Die Kaiserin!
«Kennst du die?» – «Oh ja, die kenne ich. Ist das nicht die … die … Na du weisst schon, die … die Schauspielerin …» – «Ja, Franzl?» – «Ja! Genau, die Sissi. Und die wäre heute 80 geworden? Nicht zu glauben. Wie die Zeit vergeht. Ich hatte gedacht, sie erst letztens in ‹3 Tage in Quiberon› gesehen zu haben. Muss dann wohl doch länger her gewesen zu sein …»
So, oder so ähnlich könnte ein Dialog über Romy Schneider ablaufen, wenn man die deutsch-französische Schauspielerin nur als weiteren Spross einer Schauspieldynastie ansieht und sie in der Erinnerung nur auf ihren Durchbruch als Schauspielerin, der Rolle in der «Sissi-Trilogie» reduziert. Aber Romy Schneider ist mehr. Sie ist eine Legende. Sie ist die wahre Kaiserin unter den Schauspielerinnen!
1. «Monpti» – 1957
Eine frühe Erinnerung an Romy Schneider ist die Literaturverfilmung «Monpti», in der sie zusammen mit Horst Buchholz vor der Kamera stand. Die romantische Geschichte wird getragen von Lügen aus lauter Liebe, einem niedlichen Entenküken, der Stadt der Liebe, Paris, und findet ein tragisches Ende. Heute ein Klassiker, war der Film damals modern: er zeigt zwei Paare, deren Beziehungen im starken Kontrast stehen. Heute noch aktuell hingegen sind die Orientierungslosigkeit und Einsamkeit von Menschen in einer Grossstadt.
2. «La Piscine» – 1969
Der Erotikthriller war für Romy Schneider der Beginn ihrer Weltkarriere. Die Vierecksgeschichte zwischen einem Künstlerpaar und einem Beau mit dessen Tochter endet nach einem anfänglich glücklichen Liebesurlaub in einem Albtraum aus Eifersucht, Misstrauen und Verachtung. Darüber hinaus war «La Piscine» für Romy Schneider pikant und brisant zugleich, denn für den Film stand Romy Schneider mit Alain Delon, ihrem Ex-Partner (bis 1964), vor der Kamera – und lag mit ihm im Bett.
3. «La passante du Sans-Souci» – 1982
Romy Schneiders letzter Film: «Die Spaziergängerin von Sans-Souci» war eine grosse Belastung, denn Romy Schneider hätte gemeinsam mit ihrem kurz zuvor verstorbenen Sohn David († 1981) vor der Kamera stehen sollen. Diese Szenen wurden daraufhin mit einem anderen Jungen gedreht. Ob diese Situation im Zusammenhang mit ihrem plötzlichen «Tod an gebrochenem Herzen» (offizielle Todesursache: Herzversagen) stand, gehört ins Reich der Spekulationen und des Geschichtenerzählens. Infolge ihres Todes erlebte Romy Schneider die Premiere des Filmes selbst nicht mehr und sie konnte ausserdem den Film nicht mehr selbst synchronisieren. Das übernahm Eva Manhardt, die bereits in «Das alte Gewehr» (1975) Romy Schneider synchronisierte (siehe unten).
4. «Max et les ferrailleurs» – 1971
Ein Vertreter des französischen Film Noirs, kein Meisterwerk, aber ein spannender Kriminalfilm und gleichzeitig ein gefühlvoll erzählter und gespielter Beziehungskrimi. Spätestens hier avancierte Romy Schneider als Flittchen vom Strassenstrich fernab ihres «Sissi»-Images zum Star mit Weltruhm.
5. «Le vieux fusil» – 1975
Ein relativ unbekannter Film mit zwei deutschen Namen? Warum?
«Das alte Gewehr» (DDR & unszensiert) ist im deutschsprachigen Raum besser bekannt unter dem Titel: «Abschied in der Nacht» (BRD & zensiert). Der Film ist ein Beleg für Filmzensur und ein Zeugnis des damals herrschenden Nachkriegsklimas und des kalten Krieges, denn in Ostdeutschland kam der Film unzensiert und ohne Veränderungen in der Synchronisation ins Kino und später ins DDR-Fernsehen. Dagegen wurden in Westdeutschland Szenen entfernt und sogar Alternativszenen gedreht und eingearbeitet, um die im französischen Original besonders menschenverachtenden Dialoge der Deutschen in der Synchronfassung abzumildern. Wen wundert es, dass auch die Kritiken zweigeteilt sind: Die französische Kritik lobt den Film als den Besten des Regisseurs Robert Enricos, der «mitten ins Ziel» treffe (Journal du Dimanche). Dagegen kritisierte u.a. Der Spiegel seinerzeit die Darstellung der Deutschen in einem Kriegsfilm. Sie seien keine «richtigen Feinde, sondern … Karikaturen: versoffen, grossmäulig, feige, brutal.» Nur in einem Punkt waren sich alle einig: Es ist Romy Schneiders dramatischste Rolle und einer ihrer grössten französischen Kinoerfolge. Ausserdem ist «Le Vieux Fusil» einer der wenigen Filme, die Romy Schneider zu Lebzeiten nicht selbst synchronisiert hat: in der DDR aus finanziellen Gründen und in der damaligen BRD vermutlich daher, weil Romy Schneider mit den Verfälschungen nicht einverstanden war.
6. «Mädchen in Uniform» – 1958
Die Geburtsstunde des lesbischen Films waren Romy Schneiders Küsse mit Lilli Palmer vor 60 Jahren nicht. Das war das Original von 1931, welches ein filmhistorischer Meilenstein ist. Jedoch wurde der Film in abgemilderter Form 1958 nochmals mit Romy Schneider verfilmt und ist bis heute ein Kultfilm.
7. «Wenn der weisse Flieder blüht» – 1953
Zum Schluss geht es zurück an den Anfang – zu einem Film, der nicht Romy Schneiders bester ist, aber ihr erster. In der musikalischen Liebesromanze gab auch Götz George sein Debüt. «Wenn der weisse Flieder blüht» läutete somit eine neue Ära im deutschen Nachkriegskino ein.
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Abschliessend ist diese Liste nicht – vielmehr eine persönliche Empfehlung. Wer sich mit Romy Schneiders Schaffen auseinandersetzt, wird noch weitere gute Filme entdecken.
Titelbild: Wikipedia
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