Lust auf Coming-of-age? Im Stil von «Skins», «My so called life» «Freaks and Geeks» oder «Dawson’s Creek» gibt es jetzt eine norwegische Dramaserie «SKAM». Die Serie zeigt eine Gruppe von Freunden in der Hartvig Nissen School in einem reicheren Bezirk Frogner in Oslo. Eine frische Serie, so intensiv und intim, mit tollem Soundtrack und Fans ohnegleichen. Binge Watching Gefahr!
Keine Lust auf langweilige Teenie Dramen? Diese Serie wird Dich überraschen. Das Konzept ist einfach: In jeder Staffel gibt es eine neue Hauptperson, verschiedene Themen werden eingewoben, es gibt Höhen und Tiefen und selbstverständlich Herzschmerz, Parties und viele Hormone, die wild ihr Unwesen treiben.
Die erste Staffel zeigt die schöne, aber unsichere Eva (Lisa Teige) als Hauptfigur, die mit ihrem Freund Jonas, ein süsser dunkelhaariger Beau (Marlon Valdés Langeland) gerade ein paar Schwierigkeiten durchmacht. Nun formiert sich die Clique der Mädels. Vilde, das forsche, aber auch tollpatschig-nervige Blondie (Ulrikke Falch) und Chris, die coole Mitläuferin, die gerne vorlaut ist (Ina Svenningdal) fragen Eva, ob sie bei der Schulabschlusstradition des „russefeiring“ mitmachen will und sie zusammen einen Bus zum Feiern kaufen wollen. Weil Eva alleine dasteht und Jonas seine Freundesgruppe hat, sagt sie zu. Sie lernt dann die besonders coole Noora (Josefine Frida Pettersen) kennen, die sich zuerst weigert mitzumachen. Aber zusammen mit Sana (Iman Meskini) werden sie zur unzertrennlichen Truppe. Wir lernen die Mädels- und Jungsclique rund um Eva und Jonas kennen und die Staffel zeigt neben der Romanze auch die Aspekte der Identität und des Dazugehörens in einer Gruppe. Die Mädels sind nicht die beliebtesten der Schule und innerhalb der Gruppe ist Sana als kopftuchtragende Muslima eine weitere Aussenseiterin. Sie wird aber schnell unersetzlich mit ihrer forschen und direkten Art.
Die zweite Staffel ist die Liebesgeschichte zwischen Noora, der Feministin der Gruppe (Josefine Frida Pettersen🙂 und William (Thomas Hayes), dem Fuckboy. Eine komplizierte Geschichte, denn er hat mit Vilde geschlafen und sie ist total in ihn verliebt. Er ist aber der Anführer der Penetrators (ja, ihr habt richtig gelesen) und ist absolut eingebildet und arrogant und gar nicht an Vilde weiter interessiert. Als er sie auf dem Pausenplatz beleidigt, schreitet Noora ein und weist ihn hart zurecht. William verliebt sich unsterblich in sie und macht alles, damit er ein Date mit Noora bekommen kann. Noora ist hin und her gerissen, weil er seinen Ruf hat und Vilde ist ja auch noch in ihn verliebt. Darum ist sie sehr gemein zu ihm und schmettert ihn immer wieder ab. Doch sie fängt ihn an zu mögen, zu sehr…
Die dritte Staffel zeigt die Geschichte vom älteren und extrovertierten Even (Henrik Holm) und dem süssen und scheuen Isak (Tarjei Sandvik Moe), sie begegnen einander in der Theatergruppe und Isak ist hin und weg. Er muss aber herausfinden, dass Even eine Freundin hat. Hat er die Zeichen und Annäherungsversuche so falsch gelesen? Das Coming-out, die Unsicherheit mit der eigenen Identität und das turbulente Gefühlsleben der Jungs steht im Vordergrund der Staffel.
Eine Achterbahn der Gefühle
Die Geschichten der Protagonisten sind der rote Faden der Staffeln, aber die Themen sind vielfältig und sehr nahe am Alltag von diesen Schülern und Schülerinnen. Langweilig, alles schon gesehen? Nein! «SKAM» schafft eine sehr intime Atmosphäre, die einzigartig ist und begeistert. Man fühlt mit den Figuren mit, ist wie live dabei. Es ist eine Achterbahn der Gefühle: Die Einsamkeit, wenn man die beste Freundin verliert. Die Leere, wenn man den ersten Freund betrügt. Der Schmerz, den man fühlt, wenn man den Freund verlassen muss, auf der Suche nach sich selbst, obwohl man ihn immer noch liebt. Vertrauen schenken, eine mögliche Vergewaltigung, Erpressung durch Nacktbilder, die im Rausch entstanden sind. Coming-out, psychische Probleme, Essstörungen und die totale Absenz der Erwachsenen. Das sind nur Stichworte, aber die Gefühle sind gewaltig. Man muss selbst reinschauen und mitfühlen. Ohne sicheren Abstand wird man einfach in das Leben von Teenagers hineinkatapultiert und man kann sich nicht dagegen wehren, egal wie alt man ist: sofort verliebt man sich in sie und will sie als Freunde haben. Und wieso? Die Schauspieler und Schauspielerinnen sind grossartig! Sie sind keine 24-jährige, die 16-jährige spielen. Sie benutzen norwegischen Slang und spielen mit allen möglichen Clichés, um mit einem Plot-Twist wieder mal das Publikum zu überraschen. Ja, man kommt nicht aus dem Staunen und fängt sofort an, alle Staffeln im Netz zu suchen, die die norwegischen Fans in müheloser Arbeit mit allen möglichen Untertitel versehen haben.
The Power of Social Media
Allgemein funktioniert diese Serie nur, weil die Fans so aktiv sind. Sie haben sich in Foren, auf Websites, Facebook organisiert und bieten Übersetzungen, Feedbacks, Playlisten des Soundtracks und Fanart an. Sie kontaktieren aber auch Medienschaffende, die von der Serie noch nichts mitbekommen haben und fordern sie auf, darüber zu schreiben. Die Autorin Julie Andem kümmert sich um ihre Fans und bespricht Themen, die sie interessieren und holt sich von ihnen wertvolle Inputs.
Die Art der Ausstrahlung der Serie ist einmalig: die Serie ist webbasiert und wird unangekündigt ausgestrahlt: Wenn einer Figur z.B. etwas am Dienstag um 21:34 passiert, dann wird an diesem Tag um die besagte Zeit der Clip / die Szene auf allen Onlinekanäle von NRK ausgestrahlt. Man sieht also lauter kleine Clips, aber man weiss nicht genau wann sie rauskommen. Und am Ende der Woche kann man die gesamte Episode an einem Stück wieder schauen. Man ist dauernd am mitfiebern, wann und wie geht es weiter? Und für jeden Clip stellen die Fans Untertitel her und stellen diese selbst Online.
Lange mussten sich die Fans gedulden und jetzt liess NRK die Bombe platzen: der Trailer für die 4. Staffel zeigt die neue Hauptperson „Sana“. Es wird also brisant, denn eine Muslima wird im Vordergrund sein und wir werden einen Einblick in ihr Herz und ihren Gedanken bekommen. Wie war das nun mit den Jungs, dem Sex, dem Beten…?
Die schlechte Nachricht: Es wird voraussichtlich die letzte Staffel der genialen norwegischen Serie «SKAM». sein. Eine Serie, die von der Machart und der Frische an „My So called life“ und „Skins“ erinnert, nur sind die Themen, die Umsetzung, der Austausch und die Ausstrahlung aktueller denn je. Eine Coming-of-age Serie mit Suchtpotential.
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hier der Link zur Playlist:
Hier der Link zu den Figuren:
Trailer- und Bildquellen: https://tv.nrk.no/serie/skam
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