Die erste Live-Action-«Star Wars»-Serie ist ein unterhaltsamer Weltraum-Western, der auf bekannte Muster setzt. Auch wenn «The Mandalorian» vor allem für «Star Wars»-Fans spannend sein dürfte, ist sie erst der Anfang von Disneys Serienoffensive.
Der Mandalorianer (Pedro Pascal) ist ein Kopfgeldjäger, der auch nicht vor komplizierten Aufträgen zurückschreckt. Immerhin wird er von einem Anhänger des Imperiums, das in «Return of the Jedi» (1983) zerschlagen wurde, angeheuert: «Mando», wie der Kopfgeldjäger von den meisten genannt wird, soll einen Fünfzigjährigen ausfindig machen. Als sich dieser jedoch als Kleinkind mit speziellen Fähigkeiten herausstellt, entschliesst sich Mando, erstmals seinen eigenen Kodex zu brechen und mit dem Kind zu flüchten.
Der Mandalorianer ist für Baby Yoda, was Yoda einst für Luke Skywalker war
«The child», «kid», «asset», «target» – das Kind hat viele Namen in der ersten Live-Action-Serie im «Star Wars»-Universum. Fans und Medien gleichermassen nennen es jedoch zumeist Baby Yoda, weil es ein Kind der Spezies ist, welche die Welt seit Jahrzehnten durch Yoda aus den originalen «Star Wars»-Filmen kennt. Baby Yoda ist es denn auch, welcher der Serie schnell viralen Auftrieb verlieh und sie einem breiten Publikum bekannt machte. Die eigentliche Hauptfigur, der Mandalorianer, geht dabei fast ein bisschen unter.
Dazu trägt auch bei, dass das Gesicht von Schauspieler Pedro Pascal konsequent nur mit Maske gezeigt wird. Das hat in diesem Fall jedoch religiöse Gründe und nicht gesundheitliche, startete die erste Staffel von «The Mandalorian» doch bereits im November 2019. Zu Beginn sind dieses religiöse Credo und der Code, den Mando lebt, das Einzige, das der Figur etwas Tiefe verleiht. Sonst spricht er wenig und kann alles. Erst durch das Auftauchen von Baby Yoda widmet sich die Serie auch den Themen Verantwortung und Vaterschaft, die Mando wesentlich prägen.
Der Rest von «The Mandalorian» dürfte vor allem Fans von «Star Wars» überzeugen. Sie verknüpft Ereignisse aus den Filmen mit den Comics und (animierten) TV-Serien und ist voll mit Geschichten von und Verweisen auf bereits bekannte Figuren. Wer keine Details der «Star Wars»-Saga verpassen möchte, wird «The Mandalorian» gespannt verfolgen. Für alle anderen ist es ein durchschnittlich unterhaltsamer Weltraum-Western.
«Wer keine Details der ‹Star Wars›-Saga verpassen möchte, wird ‹The Mandalorian› gespannt verfolgen. Für alle anderen ist es ein durchschnittlich unterhaltsamer Weltraum-Western.»
Disney kontert Originalität mit Produktivität
Für Disney hingegen ist es erst der Anfang der für den eigenen Streamingdienst Disney+ gestarteten Serienoffensive, die diesen Monat mit der Veröffentlichung von «WandaVision» ihre Fortsetzung gefunden hat. Noch für dieses Jahr sind zahlreiche weitere Spin-off-Serien aus dem Marvel– und «Star Wars»-Universum geplant, so etwa «Loki», «Ms. Marvel» oder «The Book of Boba Fett». «The Mandalorian» suggeriert, dass Disney dabei vor allem auf bekannte Muster und alte Fans setzt, und nicht unbedingt auf Originalität.
Das passt aber zu einem Konzern, der seit einigen Jahren vor allem seine alten Klassiker wiederaufleben lässt – zuletzt mit «Mulan» und «The Lion King», bei dem «Mandalorian»-Creator Jon Favreau Regie führte. Dass für «The Mandalorian» aber bereits eine dritte Staffel in Produktion ist, spricht jedoch für dessen Unterhaltungswert, waren doch viele der bisherigen Marvel-Serien («Daredevil», «Jessica Jones», «Luke Cage») eher kurzlebig.
«Die Serie hätte durchaus Potential, auch Nicht-‹Star Wars›-Fans abzuholen, aber es scheint, dass das bei der Konzeption nicht wirklich eine Priorität war.»
Aber so richtig viel Spass macht «The Mandalorian» nicht. Der Plot ist ziemlich langsam, die Protagonist*innen erhalten erst spät Tiefe, und wenn dann doch ein spannendes Thema angeschnitten wird, wird es nicht weiterverfolgt. Die Serie hätte durchaus Potential, auch Nicht-«Star Wars»-Fans abzuholen, aber es scheint, dass das bei der Konzeption nicht wirklich eine Priorität war.
Über «The Mandalorian» wird auch in Folge 16 des Maximum Cinema Filmpodcasts diskutiert.
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Jetzt auf Disney+
Serienfakten: «The Mandalorian» / Creator: Jon Favreau / Mit: Pedro Pascal, Gina Carano, Werner Herzog, Carl Weathers, Giancarlo Esposito, Amy Sedaris, Temuera Morrison, Bill Burr / USA / 16 Episoden à 32–54 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Disney+ / © Lucasfilm Ltd & ™. All Rights Reserved
«The Mandalorian» macht nicht viel falsch, bleibt aber insgesamt etwas flach. Unterhaltsam ist die Serie vor allem für Fans von «Star Wars» und süssen Internet-Memes.
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