«What’s going on? Why are we running?»
Netflix versucht sich an einer intimem Familiensaga. Mit sympathischen Figuren, authentischen Dialogen und einer grossen Realitätsnähe ist ein Film entstanden, der niemandem weh tut, aber ein bisschen mehr Biss hätte vertragen können.
Die Familie Meyerowitz, das sind die Geschwister Danny (Adam Sandler), Matthew (Ben Stiller) und Jean (Elizabeth Marvel, «House of Cards») und ihr entfremdeter Vater Harold (Dustin Hoffman), der in New York lebt. Dazu gesellen sich Harolds dritte Frau Maureen (Emma Thompson) und Danny’s Tochter Eliza (Grace Van Patten). Im ersten Kapitel – der Film ist als Episodenfilm aufgebaut – steht Danny im Mittelpunkt, der die Fahrt zum College seiner Tochter mit einem Besuch bei seinem Vater in der Grossstadt kombiniert. Auch Matthew taucht kurze Zeit später auf. Die Beziehung zwischen den meisten Beteiligten hat sich in der Zwischenzeit ziemlich abgekühlt und es ist die Mission des Films, die entfremdeten Familienmitgliedern wieder näher zu bringen und dabei alte Kisten aufzuarbeiten.
«It’ll be nice to spend time with dad. I didn’t get a lot of time with him growing up.»
Das Drehbuch verfasst und Regie geführt hat Noah Baumbach, der sich vor allem für«The Squid and the Whale» und in jüngerer Zeit zusammen mit Greta Gerwig für «Frances Ha» und «Mistress America» verantwortlich zeichnet. Bereits bei diesen Filmen hat sich gezeigt, dass Baumbach die Geschichten sehr nahe an den Protagonisten ansiedelt. Bei «The Meyerowitz Stories» offenbart sich das bereits in der ersten Sequenz, als Danny (Sandler) zunehmend genervt versucht, in New York einen Parkplatz zu ergattern. Die hektischen Grossaufnahmen seines Gesichts und dem seiner Tochter, gepaart mit gelegentlichen Wutausbrüchen, lassen ein klaustrophobisches Gefühl entstehen. Dieses wird von den engen Strassen, hohen Gebäuden, vor allem aber durch die Familie Meyerowitz selbst bis fast zum Schluss aufrecht erhalten.
Die kleine Familiensaga wurde noch vor Cannes, wo der Film nach der Goldenen Palme strebte, von Netflix gekauft. Ein weiterer Versuch des Streaming-Giganten, sich im Spielfilm-Markt zu etablieren. Obwohl «The Meyerowitz Stories» definitiv zu den besseren Filmen gehört, die Netflix bisher erworben hat, ist der grosse Wurf damit nicht gelungen. Zu fade ist der Film, teilweise sogar etwas altbacken. Darüber können auch die Handvoll äusserst feinfühlig geschriebenen Szenen und Dialoge und die sympathischen Figuren nicht hinwegtäuschen.
«The Meyerowitz Stories: New and Selected» ist auf Netflix verfügbar.
Written and directed by Noah Baumbach / Darsteller: Adam Sandler, Dustin Hoffman, Ben Stiller, Grace Van Patten, Emma Thompson und Elizabeth Marvel
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