Ein Psychopath sucht sein erstes menschliches Mordopfer, ein vulgäres Mädchen sucht Rückhalt, und die erste Liebe will erkundet werden. Basierend auf der gleichnamigen Comicreihe von Charles Forsman, zeigt die düstere britische Coming-of-Age-Serie «The End of the F***ing World» eine Jugend, die sich, frei von Vertrauen in Erwachsene, in deren Welt zurecht finden muss. Eine Serie, so rasant, wütend und anders, wie die Jugend selbst.
James, der schon kleinere Tiere getötet hat, möchte nun einen Menschen ermorden. Da passt es ihm gut, dass Alyssa, ein Mädchen aus seiner Schule, Interesse an ihm zeigt. Doch während sich der Eine schon früh über sein Anderssein im Klaren war, jedoch um seine persönliche Art auszuleben, versucht den Anschein zu wahren, ist sich die Andere über ihre eigene Rolle wohl weit weniger im Klaren. Und so entladen sich Wut und Zorn in oftmaligen verbalen Ausbrüchen, meist mit dem einzigen Ziel, sich gesellschaftlich ins Aus zu spielen. Dabei wird schnell deutlich, welche Zerrissenheit die Jugendlichen durchleben, ersichtlich durch die klaffenden Unterschiede zwischen gesprochenen und gedachten Dialogen. Und vielleicht ist es gerade diese dramatische Differenz, die James und Alyssa zusammenführt. Denn verschroben wie es ist, ist es eben doch die erste Liebe.
Junge Liebe in einer düsteren Welt
Was wird aus Kindern, deren Vertrauen in die Erwachsenen schon früh geschädigt wurde? Nun, sie werden Jugendliche, die sich allein in einer dunklen, unverständlichen Welt zurecht finden müssen. Die ihre Rolle nicht kennen und neben der Erkundung der eigenen Sexualität sich ihrer Gefühle verweigern.
Die meisterlichen Darstellungen von Alex Lawther als junger psychopathischer James und Jessica Barden als Alyssa inszenieren neben den verstörenden Handlungsverläufen vielschichtige Charaktere, die, so ungleich der Norm, nur schwer in ein gesellschaftliches Bild passen wollen, dabei aber ein Erzeugnis genau dieser sind.
Die erste Staffel mit ihren acht Episoden à 20 Minuten Spieldauer ist auf Netflix zu sehen und ist nicht nur durch ihre Kurzweiligkeit prädestiniert für einen abendfüllenden Marathon. Die wirklich unterhaltsame Darstellung von britischem Humor und aufwühlendem Drama, präsentiert Folge um Folge mehr die Tiefe und Menschlichkeit ihrer Protagonisten.
«The End of the Fu***ing World» zeigt das Heranwachsen in eine Welt voller Erwachsener, deren Unfähigkeit an die Schmerzgrenze gelangt oder die tatsächlich willentlich die physische Schmerzgrenze überschreiten. Verbrecher und inkompetente Polizisten, zerrüttete Familienverhältnisse und einfach mal ein Haufen Arschgeigen… Da scheinen James und Alyssa sich doch eigentlich noch ganz gut entwickelt zu haben.
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Jetzt auf Netflix Schweiz
Serienfakten: «The End of the F***ing World» / Creator: Charlie Covell / Mit: Alex Lawther, Jessica Barden, Gemma Whelan, Wunmi Mosaku, Steve Oram, Christine Bottomley, Navin Chowdhry, Jonathan Aris, Barry Ward / Grossbritannien / 8 Episoden à 18–22 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Netflix
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