«The Glass Castle» von Destin Daniel Cretton erinnert in mehreren Sequenzen an den von Kritikern hochgelobten Film «Captain Fantastic», der im letzten Jahr unter anderem bei den Oscars vertreten war. Obwohl «The Glass Castle» aufgrund starker schauspielerischer Einzelleistungen (u.a. Woody Harrelson und Brie Larson) und eindrücklichen Momenten durchaus überzeugen kann, wird er wohl nicht an den Erfolg des letztjährigen Überraschungsfilms anknüpfen können.
«The Glass Castle» zeigt die junge Frau Jeanette Walls (Brie Larsson; «Room»), auf deren Memoiren das Drehbuch basiert, in der Grossstadt New York im Jahre 1989. Sie arbeitet dort als erfolgreiche Kolumnistin und wohnt mit ihrem gutbetuchten Verlobten (Max Greenfield; «New Girl») in einem schicken Appartement. Allerdings hat sie viele grausame Kindheitserinnerungen noch nicht verarbeitet. Durch längere Rückblenden in die Kindheit von Jeanette (hier gespielt von Olivia Kate Rice und Sadie Sink) erfährt der Zuschauer, dass sie, ihre Eltern und ihre drei Geschwister auf der Flucht vor Gläubigern und Staatsgewalt immer wieder den Wohnsitz wechseln mussten. Dies alles unter dem falschen Vorwand den perfekten Standort für das Schloss aus Glas zu finden, an dessen Plänen ihr alkoholsüchtiger Vater namens Rex (Woody Harrelson; «The People vs. Larry Flynt») herumtüftelt. Diese schreckliche Erfahrung soll aber bei weitem nicht die letzte und schlimmste sein, die aus Jeanettes Kindheit enthüllt wird.
Mit Woody Harrelson und Brie Lar erstklassig besetzt
Woody Harrelson passt perfekt in die Rolle des sturen und unbelehrbaren Vaters und blüht in seiner Figur richtiggehend auf. So brilliert er vor allem in den tiefsinnigen Sequenzen und kann so den Zuschauer in seinen Bann ziehen. Auch Oscarpreisträgerin Brie Larson, die etwas weniger Screen Time einnimmt, weiss in den dramatischen Moment durchaus zu überzeugen, wodurch man der Hauptfigur ohne weiteres abnimmt, dass sie immer noch stark unter ihren Kindheitserinnerungen leidet.
In «The Glass Castle» werden zahlreiche Gräueltaten des Vaters aufgezeigt, welche den Zuschauer oft entsetzt zurücklassen, was von den Filmemachern durchaus bezweckt wird. Die wenigen schönen Momente der Kindheit von Jeanette, welche meist auf falschen Hoffnungen und Lügen basieren, werden dann allerdings fast schon zu positiv und malerisch dargestellt, sodass man sich selbst wieder wie ein kleines Kind fühlt, das seinem Vater jede noch so unwahrscheinliche Geschichte glauben will.
Obwohl der Streifen aufgrund der langen Spielzeit von 127 Minuten etwas langatmig wirkt, ist «The Glass Castle» auf jeden Fall eine Empfehlung wert und lässt kein Auge trocken.
Kinostart: 5. Oktober 2017 / Regie: Destin Daniel Cretton / Mit: Woody Harrelson, Brie Larson, Naomi Watts, Max Greenfield, Olivia Kate Rice, Sadie Sink
Trailer- und Bildquelle: Impuls Pictures AG
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