Viel Alkohol, viel Gekreische und alles Mögliche, was es in Penisform zu kaufen gibt. So fasst sich die neue Komödie von „Broad City“ Autorin Lucia Aniello ziemlich genau zusammen. Doch wer sich jetzt auf einen Trip à la «Hangover» einstellt, wird eines Besseren belehrt, denn der vorerst unbeschwerte und feuchtfröhliche Junggesellinnen Abschied nimmt noch am selben Abend eine jähe Wendung.
Die immer korrekt auftretende Jess (Scarlett Johansson) steht kurz vor ihrer Hochzeit ist aber im Gegensatz zu jeder anderen Braut mehr von ihrer politischen Laufbahn gestresst. Da kommt es ihr mehr als ungelegen als Alice (Jillian Bell), ihre ehemals beste Freundin aus dem College ihr aufgeregt von all den Plänen für ihre Bachelorette Party erzählt. Anstandshalber – wie der Rest ihrer übrigen College Clique – reist Jess also für ein Wochenende nach Miami. Widerwillig lässt sich die „Bride-to-be“ auch noch zum Party Abend überreden. Dieser wird aber überraschend unterbrochen. Denn die Gruppe muss sich abrupt nicht mehr mit der Frage „Wie viel können wir saufen bis wir umfallen?“ befassen, sondern mit „Wie lässt man einen toten Stripper unauffällig verschwinden?“.
„I know that things are crazy right now, but you’re gonna have a lot of material for my wedding speeches.“
Die Thematik des Junggesellinnen Abschieds nahm in den letzten Jahren in Hollywood deutlich zu. Filme wie unter anderem «Bridesmaids» oder «Bachelorette» befassten sich im komödiantischen Rahmen mit Heirat, Alkohol Exzess und mit der doch sehr eigenen – und geben wirs zu – oft unlogischen Gruppendynamik von Frauenfreundschaften. «Rough Night» knüpft ebenfalls da an und schickt die fünf Hühner (man kann es wirklich nicht anders sagen) auf eine Reise, die sich schlussendlich als Bewährungsprobe ihrer jahrelangen Freundschaft entpuppt und somit etwas Tiefe in den sonst eher oberflächlichen Film bringt. Enttäuschend ist hier allerdings die stereotypische Zusammensetzung der Frauengruppe, die viel zu überspitzt wirkt und dem sowieso schon vorhersehbaren Script noch den letzten Funken Spannung nimmt. Sogar Scarlett Johansson, die zuletzt in «Ghost in a Shell» ihr versiertes Schauspieltalent einmal mehr bewiesen hat, scheint sich zu fragen, was sie inmitten des Gekreische zu suchen hat. Ganz anders ist es mit Kate McKinnon («Masterminds»), die Jess‘ Freundin aus dem Austauschsemester mimt. Sie ist die einzige, die sich im Comedy Genre offensichtlich ganz zu Hause fühlt und somit auch die Einzige die dem Zuschauer ein paar herzhafte Lacher entlocken kann.
Als sehenswert kann man «Rough Night» nur bedingt bezeichnen. Wer als Abwechslung zum See eine Abkühlung im dunklen Kinosaal sucht, kann mit «Rough Night» nichts falsch machen, unterhalten wird man allemal. Empfindlichen Ohren sind allerdings Ohropax zu empfehlen.
Kinostart: 29.06.2017
Regie: Lucia Aniello / Cast: Scarlett Johansson, Kate McKinnon, Jillian Bell, Ilana Glazer, Zoë Kravitz, Paul W. Downs
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