Vom 24. bis 27. April fand in Brugg erneut das beliebte Horrorfilmfestival Brugggore statt. Wir waren einen Tag lang vor Ort und kamen – wie letztes Jahr – in den Genuss eines abwechslungsreichen Filmprogramms.
Beim Brugggore gibt es nur eine Regel bei der Filmauswahl: Es muss im weitesten Sinn ein Grusel- oder Horrorfilm sein. Egal, ob Klassiker, sozialkritisches Drama oder selbstironische Komödie: Hauptsache, dem Publikum stehen sämtliche Haare zu Berge.
Es war denn auch so eine selbstironische Komödie – «We Are Zombies» von François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell –, die wir als Erstes sahen. Die kanadisch-französische Koproduktion spielt in einer Zukunft, in der Menschen und Zombies Seite an Seite leben. Denn die Zombies sind nicht auf frische Gehirne aus, sondern wollen auch nur ein mehr oder minder normales Leben führen. Aber nicht alle lebendigen Menschen wollen mit den übelriechenden Toten zusammenleben und lassen daher ihre Zombie-Angehörigen von einem Grosskonzern abholen.
«‹We Are Zombies› gefiel dem Publikum vom Brugggore so gut, dass er prompt zum Publikumsliebling des gesamten Festivals gekürt wurde.»
Karl (Alexandre Nachi), seine Schwester Maggie (Megan Peta Hill) und sein bester Freund Freddy (Derek Johns) nutzen das System des Konzerns aus, indem sie immer kurz vor der Ankunft der echten Arbeiter*innen an der Tür klingeln und, angezogen wie offizielle Konzern-Vertreter*innen, die Zombies mitnehmen und an dubiose Clubs verkaufen. Dass dies nicht lange gut gehen kann, liegt auf der Hand. Was folgt, ist eine äusserst unterhaltsame Mäusejagd, die sich vieler Klischees bedient, jedoch ohne dabei an Ideenreichtum zu verlieren – von der herzensguten Zombie-Mutter Theresa über den egoistischen Glitzer-Pimp bis hin zum tollpatschigen Protagonist*innen-Trio. Der Film gefiel dem Publikum vom Brugggore so gut, dass er prompt zum Publikumsliebling des gesamten Festivals gekürt wurde.
Als Zweites entschieden wir uns mit «How to Kill Monsters» von Stewart Sparke für einen weiteren Splatterfilm. Das Ganze fängt vielversprechend an: Jamie (Lyndsey Craine) wird als einzige Überlebende nach einem Monster-Heraufbeschwörungs-Debakel ins Gefängnis gebracht. Niemand will ihrer wilden Erzählung, wie sämtliche andere Anwesenden in der Hütte ums Leben kamen, glauben. Für die anwesenden Polizisten ist klar: Sie ist die Mörderin. Doch als nach all ihren Warnungen tatsächlich Monster auftauchen, beginnen die Polizisten und Insassen im Gefängnis, ihr zu vertrauen.
«Trotz des guten Anfangs vermag ‹How to Kill Monsters› es nicht, packend zu bleiben. Die einzelnen Szenen wirken schnell repetitiv und sind so offensichtlich absurd, dass die Pointen eher hohl wirken.»
Trotz des guten Anfangs vermag «How to Kill Monsters» es nicht, packend zu bleiben. Die einzelnen Szenen wirken schnell repetitiv und sind so offensichtlich absurd, dass die Pointen eher hohl wirken. Als sich etwa das Gefängnis plötzlich vom Boden löst und durch ein schlecht animiertes Universum mit riesigen geflügelten Monstern löst, kommt das nicht selbstironisch daher, sondern wirkt angestrengt und aufgesetzt.
Einen starken Kontrast zu dem eher misslungenen Splatter-Streifen stellte das japanische Horrordrama «Best Wishes to All» von Yūta Shimotsu. Hier besucht eine junge Frau (Kotone Furukawa, bekannt aus «Wheel of Fortune and Fantasy») ihre Grosseltern auf dem Land. Obwohl sie dort mit ihren Eltern aufgewachsen war, scheint nichts mehr wie früher zu sein. Die Grosseltern verhalten sich komisch und haben ein dunkles Geheimnis: Für ihr eigenes Glück nehmen sie das Unglück anderer in Kauf. «Best Wishes to All» ist ein ruhiger Film, komplett ohne Jump-Scares – und trotzdem, oder gerade deswegen, liefert er Horror vom Feinsten. Denn gruselig kann nicht nur ein Monster, sondern auch die eigene Familie sein, die einen zwingt, über Leichen zu gehen.
Der bunte Blumenstrauss an Filmen lockte entsprechend auch ein durchmischtes Publikum an: Filmklassiker-Fans, aber auch Kino-Muffel, wurden in die Säle gelockt. Es ist schön, zu sehen, dass ein kleines Kinofestival mitten im Aargau es Jahr für Jahr schafft, ein so tolles Programm zusammenzustellen.
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Fotos: Roman Kasinksi
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