Zwei Liebespaare versuchen ihr Glück auf dem Tulpen- und Heiratsmarkt, im Detail überzeugen diese Verflechtung und der Plot von «Tulip Fever» allerdings nicht. Wenigstens kann man hervorragenden Schauspielern bei der Arbeit zusehen und ein paar Filmreminiszenzen entdecken.
Wallstreet-Feeling in Amsterdam: Die ganze Stadt ist den Tulpen verfallen, auf die bevorstehenden Ernten wird gesetzt wie auf Aktien, und so schnell mancher zu Reichtum gelangt, verliert ein anderer sein ganzes Vermögen. Cornelis (Christoph Waltz, «Inglorious Basterds») dagegen hat sein Vermögen schon und nun auch eine junge, schöne Frau (Alicia Vikander, «Ex Macchina»). Nur das Erbe fehlt ihm noch zu seinem Glück. Deshalb fürchtet seine Frau Sofia, dass er sie, das Waisenkind, jederzeit wieder verstossen könnte, sollte sie nicht bald schwanger werden. Liebe sähe anders aus.
Doch dann betritt ein junger Maler das Haus, er soll ein Porträt des Ehepaars schaffen. Dane De Haan («Chronicle») sieht dem jungen Leonardo DiCaprio als zeichnendem Jack in «Titanic» auffällig ähnlich. Die beiden jungen Leute verfallen einander umgehend, eine Affäre nimmt ihren Lauf. Der Sex in und ausserhalb der Ehe wird dabei etwas plakativ kontrastiert; dass weniger manchmal mehr ist, hat beispielsweise «Girl with a Pearl Earring» – erneut unübersehbare Parallelen! – gezeigt.
Bald folgen Fluchtpläne. Damit schlägt die Stunde des Tulpenmarkts: Hier scheint man sich das nötige Geld schnell beschaffen zu können. Auch ein zweites Paar – die Hausmagd und ihr Liebhaber, der Fischverkäufer – werden in die Geschehnisse verwickelt. Die nun folgenden Missverständnisse und Verwechslungen sind manchmal an den Haaren herbeigezogen und dann wieder nur erwartbar und klischiert. Die Erinnerung an Shakespeares Verwechslungskömödien, die manchmal aufgerufen wird, lässt einen leider nur dessen Witz vermissen.
Die erstklassige Besetzung (in einer Nebenrolle auch Judi Dench) kommt gegen diesen Plot (nach einem Roman von Deborah Moggach, «The Best Exotic Marigold Hotel») nicht an. Und die – zwar nicht neue, aber im Grunde interessante – Engführung vom Spekulationsfieber an der Börse und den triebgesteuerten Handlungen der ProtagonistInnen wird auch nicht konsequent zu Ende gedacht: Die Versuchung, zum klassischen Gefühlskino zu wechseln, ist zu gross – und die so entstehenden Diskrepanzen sind es dann ebenfalls.
Kinostart: 24.8.2017 / Regie: Justin Chadwick / Mit: Alicia Vikander, Christoph Waltz, Dane DeHaan, Zach Galifianakis, Judi Dench, Cara Delevingne
Trailer- und Bildquelle: Ascot Elite
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