Pippi Langstrumpf, «das stärkste Mädchen der Welt», wird 75! Als Astrid Lindgrens heute weltberühmtes Kinderbuch erschien, war das noch eine Unerhörtheit: ein Kind – und dann erst noch ein Mädchen – das macht, was es will, und sich vor nichts fürchtet! Heute hat Pippi nicht nur auf der ganzen Welt Fans, sondern auch zahlreiche fiktive Schwestern. Das Maximum-Cinema-Team stellt euch fünf Lieblingsfilme mit starken Mädchen vor.
«Eighth Grade» von Bo Burnham
Kayla, 13-jährig, ist ein introvertiertes Mädchen. Und doch postet sie auf YouTube regelmässig Videos, in denen sie über Selbstbewusstsein und -vertrauen spricht. Als ihr bewusst wird, dass sich die beiden Teile ihrer heranwachsenden Persönlichkeit nicht immer gut miteinander vereinbaren lassen, muss sie sich entscheiden – sich selbst treu bleiben, oder gute Miene zum bösen Spiel machen, um ihren sozialen Status aufrechtzuhalten. Das Debüt von Regisseur und Drehbuchautor Bo Burnham feierte 2018 am Sundance Film Festival Premiere, gewann zahlreiche Preise und bescherte der unglaublich talentierten Jungschauspielerin Elsie Fisher ihre erste Golden-Globe-Nominierung. / Aurel Graf
«I Am Not a Witch» von Rungano Nyoni
Shula ist acht oder neun Jahre alt, als sie der Zauberei bezichtigt wird. Von nun an hat sie, so die Regeln in dieser Version von Sambia, als Hexe zu leben. Sie muss in einem Hexendorf wohnen und arbeiten, sich von Touristinnen fotografieren lassen und wird, weil sie eine besonders junge Hexe ist, in TV-Talksendungen geschleppt. Eingesperrt ist sie nicht – der Zwang, den sie erfährt, ist subtiler. Shula spricht nicht, aber die fantastisch spielende Maggie Mulubwa macht mit Gestik und Mimik klar, dass ihre Figur sich nicht brechen lässt. Starke Mädchen wählen ihr Schicksal selbst! / Karla Koller / Zur ausführlichen Kritik
«Whisper of the Heart» von Yoshifumi Kondō
Satsuki und Mei in «My Neighbor Totoro» (1988), Kiki in «Kiki’s Delivery Service» (1989), Chihiro in «Spirited Away» (2001) – Studio Ghibli ist bekannt für seine starken, dreidimensionalen Mädchenfiguren. Und Shizuku Tsukishima, die 14-jährige Heldin von «Whisper of the Heart» (1995) ist keine Ausnahme. Zwischen scharfsichtigem Realismus und blühender Fantasie erzählt Yoshifumi Kondōs Coming-of-Age-Film, dessen Animation sogar für Ghibli-Standards atemberaubend ist, von Shizukus Aufbegehren gegen «die Betonstrassen von West-Tokio» und ihrem Traum, Schriftstellerin zu werden. Das Drehbuch der Manga-Adaption nach Aoi Hiiragi verfasste übrigens Ghibli-Mitbegründer Hayao Miyazaki höchstselbst. / Alan Mattli
«Ronja Rövardotter» von Tage Danielsson
Die kleine und freche Ronja gegen den Rest der Welt! Das wunderbare Schweden-Wald-Flöte-Märchen von Astrid Lindgren zeigt eine Liebesgeschichte aus Kinderperspektive und die davon abhängige Emanzipation und Loslösung von der eignen Familie. Ronja (Hanna Zetterberg) macht ihr eigenes Ding, stellt alles in Frage und steht für ihre Überzeugungen ein. Und ob Graugnom, Wilddruden oder Räuberhauptman Borka – für den Freigeist sind die alle gleich. Das allein macht die Titelheldin schon sympathisch, stark und selbstbetimmt. Jättekul!
«Paper Moon» von Peter Bogdanovich
Für Ihre Rolle in «Paper Moon» erhielt Tatum O’Neal einen Oscar, als jüngste Schauspielerin aller Zeiten (Shirley Temple war jünger, bekam aber «nur» einen Ehrenoscar). Sie spielt Waisenkind Addie, die auf der Beerdigung ihrer Mutter einem Mann begegnet, der vielleicht ihr Vater ist – aber wer weiss das schon? Gemeinsam begeben sie sich auf einen Roadtrip und sind bald ein eingespieltes Duo, wie Bonnie und Clyde – nur witziger. Addie ist mit allen Wassern gewaschen, ganz und gar kein armes Waisenmädchen. / Karla Koller
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Titelbild aus dem Nationaal Archief, Collectie / Archief : Fotocollectie Anefo in Holland. Aufgenommen am 22. April 1972. Quelle
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