Genau wie der Vater im Film vermittelt «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter» angebliche Werte, die einer kritischen Betrachtung nicht standhalten. Der Film von Jody Hill dreht sich um die Stärkung eines angeschlagenen Vater-Sohn-Verhältnisses, verkommt aber zu einer Ode an ein Männerbild, das eine solche Bindung überhaupt erst verunmöglicht.
Buck Ferguson (Josh Brolin) hat sein Hobby zum Beruf gemacht und verdient sein Geld mit selbstgedrehten Jagdvideos. Immer dabei ist Don (Danny McBride) der hinter der Kamera steht, wenn Buck den Abzug drückt. Um die Beziehung zu seinem Sohn zu stärken und ihm die Familientradition näher zu bringen, will Buck zum ersten Mal den 12-jährigen Jaden mit auf eine Jagd nehmen. Dieser hat aber andere Prioritäten.
«fun, freedom, family values» vs. «toxic masculinity»
Es gehe um «fun, freedom, family values – the American tradition», sagt Buck in einem seiner Videos. Die Intention von «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter» wird also bereits in den ersten Minuten deutlich. Diese Botschaft der amerikanischen Werte verfolgt der Film dann auch knapp anderthalb Stunden lang sehr gekonnt. Leider verpasst es Regisseur Jody Hill auch nur einen Hauch an Kritik dieser Werte mitzuvermitteln. Stattdessen wird klar, dass Aufgeben nur für Weicheier eine Option ist, echte Gefühle keinen Platz haben im Leben eines Mannes und die Sexualität einer Frau kontrolliert werden muss. «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter» zementiert ein Männerbild, das im krassen Gegensatz zum aktuellen Diskurs um Rollenbilder steht und ganz klar das Label «toxic masculinity» verdient hat.
Das, wie man meinen sollte, überholte Männerbild in «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter» ist es dann auch, das die gesamte Handlung des Films unglaubwürdig erscheinen lässt. Buck will seinem Sohn näher kommen, doch sein Vorgehen kann überhaupt nicht funktionieren. Statt sich für seinen Sohn zu interessieren, hält er seine Hobbies für unsinnig und will ihm die einzig wahre, die patriotische Art zu leben einimpfen. «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter» hätte hier durchaus Potential für eine echte Tragödie gehabt. Doch Jody Hill hat stattdessen eine klassische Komödie mit glücklichem Ausgang gedreht. Passenderweise ist die Auflösung des Films einer der frustrierendsten Momente in «The Legacy of a Whitetail Deer Hunter». Der folgende leichte Spoiler sei mir verziehen: Die Liebeserklärung Jadens an seinen Vater wird genau rechtzeitig von einem pseudo-lustigen Ereignis unterbrochen, damit Buck zwar Tränen in den Augen hat, aber schliesslich keine davon fliessen muss. Genau wie in allen anderen emotionalen Momenten zuvor untergräbt Komik jegliche Form echter Gefühle und lässt einen einfach nur kopfschüttelnd zurück.
Auf Netflix erhältlich seit dem 06. Juli 2018 / Regie: Jody Hill / Mit: Josh Brolin, Danny McBride, Montana Jordan, Carrie Coon, Scoot McNairy
Bild- und Trailerquelle: Netflix.
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