Mit «The Ballad of Buster Scruggs» bedienen die Coen-Brüder («Fargo», «Inside Llewyn Davis», «Hail, Caesar!») einmal mehr das Western-Genre. Ihr neuster Film basiert auf einer Sammlung von im Wilden Westen angesiedelten Kurzgeschichten und war eigentlich als Anthologieserie auf Netflix geplant. Um für die Oscars 2019 ins Rennen gehen zu können, wurde daraus ein abendfüllender Episoden-Western. «Buster Scruggs» ist ihr erster digitaler Film und trägt reichlich coenesque Handschrift. In diesem Sinne; Vorhang auf für eine Mischung aus düsterem Drama und schwarzem Humor.
«We’ve always loved anthology movies, especially those films made in Italy in the Sixties which set side-by-side the work of different directors on a common theme. Having written an anthology of Western stories we attempted to do the same, hoping to enlist the best directors working today. It was our great fortune that they both agreed to participate.» The Coen brothers
Die erste Episode, «The Ballad of Buster Scruggs», führt die Titelfigur Buster Scruggs (Tim Blake Nelson) ein. Dieser hat sich als singender Revolverheld einen Namen gemacht und trällert ein Lied nach dem anderen, während er so ganz nebenbei Gegenspieler niederstreckt. Aber: «You can’t be top dog forever» – und so fliegt er frisch und fröhlich (singend) der Unendlichkeit des Himmels entgegen und wird prompt von James Franco abgelöst.
«First time?» James Franco
Dieser versucht in «Near Algodones» als Kleinkrimineller eine Bank im Nirgendwo auszurauben und unterschätzt dabei den Kassierer (Stephen Root), was ihm eine spektakuläre Zirkusnummer auf dem Pferderücken einbringt.
«Meal Ticket» ist wohl die düsterste Kurzgeschichte von allen und zeigt einen wortkargen Liam Neeson. Als Direktor eines fahrenden Theaters lässt er einen arm- und beinlosen jungen Mann (Henry Melling) Gedichte und berühmte Passagen aus Büchern rezitieren, um ihn später durch ein rechnendes Huhn zu ersetzen.
«All Gold Canyon» bietet mit seinen malerischen, idyllischen Filmbildern etwas Entspannung inmitten der Rauheit des Wilden Westens. Hier brilliert Tom Waits als Goldsucher, der, in der Hoffnung, Mr. Pocket zu finden, die Grünfläche zu Maulwurfshügeln umbuddelt.
Die längste Episode, «The Gal Who Got Rattled», ist eine actiongeladene Romantik-Tragödie. Zoe Kazan spielt eine junge Frau, die an der Seite von Bill Heck und Grainger Hine mit einem Wagenzug quer durch den Westen zieht, wobei alles anders kommt als geplant.
In «The Mortal Remains» tauschen Jonjo O’Neill, Brendan Gleeson, Saul Rubinek, Tyne Daly und Chelcie Ross auf engstem Raum Geschichten aus, wobei sich bei drei Reisenden zunehmend ein Gefühl der Beklemmung breit macht.
«We both have a horror of sentimentality. I like it when you leave a movie feeling good but you want to say: «Look how horrible people can be. Isn’t life great!».» Ethan Coen
Mit «Buster Scruggs» zeigen die Coen-Brüder ein weiteres Mal, dass Licht und Schatten Seite an Seite im Leben existieren und das Resultat von mysteriösen Zufällen sind. Ihre Charaktere sind wie immer skurril; oft bringen sie sich selbst in verzwickte Situationen. Und wenn nichts schief geht, kommt zumindest etwas dazwischen.
Mit «Buster Scruggs» zeigen die Coen-Brüder ein weiteres Mal, dass Licht und Schatten Seite an Seite im Leben existieren und das Resultat von mysteriösen Zufällen sind
Kameramann Bruno Delbonne («Inside Llewyn Davis») präsentiert die Schönheit und Weite der Landschaft in Breitwandformat, was die Figuren sogleich in ihrem Umfeld einbindet. Dabei sorgt Carter Burwell, der seit «Blood Simple» nahezu jeden Film der Coens musikalisch unterlegt hat, mit seinen Kompositionen für die entsprechende Western-Atmosphäre.
«Buster Scruggs» ist herrlich bitter und bissig zugleich, clever, düster, blutig, witzig und nicht zuletzt einfach nur schräg.
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Filmfakten: «The Ballad of Buster Scruggs» / Regie: Ethan und Joel Coen / Mit: Tim Blake Nelson, James Franco, Stephen Root, Liam Neeson, Henry Melling, Tom Waits, Zoe Kazan, Bill Heck, Grainger Hines, Jonjo O’Neill, Brendan Gleeson, Saul Rubinek, Tyne Daly, Chelcie Ross / USA / 133 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Netflix
Herrlich bitter und bissig zugleich, clever, düster, witzig und nicht zuletzt, einfach nur schräg.
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