Es ist eine eigenwillige Location für einen Filmclub: Das stillgelegte Schwimmbecken im ehemaligen Luzerner Hallenbad wird einmal im Monat zum Mekka für Filmbegeisterte.
Der «Pool», wie er genannt wird, ist das Herzstück des zum Kulturzentrum umfunktionierten Neubad – hier finden Konzerte, Lesungen und Flohmärkte statt. Auch das Poolkino hat sich hier eingenistet: Einmal im Monat zeigen die Veranstalter ausgewählte Filmperlen jenseits des Mainstreams. Der Clou: Die Zuschauer können aus einer Auswahl von drei bis fünf Filmen zu einem bestimmten Thema ihren Favoriten küren. Das Werk mit den meisten Stimmen wird gezeigt.
Thematisch orientiert man sich an Persönlichkeiten, Genres und Stichworten – von Stanley Kubrick, Kathryn Bigelow und Bill Murray über Antikriegsfilm und Stoner-Komödie bis hin zu Weihnachten und New Queer Cinema.
Ins Leben gerufen wurde der Filmclub 2014 von drei Filmwissenschaftsstudenten, deren akademischer Hintergrund am Anfang Programm war. «Unsere ersten Themen waren Dinge wie ‹Trash›, ‹Slapstick› und ‹Tabubruch›. Da haben wir uns einfach von unseren Seminaren inspirieren lassen», erinnert sich Mitbegründer Heinrich Weingartner. «Unser Plan war, nach den Visionierungen mit dem Publikum über das Gezeigte zu diskutieren.» Schnell stellte sich aber heraus, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer das Gesehene lieber unter sich bereden – bei einem Bier im Neubad-Bistro. Das Poolkino-Team passte das Konzept an, beschränkte sich fortan auf fünf- bis zehnminütige Einführungen ins jeweilige Thema und liess den Film für sich sprechen.
So wuchs die Poolkino-Anhängerschaft stetig, und der Filmclub zum Mitbestimmen wurde zu einer festen Neubad-Grösse. Zu den Höhepunkten seiner Geschichte zählen sein Disney-Special, als sich 150 Menschen auf die Pool-Tribüne quetschten, sowie seine Kollaborationen mit der regen Luzerner Filmszene: Im Februar 2016 feierte der Spielfilmerstling «Vor lauter Bäumen» von Pablo Callisaya im Neubad Premiere; eineinhalb Jahre später stand das Poolkino ganz im Zeichen des Luzerner Kurzfilms.
«Scharmör»-Retrospektive am 18. April
Für das zweitletzte Screening der aktuellen Saison drehen die Organisatoren das Rad um fast zwei Jahrzehnte zurück und zelebrieren in einer exklusiven Retrospektive den «Scharmör» am 18. April um 20.30 Uhr. Der von Philippe Nauer verkörperte schmierige Grüsel machte um die Jahrtausendwende das SRF als Teil des Comedy-Programms «Oops!» unsicher. Den «Scharmör» im Poolkino zu zeigen, sei für die Organisatoren «eine Herzensangelegenheit» gewesen, wie Gründungsmitglied Flavio Steiger erzählt. Darum habe man auch alles daran gesetzt die Protagonisten der kurzlebigen Kultserie nach Luzern zu holen. Und das ist gelungen: Neben Philippe Nauer, dem Scharmör höchstselbst, werden auch Regisseur Marc Schippert und Moderatorin Susanne Kunz an der Retrospektive teilnehmen. Um ein möglichst grosses Publikum anzulocken hat sich das Poolkino entschieden, für diesen speziellen Abend keinen Eintritt zu verlangen.
Weitere Infos: http://www.neubad.org
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