Legt euch nicht mit einer Mutter an, die ihre Tochter verloren hat! Ein Dorf namens Ebbing irgendwo in Missouri macht genau diesen Fehler und wird dafür mit Kratzbürstigkeit belohnt. Mildred Hayes (Frances McDormand – eine Wucht!) hat nur ein Ziel und das ist rütteln bis jeder Puls im Dorf zuhört; allen voran die gemütliche Polizei. In einem ersten Schritt mietet Mildred drei riesige Werbetafeln mit den Aufrschriften: „Raped While Dying“, „Still No Arrests?“ und „How come, Chief Willoughby?“. Die Konfrontationen nehmen so ihren Lauf…
Das beschauliche Ebbing lebt soweit zufrieden vor sich hin: Nie Spektakel, ein bisschen Rassismus und viel Gerede. Aber im Grundsatz zufrieden. Es gibt auch eine ortsansässige Polizei, die mehr ist als tut. Stören tut das natürlich niemanden, denn die ganz grossen Verbrechen sind sowieso nicht vorhanden. Bis Mildreds Hayes‘ Tochter vergewaltigt und ermordet wird. Die Aufklärung des Falles geht eher schleppend voran, was nach Midred’s Meinung hauptsächlich das Verschulden der Polzei ist. Nach sieben ergebnislosen Monaten der Fallklärung erklärt die verletzte und wütende Mutter der Polizei den Krieg und mietet die drei Werbetafeln. Und endlich ist Unruhe im Stall! Dorfbewohner sind empört über diese „Frechheit“, die Gesetzeshüter noch ein Stück wütender und gefühlt nur noch am Kopfschütteln. Die Diskussionen über mögliche Verfassungsverletzungen beginnen, erste Gehässigkeiten nehmen ihren Anfang. Das ganze Dorf stellt sich gegen Mildred. Ein Umstand, welche sie nicht weniger interessieren könnte.
Eine gegen Alle
Sie provoziert weiter und stellt sich weiter auf die Hinterbeine. Und das macht Spass! Denn mit jedem Konflikt, jeder Diskussion lernt der Zuschauer die interessanten Charaktere besser kennen. Chief Willoughby (Woody Harrelson – authentisch!) ist Familienvater, Oberhaupt der Polizei, mit sich entwickelnder Weisheit ausgestattet und hat Krebs. Er ist, obwohl Hauptangeklagter in Mildred’s Welt, noch ihr sanftester Kritiker. Er sucht das Gespräch und scheitert selbstredend an der kampfwilligen Visage von Mildred. Sein Polizeikollege, gleichsam dumm wie rassistisch, zeigt immer mal wieder auch andere Farben und trägt so zur grössten Stärke des Films bei: die vielschichtigen Figuren. Sie machen viele dumme Dinge, quaseln noch Dümmeres und sind dann doch wieder gefühlvoll und grosszügig. Sie machen Fehler, lernen nur manchmal daraus und handeln in der Regel hochemotional – so stelle ich mir authentisches Kino vor!
Die wahre Perle
Natürlich ist jedoch die wahre Perle Frances McDormand. Sie verkörpert diese wütende Mutter so genial mies gelaunt, dass es einem immer wieder ein Lächeln auf die Fratze zaubert. Energisch und unnachgiebig treibt sie ihre Mitmenschen immer wieder an den Rand: Kompromiss- und furchtlos! So ist dann auch nicht weiter verwunderlich, dass sie bei den Golden Globes als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde und eine Oscar-Nominnierung als beste Hauptdarstellerin bekommen hat. Wohlverdient!
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Kinostart: 25.1.2018 / Regie: Martin McDonagh / Cast: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Peter Dinklage, Abbie Cornish, Caleb Landry Jones, Lucas Hedges
Trailer- und Bildquellen: Warner Bros. Entertainment Switzerland GmbH
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