In seinem dritten Solofilm im Marvel Cinematic Universe bekommt es Spider-Man gleich mit mehreren altbekannten Widersachern aus anderen Universen zu tun. «Spider-Man: No Way Home» bietet gekonnten Fanservice und Spektakel, geht aber auch in die Tiefe. Alleine dafür lohnt sich das Ticket.
Vor bald 20 Jahren eroberte Sam Raimi mit «Spider-Man» (2002), dem ersten ganz grossen Spielfilm über den netzschwingenden Superhelden, die Kinos. Seither ist viel passiert: Nicht nur erlebte die Franchise über den wohl bekanntesten Marvel-Helden gleich zwei Neuanfänge; auch das anno 2000 noch angestaubte Superheld*innen-Genre sorgte in der letzten Dekade für einige der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Auf dieses Vermächtnis blickt «Spider-Man: No Way Home» zurück: Der dritte Solofilm des Netzschwingers im Marvel Cinematic Universe versucht der von Tom Holland verkörperte Titelheld mithilfe von Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), die Welt wieder in Ordnung zu rücken, nachdem seine Identität in «Far from Home» (2019) gelüftet wurde. Dabei lässt er versehentlich eine Vielzahl von Spider-Man-Bösewichten aus anderen Universen auf die Welt los.
«Mit ‹No Way Home› spielt Marvel seine grosse Stärke geschickt aus: Bereits etablierte Figuren wie Molinas Doctor Octopus treffen auf andere, bereits etablierte Figuren wie Tom Hollands Spider-Man.»
Und so schliesst sich nach zwei Jahrzehnten gewissermassen der Kreis, wenn plötzlich Alfred Molina als Doctor Octopus, bekannt aus Raimis «Spider-Man 2» (2004) auf den Plan tritt – und Rache an Spider-Man alias Peter Parker nehmen möchte. Doch der Typ, der ihm da im Spinnenkostüm gegenübersteht, ist nicht der Peter Parker, den er kannte. Grosse Verwirrung, auf beiden Seiten.
Mit «No Way Home» spielt Marvel seine grosse Stärke geschickt aus: Bereits etablierte Figuren wie Molinas Doctor Octopus treffen auf andere, bereits etablierte Figuren wie Tom Hollands Spider-Man. Was schon beim ersten Aufeinandertreffen der einzelnen Avengers in «The Avengers» (2012), sowie beim Aufeinandertreffen der diversen anderen Held*innen im «Infinity War»/«Endgame»-Zweiteiler (2018/2019) gut funktionierte, geht auch hier perfekt auf – nicht zuletzt dank der zahlreichen Schauspielgrössen, die in diesem Film zeigen dürfen, dass auch Bösewichte Tiefgang haben können.
«‹Spider-Man: No Way Home› ist mit seinen bunten Actionsequenzen und seinem Mix aus Superheldengekloppe und Zaubershow (Doctor Strange sei Dank) über weite Strecken eine unterhaltsame Angelegenheit – ein Film, der wirkt, als wäre er gerne noch öfter und noch wilder aus dem Marvel-Korsett ausgebrochen.»
«No Way Home» ist mit seinen bunten Actionsequenzen und seinem Mix aus Superheldengekloppe und Zaubershow (Doctor Strange sei Dank) über weite Strecken eine unterhaltsame Angelegenheit – ein Film, der wirkt, als wäre er gerne noch öfter und noch wilder aus dem Marvel-Korsett ausgebrochen. Doch auch der 27. Film des Studios muss sich wohl oder übel an Konventionen halten, und so gibt es auch hier zahlreiche Marvel-Nebenschauplätze, die den Film unnötig in die Länge ziehen. Looking at you, Happy Hogan (Jon Favreau). Auch J. K. Simmons als ruppiger Medienzar J. Jonah Jameson geht völlig im Getöse des Films unter – damit ist Simmons einer der wenigen Rückkehrer, der den Film nicht bereichert.
Nichtsdestotrotz ist «Spider-Man: No Way Home» in vieler Hinsicht einer der mutigsten Filme mit dem Spinnenmann – er verlangt dem Publikum einiges an Vorwissen ab und konfrontiert es mit einer komplexen Geschichte über alternative Realitäten. Im Gegenzug werden die Zuschauer*innen mit einem Superheldenfilm belohnt, der nicht müde ist, seine eigenen Figuren neu zu entdecken und ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Und der offensichtlich Lust hat, das Marvel Cinematic Universum noch einmal gehörig auf den Kopf zu stellen.
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Kinostart Deutschschweiz: 15.12.2021
Filmfakten: «Spider-Man: No Way Home» / Regie: Jon Watts / Mit: Tom Holland, Benedict Cumberbatch, Zendaya, Alfred Molina, Marisa Tomei, Benedict Wong, Jon Favreau, J. K. Simmons / USA / 148 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH
«Spider-Man: No Way Home» ist ein unterhaltsames Spektakel, das unseren Lieblingshelden mit altbekannten Figuren konfrontiert. Der Mix aus Fanservice und Charakterdrama gelingt.
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