Eines vorweg: Es ist ein aussergewöhnlicher Film. Geschickt baut er dramenhafte Elemente in ein testosteronlastiges Heldenepos ein. Die kunstvollen Frisuren und die modernen und nicht allzu stabilen Uniformen erinnern zudem an einen Kostümfilm. Eine durchaus unterhaltsame Mischung also, die sich an Klassiker wie «Ben Hur», «Die sieben Samurai» oder «Barry Lyndon» anlehnt.
Die Handlung ist schnell erzählt: Zwei elfköpfige Gangs stehen sich gegenüber. Die eine davon ist nominell überlegen und hat zudem den Vorteil, auf heimischem Terrain anzutreten. Geschlagen wird die Schlacht allerdings nicht wie sonst üblich mit Waffen. Vielmehr müssen die Helden auf einen mit Luft gefülltes Lederobjekt eindreschen, allerdings nur mit Füssen oder dem Kopf. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Genau so wie, dass der Film keine Dialoge enthält, sondern von einem Off-Sprecher erzählt wird, der manchmal ins Belanglose abdriftet, dafür in anderen Momenten völlig die Fassung verliert.
Eine stringente Handlung ist schwer zu finden. Vielmehr besteht er aus vielen einzelnen Handlungen, die zwar keine stimmige Geschichte erzählen, aber jede für sich zur Spannung beiträgt. Dazu gehören das Knallen des Leders an eine Aluminiumstange genau so wie das Reissen der Bekleidung. Dieses Element hat der Regisseur vielleicht etwas gar oft verwendet und es ist nicht ganz klar, ob hier homoerotische Motive oder die Freude an der Destruktion im Vordergrund standen. Vielleicht beides.
Wer spielt die Hauptrolle? Auch das schwer zu beantworten. Spieler 23 (glaubwürdig und sehr realistisch gespielt vom jungen Xherdan Shaqiri) scheint es zu sein, doch die Tatsache, dass er in der letzten Viertelstunde nicht mehr auf der Leinwand zu sehen ist, enttäuscht sicherlich die Erwartungen zahlreicher Filmfreunde. So scheint es dann eher der seltsame Kämpfer in der Neonuniform zu sein (Yann Sommer, dessen Agilität ihm bestimmt zahlreiche weitere Actionrollen einbringen wird), der als einziger den Ball auch in den Händen halten darf. Er hechtet, faustet und sorgt dafür, dass seine Gang im Kampf nicht unterliegt.
Allerdings lässt sich am Ende auch kein Sieg ausmachen. Hier hatte man vergebens auf einen Höhepunkt oder einen anderen Schluss gewartet, der die Erwartungen des Publikums erfüllt. Vielmehr setzt ein langer Pfiff plötzlich einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzungen und die Helden treten ab. Ohne Tote und Verletzte übrigens – auch dies ziemlich ungewohnt.
Alles in allem keine schlechte Unterhaltung. Wir freuen uns bereits aufs Sequel!
Mit: Yann Sommer, Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär, Johan Djourou, Ricardo Rodríguez, Valon Behrami, Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Gelson Fernandes, Blerim Džemaili, Admir Mehmedi, Breel Embolo, Haris Seferović, Vladimir Petković
Hugo Lloris, Bacary Sagna, Adil Rami, Laurent Koscielny, Patrice Evra, Moussa Sissoko, Yohan Cabaye, Paul Pogba, Kingsley Coman, Dimitri Payet, André-Pierre Gignac, Antoine Griezmann, Didier Deschamps
Zusammenfassung:
Titelbild: Liane Metzler (https://unsplash.com/)
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