Wer an Romeo und Julia denkt, mag sich vielleicht an die Umsetzung von 1996 mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes erinnern. Die Ausgangslage in „Tanna“ ist jedoch eine ungleich andere. Statt Shakespeares Englisch hören wir Nauvhal, einen lokalen Dialekt aus Vanuatu, statt berühmter Hollywoodgrössen treffen wir unbekannte Gesichter des Eingeborenenvolks der Yakel. Doch die Liebe, die ist auch auf Tanna echt, episch und aussergewöhnlich.
„Tanna“ entführt uns auf die südpazifische Insel nach der der Film benannt ist. Dort lieben sich Dain und Wawa der Yakel wie einst Shakespeares Romeo und Julia und wollen heiraten. Damit jedoch die Ur-Erblinien erhalten bleiben, entscheiden die Ältesten ihres Volkes über Heiratsbündnisse. Wawa wird schliesslich einem anderen versprochen, um einen lange bestehenden Streit mit einem benachbarten Stamm beizulegen. Ihre unmögliche Liebe wird so auf eine harte Probe gestellt, denn ohne die Heirat droht dem Stamm der Yakel Krieg.
Mittendrin in diesem Konflikt steht Selin, Wawas Schwester. Viel im Film entdecken wir mit ihren Augen. Liebe, Konflikt, kaum etwas bleibt dem eigensinnigen Mädchen verborgen. Besonders auch ihre Begegnung mit der Geistmutter Yahul, dem aktiven Vulkan auf Tanna, berührt und das ohne professionelles Schauspiel. Sämtliche DarstellerInnen sind nämlich tatsächlich Teil der Yakel. Zusammen mit den Regisseuren Martin Butler und Bentley Dean haben sie auch das Drehbuch ausgearbeitet. „Tanna“ basiert auf einer wahren Begebenheit, die die Eingeborenen so stark bewegt hat, dass sie sich schliesslich entschlossen, ihre heiligen Traditionen zu ändern.

Wawa und ihre Schwester Selin am Fluss. Dort spielt, badet und arbeitet das ganze Volk der Yakel.
Die exquisiten Bilder der exotischen Umgebung, das natürliche Schauspiel der DarstellerInnen und die einfache Kameraführung geben dem Film zeitweise den Anschein eines Dokumentarfilms. Das erstaunt auch wenig, da Butler und Dean in früheren Projekten bereits Dokumentarfilme zusammen gedreht haben. Diese Momente lassen einen leider den Kontakt zum Geschehen und den Charakteren etwas verlieren. Doch die Geschichte der unlösbaren Liebe berührt auch über Kulturgrenzen hinweg. Ob das reicht, um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nach Australien zu holen, wird sich spätestens im Februar 2017 zeigen, wenn die 89. Academy Awards verliehen werden.
Filmstart: 15. Dezember 2016 / Regie: Martin Butler, Bentley Dean / Mit: Mungau Dain, Marie Wawa, Marceline Rofit
Bild- und Trailerquelle: trigon-film
No Comments