Riskante Sprünge, mächtige Explosionen, aber auch ganz viel Charme und gute Laune: «The Fall Guy» ist eine unterhaltsame Liebeserklärung an alle Stuntpersonen und das Filmschaffen allgemein, die sich selbst und die eigenen Macken nicht allzu ernst nimmt.
Als Regisseur von Blockbuster-Actionstreifen wie «John Wick» (2014), «Atomic Blonde» (2017), «Deadpool 2» (2018) und «Bullet Train» (2022) weiss David Leitch, wie man mithilfe von Stunts das Publikum in Atem hält. Doch nicht nur das: Er war früher selbst als Stuntdarsteller tätig. Und sein Lebenslauf ist beträchtlich: So war er beispielswiese sowohl in David Finchers «Fight Club» (1999) als auch in «Ocean’s Eleven» (2001) von Steven Soderbergh als Stuntdouble vom späteren «Bullet Train»-Hauptdarsteller Brad Pitt im Einsatz.
Kein Wunder also, dass er in seinem neuen Film – den er selbst einen Liebesbrief an alle Hollywood-Stuntmänner und -frauen nennt – alle Stunt-Register zieht. «The Fall Guy» basiert lose auf der gleichnamigen TV-Serie aus den 1980er Jahren und erzählt die Geschichte des Stuntmans Colt Seavers (Ryan Gosling), der seit vielen Jahren als Double für den arroganten Filmstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) arbeitet. Doch nicht nur in seinem Beruf lebt er seinen Traum; auch in der Liebe läuft es gut: Auf dem Set lernt er die Kamerafrau Jody Moreno (Emily Blunt) kennen, und die beiden verlieben sich ineinander. Die Romanze endet jedoch plötzlich, als sich Colt bei einem Stunt am Set schwer verletzt, von der Bildfläche verschwindet und seinen Traumjob an den Nagel hängt.
Doch eines Tages ruft ihn plötzlich Ryders Produzentin Gail (Hannah Waddingham) an und bitte ihn darum, für den Science-Fiction-Film «Metalstorm» den Schritt zurück ins Stunt-Business zu wagen. Als er hört, dass niemand anderes als Jody Moreno Regie führt, sieht er eine Chance, sein Untertauchen bei ihr wiedergutzumachen.
Kaum am Set angekommen, wird aber schnell klar, dass auf Colt nebst den Stunts am Set noch eine ganz andere Aufgabe auf ihn wartet. Sowohl Hauptdarsteller Tom Ryder als auch dessen ursprüngliches Stunt-Double sind verschwunden. Produzentin Gail bittet Colt, sich auf die Suche nach Ryder zu machen – und schickt ihn damit direkt in ein Abenteuer voller Zweikämpfe und Verfolgungsjagden.

Ryan Gosling und Teresa Palmer in «The Fall Guy» / © 2024 Universal Studios. All Rights Reserved.
Nachdem die Ausgangslage der Geschichte im ersten Drittel des Films dargelegt worden ist, folgt das, was im Film definitiv im Zentrum steht: eine Stunt-Extravaganz, die ihr Versprechen, das Publikum zu unterhalten, auf jeden Fall hält. Von brennenden Menschen über waghalsige Auto-Manöver und klassische Kampfszenen bis hin zu mächtigen Explosionen – es ist von allem etwas dabei, und alles ist angemessen spektakulär.
Dass bei der Entstehung von «The Fall Guy» besonders viel Zeit, Energie und wohl auch finanzielle Mittel in die Stuntszenen geflossen sind, zeigt sich auch im nicht ganz runden Plot und dem etwas holprigen Rhythmus in jenen Szenen, in denen es ausnahmsweise nicht um Sprünge, Explosionen und Faustschläge geht.
«Besonders Hannah Waddingham und Emily Blunt gehen in der zweiten Hälfte etwas unter, was dem Film nicht unbedingt zugutekommt. Denn beide stellen in ‹The Fall Guy› ihr Talent für Komödien einmal mehr unter Beweis.»
Dies führt dazu, dass gewisse Szenen ihr Potenzial trotz der grossartigen Chemie zwischen den Darsteller*innen nicht ganz ausschöpfen können. Besonders Hannah Waddingham («Ted Lasso») und Emily Blunt («Oppenheimer») gehen in der zweiten Hälfte etwas unter, was dem Film nicht unbedingt zugutekommt. Denn beide stellen in «The Fall Guy» ihr Talent für Komödien einmal mehr unter Beweis.

Emily Blunt in «The Fall Guy» / © 2024 Universal Studios. All Rights Reserved.
Wo der Film auf der inhaltlichen Ebene nicht vollumfänglich überzeugt, schafft er es jedoch trotzdem, seine eigenen Schwächen mit einem Augenzwinkern hinzunehmen und diese sogar offen anzusprechen. Eine Drehbuchautorin am Set von «Metalstorm» schlägt der Regisseurin Jody sogar vor, die Probleme des Films im dritten Akt im Film direkt anzusprechen – ein Kommentar, der sehr wohl als kleiner Seitenhieb auf «The Fall Guy» selbst verstanden werden kann.
«Am Ende ist das Ganze eine gelungene Mischung aus Action, Witz und sehr vielen Filmzitaten und Anspielungen auf das, was Filmschaffen hinter den Kulissen bedeutet.»
Doch auch wenn der Film nicht perfekt ist: Am Ende ist das Ganze eine gelungene Mischung aus Action, Witz und sehr vielen Filmzitaten und Anspielungen auf das, was Filmschaffen hinter den Kulissen bedeutet. All das macht vor allem eins: sehr viel Spass. Und vielleicht ist das auch genau das, was man von einem Sommer-Blockbuster erwarten soll und darf.
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Kinostart Deutschschweiz: 1.5.2024
Filmfakten: «The Fall Guy» / Regie: David Leitch / Mit: Ryan Gosling, Emily Blunt, Hannah Waddingham, Aaron Taylor-Johnson, Winston Duke, Teresa Palmer, Stephanie Hsu / USA / 126 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2024 Universal Studios. All Rights Reserved.
«The Fall Guy» von David Leitch hält trotz einiger Macken das, was ein Sommer-Blockbuster verspricht: viel Spass, tolle Figuren und Actionszenen, die einen in Atem halten.
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