«Touch Me Not» lässt sich nicht mit einem herkömmlichen filmischen Vokabular beschreiben. Auf dem schmalen Grat zwischen Fakt und Fiktion tastet Regisseurin Adina Pintilie anhand dreier Hauptfiguren wortwörtlich das Wesen der menschlichen Intimität ab. An der diesjährigen Berlinale wurde der Debutfilm mit dem Goldenen Bären für den besten Film ausgezeichnet.
Man hört tiefes Atmen, in Grossaufnahme ist eine helle, behaarte Körperstelle zu sehen. Einem scheuen, aber neugierigen Blick gleich, tastet die Kamera den Körper langsam ab – geht von Oberschenkel, über Intimbereich und Bauch schliesslich zur Brust, auf der eine Hand liegt und sich mit der Atmung langsam auf und ab wiegt.
Diese erste Einstellung von «Touch Me Not» ist wohlig und befremdlich zugleich. Einen fremden Körper auf so nahe und intime Weise zu sehen ist ungewohnt. Und doch gibt der offensichtlich entspannte Körper einem das Gefühl von Geborgenheit und Zuneigung. Verlangen nach und Angst vor Intimität gehen Hand in Hand.
«I gradually discovered how all these people deal in fact, in different forms, with the same isolation, how they are all caught in the same trap, between a deep need for intimacy and a huge fear of it.» Adina Pintilie
Regisseurin Adina Pintilie schickt Laura (Laura Benson), Christian (Christian Bayerlein) und Tómas (Tómas Lemarquis) auf Entdeckungsreise ihrer eigenen Körperlichkeit und lässt uns an ihren Grenzerfahrungen und -erweiterungen teilhaben. Was dabei herauskam, lässt sich weder als Spiel- noch als Dokumentarfilm bezeichnen, die Grenzen sind fliessend. Vielmehr habe sie mit ihrem Cast «Filmforschung» betrieben, «wie in einem Labor», so die Regisseurin an der Pressekonferenz an der Berlinale.
Mit viel Einfühlsamkeit schafft Pintilie eine Reflexion über Intimität, Liebe und Lust und deren gemeinsamen Nenner: dem Berühren.
Mit viel Einfühlsamkeit schafft Pintilie eine Reflexion über Intimität, Liebe und Lust und deren gemeinsamen Nenner: dem Berühren. Ob der Film nun Fakt oder Fiktion ist, ist nicht wichtig. Vielmehr ist «Touch me not» eine unvergleichliche Erfahrung, die Pintilie die Zuschauenden mittels dem Medium Film machen lässt.
Kinostart Deutschschweiz: 29.11.2018
Filmfakten: «Touch me not» / Regie: Adina Pintilie / Mit: Laura Benson, Tómas Lemarquis, Christian Bayerlein, Grit Uhlemann, Hanna Hofmann
Trailer- und Bildquellen: Xenix Film.
Mit viel Feingefühl, Fingerspitzengefühl und Ehrlichkeit schafft Pintilie eine unvergleichliche Filmerfahrung.
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