Traumtänzer Terrence Malick lässt für seine neuste poetische Bildgewalt Schauspielgrössen wie Ryan Gosling, Rooney Mara, Michael Fassbender, Natalie Portman und Cate Blanchett vor der Kamera von Emmanuel Lubezki taumeln und bringt so ein schwindelerregendes Dreiecksbeziehungsdrama mit Malick-typischer Konfusion auf die Leinwand.
Die elfengleiche und blutjunge Faye (Rooney Mara) ist fasziniert vom trügerischen Musikbusiness und versucht mit allen Mitteln, bei den erfolgreichen Musikergrössen Fuss zu fassen. Auf einer ausschweifenden Party von Produzenten-Mogul Cook (Michael Fassbender) lernt sie den schüchternen, aber charmanten BV (Ryan Gosling) kennen, in den sie sich schlagartig verliebt. Gemeinsam mit ihm will sie das Künstlerdasein geniessen, von „Song to Song“ leben. Doch auch Cook hat ein Auge auf Faye geworfen. Geschmeichelt von seiner Aufmerksamkeit lässt sie sich treiben – ehe sie sich versieht, rutscht sie auf der Oberflächlichkeit des Showbiz aus und tingelt sich immer weiter in die ungesunde Dreiecksbeziehung voller Geheimnisse und Unwahrheiten.
Malicks neuster Wurf ist einmal mehr die Geschichte einer suchenden Seele, die nicht so recht weiss, wo sie hingehört, eine Augenschmaus-Charakterstudie, die in tiefe Traumwelten abgleitet. Vom faszinierenden Sog der Musikszene angezogen vergisst Faye, wer sie ist und was sie eigentlich wirklich will, wer ihr Inneres mag und wer nur auf Äusserlichkeiten – eine typische Synopsis für ein Coming off age-Drama. Doch mit Malicks unverkennbaren Handschrift wird der Film vielmehr: Er ist gekennzeichnet von grossartigen Panoramaaufnahmen in nachdenklicher Stimmung und vielen Schweigepausen, die vollständig in die Atmosphäre eintauchen lassen, welche bei Malick viel mehr Wert als jegliche Worte hat. Eine klar erkennbare Chronologie existiert nicht, vielmehr werden die harmonierenden Figuren in ihren wortkargen Dialogen von Raum zu Raum geworfen, in welchen sie zumeist mit der Graziosität eines Balletttänzers um sich selbst tigern, während sie ihre Konflikte lösen.
Ein Traum-Streifen
Malicks Figuren sind nicht einfach nur Menschen, sondern Seelen. Und je weiter der Film schreitet, desto mehr Themen des Seelenlebens werden abgedeckt: Das warme Gefühl des Verliebtseins, der prickelnde Thrill einer Affäre, die Frage nach Vertrauen und Geborgenheit, die Angst vor Ablehnung, Loslassen, das Finden der eigenen Wünschen und Ziele, die Suche nach Authentizität und Erfüllung. Gepaart mit Ereignissen des normalen Lebens wie Geldnot, Tod und Trauer und der gewohnt geballten Starpower vor der Kamera wird «Song To Song» ein ausgedehntes zweistündiges Film-Opus, das schlussendlich das Leben im Ganzen auf träumerischer Art widerspiegelt und dank grosser Namen dennoch auf ein grösseres Publikum treffen wird als ein klassischer Arthouse-Streifen.
Entweder man mag Malicks Filme und versteht seine Intention, oder verdreht verständnislos die Augen und fragt sich wie so einige Journis an der Pressevisionierung, um was es denn hier genau gehe. So viel ist klar: «Song To Song» ist vielmehr ein visuell grossartiger Traum-Streifen als eine strikte Erzählung mit Anfang, Höhepunkt und Ende. Wem dies klar ist und sich auf eine einlullende cineastische Reise begeben will, wird nicht enttäuscht werden.
Kinostart: 27. Mai / Regie: Terrence Malick / Mit: Natalie Portman, Cate Blanchett, Rooney Mara, Michael Fassbender, Ryan Gosling
Bild- und Trailerquelle: Ascot Elite Schweiz
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