Es schreit wieder durch den Dschungel: in «The Legend of Tarzan» von David Yates schwingt sich der muskelbepackte Held mitsamt bildgewaltiger 3D-Action und perfekter Tieranimation durch den Kinosaal. Sehr kurzweilig, aber wie immer bei Grossproduktionen aus dem schmucksten Teil von Los Angeles kommt die Enttäuschung so sicher wie der Regen im Schweizer Sommer.
Tarzan (solide: Alexander Skarsgård) – im Dschungel von Gorillas grossgezogen worden – lebt seit Jahren mit seiner Jane (nicht unbezaubernd: Margot Robbie) in der Zivilisation. Er flaniert nun als John Clayton III., Lord Greystoke, durch die Strassen von London und befindet sich quasi im Ruhestand. Doch wie alle zurückgetretenen Helden fühlt auch er sich berufen, auf die grosse Bühne zurückzukehren und ein Schwing-Comeback zu feiern. Grund dafür ist die Einführung der Sklaverei in seiner alten Heimat, dem Kongo, durch belgische Kolonisten. Und so beginnt eine Reise voller Verrat und Entführungen.
Ein typischer Blockbuster
Kämpfe zwischen Mensch und Tier, heroisches Schreien, tanzende Muskeln, mächtige Geschöpfe, martialische Kommunikation, weibliche Reh-Augen: Jeder Kinozuschauer versteht diese Sprache, denn sie ist anspruchslos. Sie muss weder gelernt noch gedacht werden. Deshalb wird sie leider von den Produktionsfirmen dieser Welt immer und immer wieder auf die Leinwand gebracht. Bis zur totalen Stumpfsinnigkeitsdepression. Oder doch noch nicht ganz, also schaut man sich ein weiteres Mal durch tausendfach Gesehenes mit der menschlichen Absicht, etwas Positives zu erkennen.
Da wäre Christoph Waltz als dunkler, intelligenter Gegenspieler Tarzans. Leider ist er mit der flachen, klischierten Rolle völlig unterfordert und obwohl er sie sehr eindringlich spielt, ist die Figur so gehaltvoll wie ein leerer Plastiksack. Hier kommen wir zur grössten Schwäche des Films: Es existieren keine Kanten. Weder in der Tier- und Menschenwelt, noch beim Inhalt.
Dies hat zur Folge, dass die Gefühle nur gross, aber nicht echt sind und die fehlende Fehlbarkeit den Film nicht realistisch macht. Jedenfalls hätte es durchaus Ansätze gegeben, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen: die regnerische Bildsprache, die Sklaverei oder das Aufeinanderprallen von Kulturen.
Darum lohnt es sich, diesen Film zu sehen
Wer seichte Unterhaltung in der Komfortzone und einen gut gelaunten Samuel L. Jackson mag, sollte sich sofort Schokomandeln kaufen und das nächste Kino aufsuchen. Denn eines ist sicher: Die Mandeln schmecken auch bei diesem Film weltbewegend!
Kinostart: 28.07. / Regie: David Yates / Cast: Alexander Skarsgård, Samuel L. Jackson, Margot Robbie, Djimon Hounsou, John Hurt, Jim Broadbent, Christoph Waltz
Trailer- und Bildquelle: © 2016 Edgar Rice Burroughs, Inc. and Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
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