Wenn Promis mit Feuerwehrmännern auf Parade gehen.
Daniel Mantovani (Oscar Martinez) lehnt nach seinem Nobelpreis in Literatur hochnäsig sämtliche Anfragen aus der ganzen Welt ab. Aus einer Laune entscheidet er sich dazu, die Einladung, aus seinem Heimatdorf in Argentinien, Salas, anzunehmen. Er soll als Ehrenbürger geehrt werden, dabei war er 40 Jahre nicht mehr da. Statt einer nostalgischen Reise an die Quelle seiner Inspiration mit feierlichen VIP-Empfang, erwartet Daniel rustikaler Charme, mit selbstgedrehten Videos und Ponchos. Eine grotesk-komische spanisch-argentinische Gesellschaftssatire von Gastón Duprat und Mariano Cohn («El Hombre de al Lado», «Yo Presidente»).
Daniel reist ohne Entourage an. Bereits nach der Landung gibt es Schwierigkeiten, weil das alte Auto, mit dem er abgeholt wird, eine Panne hat. In Salas angekommen stecken sie ihn in eine Bruchbude, die ein VIP Hotel sein soll. Es folgen grossartig-absurde Szenen, bei denen Daniel mit der Feuerwehr durch das Dorf auf Parade geht, oder eine einfache Powerpoint-Präsentation im Kino über sein Leben zu sehen bekommt, die ihn zum Weinen bringt. Die Ehrenbürgerschaft wird ihm dann von der Dorfschönheit und vor seiner Grundschullehrerin überreicht. Aber nicht alle sind ihm wohl gesonnen und es kommt zu verschiedenen, auch gewalttätigen Konfrontationen. Während einer Lesung wird er blossgestellt, er habe nur schlecht über sein Dorf in seinen Büchern geschrieben. Die Vorwürfe häufen sich: Wieso ist er nie zurückgekehrt? Wieso kam er nicht zur Beerdigung seines Vaters? Wieso schreibt er nicht über schöne Dinge? Daniel muss sich dem stellen, ob er will oder nicht.
Der amouröse Twist darf nicht fehlen: er trifft auf seine alte Liebe, Irene (Andrea Frigerio), die verheiratet ist und eine Tochter hat. Daniel begehrt sie immer noch, muss aber herausfinden, dass ihr Ehemann Antonio (Dady Brieva) ihr untreu ist. Und der Gipfel: er hat eine Nacht mit ihrer Tochter, Julia (Belén Chavanne), verbracht. Wie kommt Daniel da wieder lebendig raus?
Die Erzählung ist übersichtlich gehalten: Der Film wird in 5 Kapitel erzählt und am Ende sieht man, wie Mantovani sein neustes Buch vorstellt, das «El cidadano ilustre» heisst. Wir sehen also ein „Buch im Film“, einfach in Bildern erzählt. Mantovani grinst in die Kamera und spielt an der Pressekonferenz damit, ob das Buch nun eine gänzlich erfundene Geschichte oder ein Teil seiner Biographie ist.a
Der Film lebt von den grotesken Momenten, in denen Daniel als berühmter Star auf verschiedene mehr oder weniger absurden dörflichen Alltagssituationen trifft und sich aus der Komfort-Zone bewegen muss. Die VIPs und ihre Macken bekommen ihr Fett weg, aber auch die Dorfbewohner stehen eher unkultiviert und einfältig da. Aber keine Figur ist wirklich gut oder böse, sie bewegen sich immer wieder in Grauzonen und denken nur an ihr eigenes Wohlergehen. Manche Dorfbewohner wirken stereotypisch und der Schriftsteller ein bisschen zu selbstgerecht, aber das dient dazu, diese gesellschaftliche Groteske zu erzählen, bei der, Oscar Martinez (bekannt aus «Relatos Salvajes» und «El Nido Vacìo»), stoisch alles über sich hergehen lässt. Oder fast. Der Schauspieler Oscar Martinez wurde in Venedig als bester Schauspieler ausgezeichnet und der Film gewann den Goya als bester iberoamerikanischer Film.
Unterhaltender argentinischer Humor als Mittel zur Darstellung der Argentinischen Gesellschaft, bei dem uns manchmal das Lachen vergeht, weil die Satire zum bitterbösen Ernst umschlägt.
Kinostart: Start 13. April 2017 / Regie: Gastón Duprat und Mariano Cohna / Mit: Mit Oscar Martínez, Dady Brieva, Andrea Frigerio
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