Der Regisseur der «Ocean’s»-Trilogie greift die wahre Geschichte um die geleakten Panama Papers auf. Gary Oldman und Antonio Banderas spielen dabei zwei Winkeladvokaten, die reichen Kunden helfen, ihr Geld am Fiskus vorbeizuschleusen und reinzuwaschen.
Am 3. April 2016 veröffentlichte das Internationale Netzwerk investigativer Journalisten die Ergebnisse ihrer einjährigen Recherche zu den sogenannten Panama Papers. Dabei handelte es sich um elfeinhalb Millionen Dokumente von der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die ein anonymer Whistleblower den Journalisten zugespielt hatte.
Die Dokumente bewiesen, dass Mossack Fonseca mit einem weltweiten Netz aus Briefkastenfirmen den Reichen und Mächtigen half, Steuer- und Geldwäschedelikte zu begehen. Zu den Kunden der Anwaltskanzlei gehörten Politiker, Prominente, Sportstars, aber auch Diktatoren, Drogenkartelle, Mafia-Clans, und Regimes wie Nordkorea, Iran und Syrien.
Die illegalen Machenschaften von Mossack Fonseca und deren Enthüllung sind nun Gegenstand des neuen Netflix-Films «The Laundromat» von Steven Soderbergh («Logan Lucky», «High Flying Bird»). Der Film stützt sich auf das Sachbuch «Secrecy World» des US-Journalisten Jake Bernstein, doch im Gegensatz zum nüchternen Stil von Journalismus-Filmen wie «Spotlight» (2015) oder «All the President’s Men» (1976) setzt Soderbergh auf einen dezidiert satirischen Erzählton. Er unterteilt die Erzählung in verschiedene Episoden, um Mossack Fonsecas weltumspannende Winkelzüge anhand von verschiedenen Figuren zu offenbaren.
Im Gegensatz zum nüchternen Stil von Journalismus-Filmen wie «Spotlight» (2015) oder «All the President’s Men» (1976) setzt Soderbergh auf einen dezidiert satirischen Erzählton.
Eine davon ist die liebenswürdige Rentnerin Ellen (Meryl Streep). Sie verliert ihren Ehemann bei einem Bootsunglück, erhält aber nur einen Bruchteil der ihr zustehenden Versicherungssumme. Daraufhin macht sie sich auf die Suche nach den Verantwortlichen und folgt einer Spur aus Briefkastenfirmen, die sie bis nach Panama führt.
Die weiteren Episoden erzählen von einem afrikanischen Oligarchen (Nonso Anozie), der sich das Schweigen seiner Tochter über seine Affären erkaufen will, und von Gu Kailai (Rosalind Chao), der Gattin des gestürzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai.
Der Fokus der Erzählung liegt aber auf den zwei Männern, die mit ihren Geschäften im Hintergrund die einzelnen Episoden miteinander verbinden: Jürgen Mossack (Gary Oldman) und Ramón Fonseca (Antonio Banderas). Von der ersten Szene an brechen sie die vierte Wand zum Publikum und fungieren als Erzähler des Films.
Mit ihren Varieté-ähnlichen Auftritten erläutern die beiden das komplizierte Geflecht ihrer illegalen Aktivitäten und geben eine Art Crashkurs in Geldwäsche samt animierten Sequenzen. Auch wenn Gary Oldman in seiner Darstellung des deutschstämmigen Mossack teilweise über die Stränge schlägt, harmoniert er wunderbar mit Antonio Banderas: Beide suhlen sich mit offensichtlicher Freude in ihren dandyhaft überzeichneten Rollen.
Schwarzer Humor
Indem Soderbergh die zynischen Ansichten und Geschäftspraktiken seiner zwei Hauptfiguren mit schwarzem Humor aufarbeitet, prangert er unser kapitalistisches Weltwirtschaftssystem an, das solche Praktiken erst ermöglicht. Solange die Scheinwerfer auf Oldman und Banderas gerichtet sind, funktioniert das ganz gut. Sobald sich der Film aber den übrigen Figuren widmet, franst er aus.
Neben der Episode mit Meryl Streep, die den schier aussichtslosen Kampf gegen ein undurchschaubares und korruptes System veranschaulicht, fällt die Liebesaffäre des afrikanischen Oligarchen ziemlich flach ab. Die auf Tatsachen beruhende Geschichte über Gu Kailai, der «chinesischen Jackie Kennedy», bietet hingegen zu wenig Hintergrundinfos, um ihr skandalträchtiges Potenzial rund um Mord und Bestechung voll auszuschöpfen. Trotz dieser inhaltlichen Schwächen ist «The Laundromat» dank Soderberghs visuell spielerischem Stil und seinen zwei extravaganten Hauptfiguren eine über weite Strecken unterhaltsame Satire über ein abgekartetes Wirtschaftssystem, das einzig den Reichen in die Hände spielt.
Trotz inhaltlichen Schwächen ist «The Laundromat» dank Soderberghs visuell spielerischem Stil und seinen zwei extravaganten Hauptfiguren eine über weite Strecken unterhaltsame Satire über ein abgekartetes Wirtschaftssystem, das einzig den Reichen in die Hände spielt.
Im Übrigen haben die echten Mossack und Fonseca vor wenigen Tagen in den USA eine Schadenersatzklage gegen Netflix vorgebracht. Sie argumentieren, der Film würde sie zu Unrecht als «rücksichtslose Anwälte, die in Geldwäsche, Steuerflucht, Bestechung und/oder anderes kriminelles Verhalten verwickelt sind», darstellen. Ziel der Klage ist, die Veröffentlichung des Filmes auf Netflix zu verhindern. Nun, dafür ist es eindeutig zu spät.
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Jetzt auf Netflix Schweiz
Filmfakten: «The Laundromat» / Regie: Steven Soderbergh / Mit: Gary Oldman, Antonio Banderas, Meryl Streep, Nonso Anozie, Rosalind Chao, Jeffrey Wright, Sharon Stone, David Schwimmer, Matthias Schoenaerts / USA / 96 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Netflix
Steven Soderbergh prangert das kapitalistische Weltwirtschaftssystem an, wobei sich Gary Oldman und Antonio Banderas als korrupte Anwälte sichtlich wohl fühlen.
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