Nach dem Überraschungserfolg des Direct-To-Streaming-Krachers «Prey» bleibt Dan Trachtenberg dem Franchise erhalten und stellt das Konzept auf den Kopf. Erstmals sehen wir den titelgebenden «Predator» als Protagonisten: Der Jäger wird zum Gejagten. Im Gespräch mit Regisseur und Ideengeber Trachtenberg wird deutlich, was ihm vom Kosmos dieses Franchises am Herzen liegt.
«Predator: Badlands» handelt vom ausgestossenen Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi), der sich auf eine gefährliche Jagd auf den Planeten Genna begibt. Von seinem Vater und dem Rest des Yautja-Clans wurde er erniedrigt und verbannt. Nun will er mit einer prestigeträchtigen Beute seinen Mut beweisen. Auf seiner Reise lässt er sich mit dem Androiden Thia (Elle Fanning) auf eine Zwecksfreundschaft ein und merkt: Er ist nicht der Einzige, der den gerühmten Kalisk erlegen will.
Weg von der Guerilla-Militär-Atmosphäre des Achtzigerjahre-Klassikers und hin in Richtung Gegenwartsgeist: Das «Predator»-Franchise hatte bisher nicht viel mehr zu bieten als das titelgebende Monster, dessen Dauerstreit mit dem Xenomorph oder Arnold Schwarzenegger und seinen Erb*innen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, findet Dan Trachtenberg seit «Prey» (2022) überraschend gelungene neue Wege, die ansonsten ausgelaugte Sci-Fi-Kreaturenwelt relevant zu halten.
Das Ergebnis, nämlich zwei Stunden voller brachialer Monster-Action und kompromisslosen Gebrülls und Geknalls: ein solider Zeitvertreib. Das Monster tritt aus dem Schatten heraus, ist ausnahmsweise sichtbar und wird mit seiner frechen Begleitung ganz schön gefordert. Die Mimik des Predators bleibt zwar limitiert – böse, traurig, verwirrt –, und doch steckt in «Badlands» mehr Persönlichkeit und Herz, als man dem Monster je zugetraut hätte. Der Film, der dank CGI-Überladung oft fast an eine Videospiel-Zwischensequenz erinnert, ist sich der Dummdreistigkeit der Reihe bewusst – und sorgt gerade darum für reichlich Unterhaltung.

Dimitrius Schuster-Koloamatangi in «Predator: Badlands» / ©20th Century Studios 2025. All Rights Reserved.
Nicolas Geser: Dieser Film ist viel grösser angelegt als der letzte «Predator»-Realspielfilm. Die Welt unterscheidet sich sehr von der Erde. Es muss sowohl aufregend als auch beängstigend sein, so viel Freiheit beim Aufbau dieser neuen Welt zu haben?
Dan Trachtenberg: Ja, es ist schon einschüchternd, bei null anfangen zu müssen. Zum Glück gibt es mit den Yautja im ersten Akt des Films eine gewisse Grundlage aus den vorherigen Filmen, aber nicht so viel, wie man denken würde. Wir haben uns zum Beispiel von einigen der «Predator»-Comics inspirieren lassen. Ich habe die Kultur der Yautjas immer mit einer sehr spartanischen Lebensweise in Verbindung gebracht. Ich dachte an Heavy-Metal-Magazine und die Gemälde von Frank Frazetta, an die Filme «Conan the Barbarian» (1982) und «Mad Max» (1979). All diese Dinge fühlten sich für mich nach Yautja an und halfen mir dabei, die Welt auf Yautja Prime zu erschaffen. Und auf Genna – wo die Handlung weitergeht – haben wir wirklich alles neu erfunden. Anstatt es aus der Perspektive zu betrachten, was einfach nur cool aussieht, haben wir wirklich versucht, alles in der Erzählung zu verankern. Dieser Planet sollte als der tödlichste Planet gelten. Daher hatte ich das Gefühl, dass alles, von den Grashalmen über die Bäume bis hin zur Fauna, versuchen würde, Dek zu töten. Als wir zum Beispiel die Idee mit dem Rasierklingengras hatten, war der nächste Gedanke: Wenn es in diesem Gras ein Tier gibt, das dort lebt, dann müsste es eine Haut entwickeln, die wie eine Rüstung ist, wie eine Geweihrüstung, damit es auf der Wiese grasen kann. Das war also der Gedanke hinter all den verschiedenen Konzepten.
Also Schritt für Schritt.
Genau, wir haben wirklich darüber nachgedacht, wie die Entwicklung für die Ökologie des Planeten aussehen würde.
Es scheint auch, als gebe es einen klaren visuellen Code für «Prey» und «Badlands»: Auffällige stechende Farben wie das weisse Gras hier oder die blauen Blumen am Anfang von «Prey». Ausserdem gibt es Rot und Grün für Waffen.
Das Rot stammt aus dem Franchise, den Logos, einfach allem, was mit «Predator» zu tun hat . Wir haben das Thema aufgegriffen, uns darauf eingelassen und sind damit mitgegangen, haben aber dennoch versucht, so naturalistisch wie möglich zu bleiben. Ich würde sagen, dass ich immer einen Look anstrebe, der rau und doch schön ist, und das spiegelt sich in der Ästhetik wider – aber auch in der Geschichte selbst, indem ich versuche, die Gewalt brutal, aber gleichzeitig auch schön wirken zu lassen.

Elle Fanning in «Predator: Badlands» / ©20th Century Studios 2025. All Rights Reserved.
Dimitrius Schuster-Koloamatangi bringt eine enorme Körperlichkeit mit in die Rolle. Es scheint, als hätte er viel Stuntarbeit geleistet.
Ja, er ist kein Stuntman, er ist Schauspieler, und dennoch hat er so viel geleistet. Ich kann nicht behaupten, dass er alle Stunts selbst gemacht hat, aber sicherlich einen grossen Teil davon. Der Grund, warum wir ihn ursprünglich gecastet haben, war wirklich vor allem seine körperliche Präsenz. Es war eine Freude, zu entdecken, dass er auch als dramatischer Darsteller wahnsinnig kraftvoll, intensiv und emotional war, sodass ich hinter der Kamera einfach nur sprachlos war. Ich dachte nur: «Oh mein Gott, kannst du dir vorstellen, was aus diesem Film mit diesem Kerl werden wird? Das ist verrückt!» Ich wollte ihn so oft wie möglich in Actionszenen sehen, weil er eine Art hatte, sich zu bewegen, die brutal wirkte, aber auch gereizt, als habe er etwas zu beweisen. Er fühlte sich wirklich wie die Figur an.
Es muss eine Herausforderung gewesen sein, mit so vielen visuellen Effekten für die Schauspieler*innen zu arbeiten. Obwohl; Elle Fanning war wohl schon durch die Arbeit an Hideo Kojimas Videogame «Death Stranding» geübt?
Ich habe sie tatsächlich nach der Arbeit in Tokio gefragt. Aber nein, das ist etwas ganz anderes, denn bei der Arbeit an jenem Videospiel befanden sie sich nur in einem Raum und hatten nichts um sich herum. Ich glaube, ein Teil dessen, was sie an «Predator» so geliebt hat, war, dass es für sie etwas völlig Neues war, und sie liebt es, sich einer Herausforderung zu stellen. Das hat sie hier auch definitiv getan. Nichts an den Dreharbeiten war einfach. Manchmal musste sie in dieser verrückten neuen Yautja-Sprache sprechen, die wir für den Film eigens entwickelt haben. Sie musste manchmal schauspielern, ohne ihre Beine bewegen zu können oder manchmal war sie an den Rücken von Dimitrius geschnallt. Manchmal lag sie mit den Beinen in einem Graben versenkt auf dem Boden. Ganz zu schweigen von einigen körperlich anspruchsvollen Actionszenen, an denen sie teilnehmen musste. Es war also eine unglaubliche Herausforderung, aber es macht wirklich Spass, Elle Fanning auf dem Rücken eines Predators zu sehen.
Sie sagten, dass «Conan the Barbarian» eine Inspiration für den Film war. Haben Sie jemals mit Arnold Schwarzenegger, dem Ur-«Predator»-Gegner, gesprochen?
Das habe ich. Wir haben mit Arnold gesprochen, um seine Erlaubnis zu erhalten, ihn in den Animationsfilm «Predator: Killer of Killers» aufzunehmen. Dann haben wir uns auch ziemlich lange darüber unterhalten, wie es ist, mit einem Mann in einem komplizierten Predator-Kostüm in der Natur zu drehen. Da hat er ja viel Erfahrung. Ausserdem ist er war auch ein großer Fan von «Prey». Ich freue mich sicherlich darauf, mit ihm weiter über «Predator» zu sprechen.

Elle Fanning und Dimitrius Schuster-Koloamatangi in «Predator: Badlands» / ©20th Century Studios 2025. All Rights Reserved.
Apropos Schwarzenegger: Elle Fannings Figur hat diese kindliche Neugier und sie interagiert mit einer ernsten Kreatur, und da Thia auch ein Roboter mit künstlicher Intelligenz ist, hat mich «Badlands» an «Terminator 2: Judgment Day» (1991) erinnert. Ein Monster, eine Maschine, kindliche Naivität und auch Unbeschwertheit und Komik inmitten der ernsten Action.
Ja, «Terminator 2» hat mich sehr beeinflusst und ist für mich ein Film, der Actionkino vom Feinsten ist – aber auch thematisch orientiert und emotional. Genau das wollen wir mit diesem Film erreichen. Wir haben Dek, der von seinem Clan ausgestossen wurde, und Thia, die auf ihre eigene Weise ebenfalls ausgestossen wurde. Wir haben also zwei gebrochene Figuren, die sich anfangs nicht verstehen. Es macht einfach viel Spass, jemanden wie Dek zu sehen, der bissig und furchterregend ist und dann an jemanden wie Thia gebunden ist, die eine ewige Optimistin ist und sich von keinem Hindernis, das ihr in den Weg gestellt wird, bedrücken lässt.
«Prey» hatte keinen grossen Kinostart. «Badlands» kommt jedoch in die Kinos. Habt ihr den Film daher eher für die grosse Leinwand konzipiert?
Ja, aber um ehrlich zu sein, habe ich das auch bei «Prey» so gemacht. Auch dort dachte ich nur an den Film und nicht daran, wie er konsumiert werden würde. Ich bin also genauso vorgegangen wie zuvor. Aber da «Predator: Badlands» viel grösser und umfangreicher ist, hatten wir definitiv im Hinterkopf, dass er vielleicht auch in IMAX-Kinos gezeigt wird. Wir wollten also sicherstellen, dass jedes Detail stimmt und dass der Film so gross wie möglich wirkt.
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«Predator: Badlands» läuft seit dem 6. November 2025 in den Deutschschweizer Kinos.











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