„Pussy have the power!“
So die Botschaft des gleichnamigen schwedischen Kurzfilmes von Lovisa Sirén. Wie wir schon in unserer Vorschau erwähnt hatten, lag der Fokus der diesjährigen Internationalen Kurzfilmtagen auf den nordischen Ländern. Während in den Wettbewerbsblöcken sehr unterschiedliche Filme dargeboten wurden und wohl ein breites Band an Vorlieben befriedigt wurde, hatten die vier Filme im Block „Pussy Control“ trotz unterschiedlicher Herangehensweise eine ähnliche Message. Und diese ist eben nicht, dass unsere Pussy die Power hat, sondern, dass Mann und Frau unterschiedlich sind und wir mit diesen Unterschieden arbeiten müssen. Simple as that. Aus rein biologischen Gründen werden Männlein und Weiblein nie genau gleich sein. Die Diskussion findet auf einer höheren Ebene statt. Denn selbst in Schweden ist die Debatte um Gleichberechtigung natürlich weiterhin am laufen, wenn auch ein bisschen fortgeschrittener als an anderen Orten.
Die beiden schwedischen Regisseurinnen Ninja Thyberg und Lovisa Sirén zeigen auf niemanden mit dem Finger. Sie wollen nicht anklagen, sondern fordern auf, kritisch über die Themen Geschlechterrollen, Stereotype und Machtverhältnisse nachzudenken. Dies erleichtern sie uns mit ironischen, humorvollen aber auch ernsteren Kurzfilmen, die zusammen kombiniert sehr gut harmonieren. Für besondere Belustigung im Publikum und ein echtes Gemeinschaftsfeeling sorgte Ninjas Film «Girls & Boys». In dieser sehr intelligenten Komödie tauschen Frauen und Männer die Rollen und zwar so: Männer tragen Frauenkleider und High Heels, sind aber immer noch als Männer zu bezeichnen. Oder eher als Jungs, denn wir befinden uns an einer Schule und dürfen dem typischen Teenagerwahnsinn zuschauen. Frauen sind dementsprechend mit Hoodie und tief hängenden Jeans ausgestattet und lechzen den Männern nach, möchten sie flachlegen oder zumindest beeindrucken. Klar, dass sich da viele Zuschauer nicht mehr halten konnten vor Lachen. Es war ein köstliches Erlebnis. Eines, das eben selten in gewöhnlichen Kinovorstellungen geschieht.
Schön war auch, dass der Film nicht nur zum Lachen, sondern im Nachhinein auch zum Denken und zur Diskussion angeregt hatte. Obwohl das Publikum im anschliessenden Q&A noch etwas zögerlich war, liessen sich Ninja und Lovisa nicht vom Reden abhalten und bewiesen einmal mehr, wie bereichernd anschliessende Gespräche mit Filmemachern und Filmemacherinnen sind. Zum Beispiel die Story wie Ninja eigentlich auf die Pornothematik, die sie in ihrem Film «Pleasure» verarbeitete, kam. „When I first saw porn, I was shocked. I wanted to destroy all the porn. That was my mission”, erzählte sie. Glücklicherweise hat sie dann aber im Verlauf ihrer Recherchen ihre Meinung geändert und fand neue Formen um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die beiden Damen waren dann auch nach dem Gespräch noch bereit weitere Fragen von Einzelpersonen zu beantworten, sich Kritik anzuhören und schliesslich auch für mich vor der Kamera zu posieren.
No Comments