Die Katze ist aus dem Sack! Nach fast 20 Jahren Abwesenheit springt der orangefarbene Faulenzer Garfield wieder über die Leinwand. Doch die Freude währt nicht lange: Der animierte «The Garfield Movie» ist lustlos inszenierte Stangenware, die ihrem Publikum nichts zutraut. Daran vermag auch eine charmante schweizerdeutsche Synchronfassung wenig zu ändern.
«Saletti, Spaghetti!», ruft Garfield, bevor er den bösen Strolchen entkommt. Zumindest tut das der liebenswürdige Kater in der Mundartfassung, die Sony dem Deutschschweizer Publikum spendiert hat. Dort spricht nämlich der Schaffhauser Satiriker Gabriel Vetter («Advent, Advent») den montagshassenden Garfield – unterstützt vom Bündner Urgestein Andrea Zogg («Sennentuntschi») sowie Vetters «Die Sendung des Monats»-Co-Moderatorin Fabienne Hadorn («Die göttliche Ordnung»). Vetter, Zogg und Hadorn treten dabei in die grossen Fusstapfen von Chris Pratt («Jurassic World Dominion»), Samuel L. Jackson («Pulp Fiction») und Hannah Waddingham («The Fall Guy»), die den Figuren im Original die Stimme leihen.
Warum es – obwohl wir uns doch scheinbar vor etwa zehn Jahren darauf geeinigt haben, dass es wirklich keine schweizerdeutschen Filmfassungen mehr braucht – doch noch eine synchronisierte Version geben muss, bleibt fraglich. Erst recht, wenn der Cast dann von eher durchschnittlich bekannten Namen angeführt wird. Ob sich der ganze Aufwand promotionstechnisch lohnt, wird sich zeigen. Rein filmisch ist die «Saletti-Spaghetti»-Variante aber ein Erfolg: Einerseits, weil die Sprecher*innen, allen voran das Trio Vetter, Hadorn und Zogg, mit viel Freude agieren – andererseits, weil «Garfield de Film» sonst halt weiss Gott nicht viel zu bieten hat.
Der Animationsfilm von Disney-Veteran Mark Dindal («The Emperor’s New Groove») schickt den zynischen und lethargischen Stubenkater Garfield – ganz untypisch – auf eine grosse Mission und damit aus seinen eigenen vier Wänden hinaus. Zusammen mit seinem verschollen geglaubten Vater Vic muss er auf Geheiss der rachsüchtigen Katze Jinx einen Milchbetrieb ausrauben. «The Garfield Movie» bricht mit vielen Konventionen der Cartoonvorlage – und das nicht zum Besseren. Wenn der treudoofe Hund Odie hier plötzlich zum smarten Assistenten von Garfield wird, verliert die Beziehung zwischen den beiden viel von ihrem Charme.
«Ist es einfach Unlust, Neues zu wagen, oder doch schon panische Verzweiflung, wenn die Macher*innen in regelmässigen Abständen echte Katzenvideos ins Geschehen einflechten, um uns zumindest noch den ein oder anderen Lacher zu entlocken?»
Es hilft auch nicht, dass die ganze Story um den Garfield’schen Milchdiebstahl und die Vater-Sohn-Reunion sehr hektisch und lückenhaft erzählt ist. «The Garfield Movie» wirkt wie ein Film, der von sich selbst am meisten verwirrt ist. Das macht das Büsi-Abenteuer zu einer verkrampften Angelegenheit, bei der nur selten so richtig Freude aufkommen will, und noch seltener gelacht werden darf. Ist es einfach Unlust, Neues zu wagen, oder doch schon panische Verzweiflung, wenn die Macher*innen in regelmässigen Abständen echte Katzenvideos ins Geschehen einflechten, um uns zumindest noch den ein oder anderen Lacher zu entlocken? Hauptsache, das Ganze ist irgendwie «memeable».
Auch visuell sorgt der Film mit seinen unförmigen Figuren und der irgendwo in den frühen 2010er Jahren festgesteckten Farbpalette kaum für Begeisterung. Man merkt, dass «The Garfield Movie» nicht (wie etwa die liebevollen «Spider-Verse»-Filme) aus Sonys eigener Animationsschmiede stammt, sondern vom kleinen britischen Studio DNEG Animation für einen Bruchteil des Budgets der «Spider-Verse»-Filme umgesetzt wurde – offensichtlich für einen zu geringen Bruchteil.
«Auch visuell sorgt der Film mit seinen unförmigen Figuren und der irgendwo in den frühen 2010er Jahren festgesteckten Farbpalette kaum für Begeisterung.»
Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass zumindest die schweizerdeutsche Fassung von «The Garfield Movie» dem Publikum etwas bieten kann – und sei es nur den ein oder anderen «Saletti, Spaghetti!»-Moment. Doch selbst das ändert wenig daran, dass sich diese dröge Cartoon-Verfilmung anfühlt wie ein ganz, ganz übler Kater.
Wir haben uns im Maximum Cinema Filmpodcast mit Garfield-Sprecher Gabriel Vetter unterhalten.
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Kinostart Deutschschweiz: 23.5.2024
Filmfakten: «The Garfield Movie» / Regie: Mark Dindal / Mit: Chris Pratt, Samuel L. Jackson, Hannah Waddingham, Ving Rhames, Nicholas Hoult, Cecily Strong, Harvey Guillén / Mit den schweizerdeutschen Stimmen von: Gabriel Vetter, Andrea Zogg, Fabienne Hadorn, Tom von Arx, Fabian Unteregger / USA / 101 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH
Diesen lustlosen und spürbar überforderten Garfield-Trickfilm können selbst charmant besetzte schweizerdeutsche Stimmen nicht vor der eigenen Mittelmässigkeit bewahren.
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