Dalton Trumbo, der Ausnahme-Drehbuchautor hinter Hollywood-Klassikern wie „Thirty Seconds Over Tokyo“, „Roman Holiday“ oder „Spartacus“, der während der Fünfzigerjahre als überzeugter Kommunist auf der berüchtigten Blacklist landete, bekommt mit „Trumbo“ ein aufwändiges Biopic gewidmet. Das ist unterhaltsam, viel mehr allerdings nicht.
Ähnlich wie Sacha Gervasi in „Hitchcock“ bietet Regisseur Jay Roach („Austin Powers“, „Meet the Parents“) hier ein Stelldichein mehr – Helen Mirren, John Goodman, Michael Stuhlbarg – oder weniger – Dean O’Gorman, Christian Berkel, David James Elliott – berühmter Schauspieler, die in die Rollen legendärer Figuren aus dem klassischen Hollywood schlüpfen dürfen. Vor dem Hintergrund der amerikanischen Kommunistenhatz duellieren sich Trumbo (ein ausgezeichneter Bryan Cranston) und die „Hollywood Ten“ mit der Klatschkolumnistin Hedda Hopper (Mirren – sporadisch mitreissend) und dem erzkonservativen Westernhelden John Wayne (Elliott). Sie müssen mit ansehen, wie die rote Massenhysterie Freunde wie den linken Film-Noir-Darsteller Edward G. Robinson (Stuhlbarg – berührend) in Gegner verwandelt. Und sie kämpfen als Ghostwriter gegen das ihnen auferlegte Berufsverbot – eine Phase, in denen ihnen B-Studioboss Frank King (Goodman – der komödiantische Höhepunkt), Regisseur Otto Preminger (Berkel) und Superstar Kirk Douglas (O’Gorman) unerwartete Schützenhilfen leisten.
So amüsant diese Auftritte zum Teil auch sein mögen, so sehr lenken sie vom emotionalen und durchaus politischen Kern der Sache ab. Finden Roach und Autor John McNamara zu Beginn noch Heldenhaftes in den sozialistischen Überzeugungen ihrer Titelfigur, verkommen diese zunehmend zur Nebensächlichkeit – was den Passagen über die kapitalistisch profitorientierte Trumbo-King-Kollaboration ein Stück ihrer Ironie raubt. Auch die Familie des Protagonisten, allen voran seine Frau Cleo (die starke Diane Lane), spielt neben den hübsch ausstaffierten Kulissen und Hollywood-Nebenfiguren letztendlich nur zweite oder dritte Geige.
Wie bereits „Hitchcock“ fühlt sich auch „Trumbo“ so an, als pflügte er unaufhaltsam, Ereignisse abhakend durch die relevante Historie. Hier die Anhörungen der Hollywood Ten, da Trumbos Gefängnisaufenthalt, dort sein Schaffensdrang unter wechselnden Pseudonymen. Irritierend – oder gar langweilig – ist das zwar keinesfalls; aber grosses Kino sieht anders aus.
Für diese Einschätzung sorgt auch McNamaras Drehbuch, das im direkten Vergleich mit den grossflächig einbezogenen Zitaten Trumbos einen hoffnungslos schweren Stand hat. Neben den Drehbuch-Kostproben und Wort für Wort wiedergegebenen Fernseh-Plädoyers des historischen Trumbo machen sich die plumpen Expositionen und dramatischen Plattitüden des „Trumbo“-Autors besonders unvorteilhaft bemerkbar.
Trotz einer wunderbaren letzten Szene – auch basierend auf Trumbos eigenen Worten –, die noch einmal das abgrundtiefe Unrecht der Hollywood-Blacklist aufzeigt, fehlt „Trumbo“ die Kraft, um dem retrospektiven McCarthyismus-Kino, zu dem sowohl Dramen wie „Good Night, and Good Luck“ als auch Komödien wie „The Front“ gehören, etwas Substanzielles hinzuzufügen. Man wird unterhalten und informiert, bleibt dabei aber stets an der Oberfläche.
Seit dem 3. März in den Deutschschweizer Kinos.
Bildquelle: Ascot Elite Entertainment Group
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