- «Corpus Christi» (Polen)
«Parasite» ist als einziger Film auch in der Königsklasse «Bester Film» nominiert, was die Debatte, wer hier gewinnen wird, bereits so gut wie beschliesst. Wie bereits erwähnt, ist «Parasite» das «Roma» dieser Oscar-Season, der diese Kategorie vor einem Jahr problemlos gewinnen konnte. Ein pikantes Detail: «Parasite» ist der allererste südkoreanische Film, der überhaupt je für irgendeinen Oscar nominiert wurde.
Bester Animationsfilm
Die Nominierten:
- Toy Story 4
- Missing Link
- J’ai perdu mon corps
- Klaus
- How to Train Your Dragon: The Hidden World
Interessant ist hier, dass «Frozen II» nicht nominiert ist, dessen Vorgänger diese Kategorie vor sechs Jahren gewann. «Missing Link» hat zwar den Golden Globe gewonnen, musste aber durchzogene Kritiken über sich ergehen lassen; «J’ai perdu mon corps» aus Frankreich ist zu nischig. Beide «How to Train Your Dragon»-Vorgänger konnten hier nicht gewinnen und da Teil drei der schwächste der Reihe ist, dürfte sich daran nicht viel ändern. Schliesslich sehe ich beim besten Willen keine Möglichkeit, wie eine Netflix-Weihnachtsgeschichte wie «Klaus» im Februar den Oscar als «Bester Animationsfilm» gewinnen kann – trotz des Sieges beim Filmpreis der Animationsgilde. Es bleibt nur «Toy Story 4», der sehr gute Kritiken genoss und sich mit dem Gewinn von «Toy Story 3» 2011 in guter Gesellschaft befinden würde.
Bester Dokumentarfilm
Die Nominierten:
- American Factory
- Honeyland
- For Sama
- The Cave
- The Edge of Democracy
«American Factory» wurde produziert von der Firma der Obamas, was der Sichtbarkeit des Films sicherlich hilft. Ausserdem wird der Film von Netflix vertrieben. «Honeyland» wiederum ist ebenfalls in der Kategorie «Bester Internationaler Film» vertreten, was von breiter Unterstützung zeugt. «For Sama» und «The Cave» sind von der Thematik her die dringlichsten Filme, da sie beide den Krieg in Syrien beleuchten. Eine definitive Vorhersage ist hier eher schwierig.
Die vier Kurzfilm-Kategorien sind zu unberechenbar, um grosse Prognosen zu machen, da man die Parameter nicht abschätzen kann, nach denen die Academy Members die Filme bewerten. (Die nominierten Animations- und Realfilme laufen vor den Oscars in diversen Schweizer Kinos.) Nichtsdestotrotz folgen zum Abschluss alle Nominierten in diesen Kategorien:
Bester Kurzfilm
- Brotherhood
- The Neighbors‘ Window
- Saria
- Une sœur
- Nefta Football Club
Bester animierter Kurzfilm
- Hair Love
- Kitbull
- Sister
- Memorable
- Daughter
Beste Kurzdokumentation
- Learning to Skateboard in a Warzone (If You’re a Girl)
- St. Louis Superman
- Walk Run Cha-Cha
- In the Absence
- Life Overtakes Me
Quellen: Filmverleiher Schweiz.
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