Eine verschwundene Tochter, ein Vater auf üblem Stalking-Trip, und eine innovative Inszenierung. Aneesh Chagantys Spielfilmdebüt «Searching» ist ein skurriler Mix aus MTVs «Catfish», einer misslungenen «Black Mirror» Episode und «CSI».
Als Davids (John Cho) Tochter Margot (Michelle La) nicht von ihrer Lerngruppe nach Hause kommt, malt der alleinstehende Vater bereits den Teufel an die Wand. Nach erster Aufruhr scheint es, dass Margot doch nur heimlich an einem Camping Trip teilnimmt. Als sie aber auch nach dem vermeintlichen Camping Ausflug nicht auftaucht, schaltet David die Polizei ein. Margots Verschwinden wirft immer mehr Fragen auf und lässt David auf seiner Suche nach ihr realisieren, dass er seine Tochter kaum kannte.

David (John Cho) auf der Suche nach Tochter Margot (Michelle La)
Oberflächlich, wie der Bildschirm
«Searching» ist ein innovativer Film, der den Zeitgeist unseres digitalen Zeitalters in vielen Punkten einfängt. Besonders eindrücklich wird gezeigt, welch verschiedene – teilweise erschreckende – Seiten das Internet von Menschen entblössen kann. Der ganze Film spielt sich auf digitalen Screens ab. Meistens ein Computerbildschirm, manchmal ein iPhone-Screen und teilweise auch irgendwie eine Mischung davon. Dies ist in seiner Form neuartig und dafür sollte gutes Filmemachen auch stehen – nur ersetzt es die anthropomorphe Kamera nicht und das wird in «Searching» für den Zuschauer leider allzu deutlich. Alles bleibt eben genauso oberflächlich, wie der Bildschirm auf den wir 90 Minuten lang starren. Mal abgesehen davon, dass die Story von verschwundenen Highschool Teenagern schon ziemlich ausgelutscht ist, ist diese auch dramaturgisch nicht wirklich überzeugend gelöst und oftmals zu absehbar. Unter der Oberflächlichkeit der Screens leidet auch das Schauspiel. Oft scheinen die Schauspieler verloren und unsicher auf der Leinwand. Ob das nun tatsächlich mit schlechtem Schauspiel oder schlechter Regiearbeit zu tun hat, sei dahin gestellt.
«Searching» ist ein innovativer Film, der den Zeitgeist unseres digitalen Zeitalters in vielen Punkten einfängt. Besonders eindrücklich wird gezeigt, was für verschiedene – teilweise erschreckende – Seiten das Internet von Menschen entblössen kann.
Die Idee, einen ganzen Film nur auf einem Bildschirm zu inszenieren, ist das Experiment nichtsdestotrotz absolut wert. Schon 2014 erschien der Horrorfilm «Unknown User», der ebenfalls nur auf einem einzigen Screen spielt. Hier betritt die Handlung somit kein Neuland. Spannung und Schockmomente werden trotzdem auf eindrückliche Weise erzeugt. Die filmische Ästhetik eines Bildschirms bietet bestimmt ihren Reiz und wird auch in Zukunft womöglich eine grössere Rolle fürs Kino spielen.
Auch wenn «Searching» vielleicht nicht ein ideales Beispiel dafür ist, ist er den Gang ins Kino wert. Wir starren vermehrt täglich stundenlang auf einen Bildschirm – wieso das nicht auch einmal im Kino auf Grossleinwand tun? Erfrischend und unterhaltend ist der Film nichtsdestotrotz. Plus: der Film hält den besten unerwarteten Witz seit langem bereit.
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Kinostart: 20. September 2018 / Regie: Aneesh Chaganty / Mit: John Cho, Debra Messing, Joseph Lee, Michelle La, Sara Sohn
Trailer- und Filmquelle: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH
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