Nach den durch und durch bizarren Oscars 2022 lassen die Academy und Moderator Jimmy Kimmel dieses Jahr gar nichts anbrennen: keine vorab vergebenen Preise, keine unnötigen Showeinlagen, keine skandalträchtigen Ausraster, Favoritensiege durchs Band. Der ganz grosse Gewinner heisst «Everything Everywhere All at Once»: Die Science-Fiction-Familien-Tragikomödie holt ganze sieben Goldmännchen, darunter drei Schauspielauszeichnungen sowie den Oscar für den besten Film. Der deutsche Beitrag «Im Westen nichts Neues» kommt indes auf vier Siege, drei davon in technischen Kategorien.
Here’s the moment #EverythingEverywhereAllAtOnce won the #Oscar for Best Picture. https://t.co/ndiKiHeOT5 pic.twitter.com/lBOqfiX0bw
— Variety (@Variety) March 13, 2023
Die Academy hat aus den Fehlern des vergangenen Jahres gelernt: Anstatt das altehrwürdige Award-Format mit gekippten Kategorien und anbiedernden «interaktiven» Sketch-Einschüben künstlich aufpeppen zu wollen, konzentrierten sich die Oscars dieses Mal auf ihr Kerngeschäft – die Filme. Jimmy Kimmel führte mit der klassischen Mischung aus Flachwitzen, bemühten Anspielungen und vereinzelt inspirierten Pointen durch die gut dreieinhalbstündige Show; jede Kategorie wurde live behandelt; vergeben wurden die Preise in fein säuberlich organisierten, ausnahmslos nachvollziehbaren Zweierblocks.
Und es gewannen die designierten Favorit*innen: Der Publikumsliebling «Everything Everywhere All at Once» von den «Daniels» Daniel Kwan und Daniel Scheinert, der schon im Vorfeld als heisser Kandidat gehandelt wurde, heimste bei elf Nominationen ganze sieben Statuen ein – das beste individuelle Resultat eines Films seit «Gravity» vor neun Jahren. Neben dem Academy Award für den besten Film räumte die wilde Multiversums-Geschichte über eine chinesische Immigrant*innen-Familie in den USA auch in drei der vier Schauspielkategorien ab und entschied obendrein auch noch das Rennen um die Regie-, Originaldrehbuch- und Schnitt-Oscars für sich.
Michelle Yeoh accepts her #Oscar for Best Actress: „For all the little boys and girls who look like me watching tonight, this is a beacon of hope and possibilities. This is proof that dreams do come true.“ https://t.co/ndiKiHfmID pic.twitter.com/pQN8nHDhCx
— Variety (@Variety) March 13, 2023
Als zweiter Sieger erwies sich der neunfach nominierte deutsche Antikriegsfilm «Im Westen nichts Neues», der als bester internationaler Film geehrt wurde und zudem drei technische Kategorien für sich entscheiden konnte. Der einzige andere Film, der mehr als einen Oscar verliehen bekam, war «The Whale»: Das Drama von Darren Aronofsky («Black Swan») wurde nicht nur für sein Make-up ausgezeichnet, sondern sicherte Hauptdarsteller Brendan Fraser auch seinen ersten Oscar.
Fraser schrieb denn auch – zusammen mit Nebendarsteller-Oscargewinner Ke Huy Quan – die Geschichte des Abends: Beide «vergoldeten», nach Jahren der Marginalisierung in Hollywood, ihre gefeierten Comebacks. Und auch Michelle Yeoh, die beste Hauptdarstellerin, und Jamie Lee Curtis, die beste Nebendarstellerin, kamen endlich zu ihren überfälligen Anerkennungen.
„Mom, I just won an Oscar!“ Ke Huy Quan sobs as he accepts the #Oscar for Best Supporting Actor. https://t.co/ndiKiHfmID pic.twitter.com/92QIp3PRmS
— Variety (@Variety) March 13, 2023
Und noch ein Stück Schauspiel-Oscar-Trivia: Zum allerersten Mal in der Academy-Award-Geschichte ist es einem Studio gelungen, alle vier Schauspielkategorien zu gewinnen – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von A24 in Richtung Hollywood-Spitze.
Übrigens: Maximum-Cinema-Autor Alan Mattli hat durch die Nacht getwittert (und sich ganz besonders über den Sieger in der Kategorie «Best Original Song» gefreut):
.@AlanMattli, reporting for #Oscars duty.
Gleich mal für klare Verhältnisse sorgen 👇🏻 https://t.co/zvek6p2wkc
— Maximum Cinema (@MaximumCinema) March 12, 2023
Alle Gewinner*innen im Überblick:
Bester Film: «Everything Everywhere All at Once»
Beste Regie: Daniel Kwan, Daniel Scheinert – «Everything Everywhere All at Once»
Beste Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh – «Everything Everywhere All at Once»
Bester Hauptdarsteller: Brendan Fraser – «The Whale»
Beste Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis – «Everything Everywhere All at Once»
Bester Nebendarsteller: Ke Huy Quan – «Everything Everywhere All at Once»
Bestes Originaldrehbuch: «Everything Everywhere All at Once»
Bestes adaptiertes Drehbuch: «Women Talking»
Bester Animationsfilm: «Guillermo del Toro’s Pinocchio»
Bester internationaler Film: «Im Westen nichts Neues» (Deutschland)
Bester Dokumentarfilm: «Navalny»
Beste Filmmusik: «Im Westen nichts Neues»
Bester Filmsong: «Naatu Naatu» aus «RRR»
Bester Ton: «Top Gun: Maverick»
Beste Kamera: «Im Westen nichts Neues»
Bester Schnitt: «Everything Everywhere All at Once»
Beste Ausstattung: «Im Westen nichts Neues»
Beste Kostüme: «Black Panther: Wakanda Forever»
Bestes Make-up und Haarstyling: «The Whale»
Beste Spezialeffekte: «Avatar: The Way of Water»
Bester animierter Kurzfilm: «The Boy, the Mole, the Fox and the Horse»
Bester Kurzfilm: «An Irish Goodbye»
Beste Kurzdokumentation: «The Elephant Whisperers»
Here’s the energetic performance of „Naatu Naatu“ from #RRR at the #Oscars. https://t.co/ndiKiHeOT5 pic.twitter.com/Lf2nP826c4
— Variety (@Variety) March 13, 2023
Die Ruhmeshalle:
- 7 Oscars: «Everything Everywhere All at Once»
- 4 Oscars: «Im Westen nichts Neues»
- 2 Oscars: «The Whale»
- 1 Oscar: «Avatar: The Way of Water», «Black Panther: Wakanda Forever», «The Boy, the Mole, the Fox and the Horse», «The Elephant Whisperers», «Guillermo del Toro’s Pinocchio», «An Irish Goodbye», «Navalny», «RRR», «Top Gun: Maverick», «Women Talking»
–––
Bildquelle: Free stock photo of Oscar Statuette: https://libreshot.com/oscar-statuette/
No Comments