Um es vorweg zu nehmen: The Revenant ist ein Meisterstück. Ein Meisterstück, das weh tut.
The Revenant gewinnt sicherlich Oscars – davon darf man ausgehen. Ob ihn Leonardo DiCaprio gewinnen wird, entscheidet wohl nicht sein grossartiges Können, sondern vielmehr die Gunst der Gilde, aber das ist eigentlich auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist das Kinoerlebnis. Das unglaublich grosse Kinoerlebnis. Denn um das geht es Iñárritu schlussendlich immer in seinen Filmen. Er will ein Erlebnis schaffen, das bleibt. Und das hat er mit The Revenant definitiv wieder erreicht.
Die Handlung des Films spielt in den Weiten der USA. Etwa da, wo schon „Der mit dem Wolf tanzt“ gespielt hat. In ähnlicher Länge und auch in Indianersprache, dafür mit viel mehr Schnee und einem fulminanten Bärenangriff. In diesem Westen also schlägt sich Trapper Hugh Glass (gespielt von Nicht-Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio) – das Drehbuch basiert auf dem Roman Der Totgeglaubte von Michael Punke – über 156 Min. durch die brutale Wildnis. Nachdem er zu Beginn des Films durch die Bärenattacke bereits für tot erklärt wird, muss er mitansehen, wie sein Sohn von seinem Widersacher John Fitzgerald – toll gespielt von Tom Hardy – getötet wird. Deshalb gilt es gesund zu werden, die Wildnis zu bestehen und den Sohn zu rächen. Viel mehr Inhalt gibt es nicht, sondern, und das ist das grossartige am Film, nur Trapper Hugh, seinen Körper und die archaische Natur, die Indianer und die Tiere.
Das Erlebnis liegt in der Form. Zum einen ist es der minimale Soundtrack, mit seinen Peitschenhieb-artigen Schlägen, der die Widerwärtigkeiten, die Trapper Hugh ertragen muss, noch unerträglicher machen. Zum anderen lässt uns die geflügelte Kamera von Lubezki mit Trapper Hugh mitatmen, mitleiden, mitkämpfen und mitfliegen und das in einem Lense-Flair Massaker, das seinesgleichen sucht.
Wuchtig, brutal, archaisch. The Revenant ist ein grosses, meisterhaftes Epos à la „Fitzcarraldo“, „Platoon“ oder „The Thin Red Line“. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Oscar um Oscar.
Kinostart: 7.1.2016
Bildquelle: http://www.kimberleyfrench.com/portfolio/the-revenant/
No Comments