In seinem Langspielfilmdebüt «The Harvesters» beschäftigt sich Etienne Kallos mit Südafrikas weissen «Afrikaanern». Das ist ambitioniert aufgezogen, überzeugt aber nicht restlos.
In der südafrikanischen Provinz «Free State» – der letzten Hochburg der weissen Afrikaaner-Minderheit – dominiert der christliche Glaube und die traditionelle Landwirtschaft. Janno (Brent Vermeulen), der älteste Sohn einer Afrikaaner-Familie, arbeitet tüchtig von früh bis spät. Beim Abendessen wird viel gebetet und wenig gesprochen. Auch vor dem Schlafengehen betet Janno und blickt noch einmal auf den idyllischen Hof hinaus, bevor das Licht in seinem karg dekorierten Zimmer ausgeht. Jannos Blick nach draussen wird von den vergitterten Fenstern eingerahmt, die eine ungreifbare Gefahr erahnen lassen. Doch kommt das Übel von fremden Eindringlingen, wie etwa dem neuen Adoptivsohn Pieter (Alex Van Dyk), oder kommt es doch von innen?
Die Gitterstäbe sind nur eine der Spannungen, die von Regisseur Etienne Kallos erforscht werden. Schwankend zwischen subtil und plump, navigiert der Film durch eine Vielzahl von Thematiken, die von kolonialer Schuld über Jannos Anziehung zu seinem besten Freund bis hin zu biblischen Allegorien reichen.
Doch fokussiert sich der Film in einer Szene auf etwas, gerät das Motiv schon in der nächsten wieder vergessen. So bleiben die mysteriösen Morde an Landbesitzern ohne Täter – und ohne jegliche Konsequenzen für den Plot. Vieles wird angedeutet, ohne mit Tiefe behandelt zu werden. Auch wenn diese Unaufgeklärtheit das Publikum bemächtigen soll, seine eigenen Schlüsse zu ziehe, resultiert sie lediglich in Ratlosigkeit und Langeweile.
«‹The Harvesters› ist ein Erstlingsfilm, der mit seinem Blick in den sogenannten ‹Bibelgürtel› von Südafrika etwas wagt und letzten Endes doch scheitert.»
«The Harvesters» ist ein Erstlingsfilm, der mit seinem Blick in den sogenannten «Bibelgürtel» von Südafrika etwas wagt und letzten Endes doch scheitert. Das träge Drehbuch und die uninspirierten Mise-en-Scène, die durch den erbarmungslosen milchigen Filter neblig überzogen wird, erdrücken die einzelnen Lichtblicke seitens der Darsteller. So geht Jannos psychologische Entwicklung und der Konflikt mit Pieter im Schwall von unterbearbeiteten Handlungssträngen schnell vergessen.
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Kinostart Deutschschweiz: 30.5.2019
Filmfakten: «The Harvesters» («Die Stropers») / Regie: Etienne Kallos / Mit: Brent Vermeulen, Alex Van Dyk, Juliana Venter, Morne Visser / Südafrika, Frankreich, Griechenland, Polen / 102 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Trigon-Film
«The Harvesters» ist ein Erstling, der sich sehr viel vornimmt, aber bald wieder vergessen geht.
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