Maria Schraders zweiter Film – ein Porträt der letzten Jahre Stefan Zweigs – ist ein Versuch, das alte, untergegangene Europa vor dem Zweiten Weltkrieg aus der Ferne heraus zu portraitieren. Er ist gescheitert.
An Stefan Zweig schieden und scheiden sich die Geister. Zu Lebzeiten war er nach Thomas Mann der berühmteste deutschsprachige Schriftsteller, sein effekhascherischer Stil ist zwar prägnant, oft aber seicht. Dass seine «Schachnovelle» Pflichtlektüre an jedem Gymnasium ist, ist jedenfalls eine zweifelhafte Ehre.
Zweigs Leben hingegen war interessant. Notgedrungen, denn nach dem Anschluss Österreichs war er wegen seiner jüdischen Herkunft gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Der Film zeigt fragmentarisch Zweigs Stationen auf dem amerikanischen Kontinent. 1936, drei Jahre vor Kriegsausbruch also, hält Zweig seinen Pazifismus hoch und weigert sich gleichzeitig, sich gegen Hitler-Deutschland zu äussern. Als Intellektueller, der gleichzeitig eine öffentliche Figur ist, verzweifelt er an der oberflächlichen Welt des Schlagzeilen-Journalismus und versucht ihr, eine Differenzierung näherzubringen, die wenig Gehör findet.
Der Film überspringt fünf Jahre und zeigt dann das letzte Lebensjahr des immer verzweifelteren Schriftstellers. Inzwischen ist er in Brasilien zu einer Art Jahrmarktfigur verkommen, die von einem Empfang zum nächsten gereicht und oft mit Peinlichkeiten überschüttet wird. Er leidet an Geldsorgen und vor allem an Heimweh.
Sehenswert: Josef Hader als Stefan Zweig
Trotz einiger guter Szenen ist der Film seltsam blutleer. Vieles wirkt manieriert, besonders die Spiegelungen auf der Fensterscheibe des Autos bei seinen Fahrten. Einzelne eindrückliche Szenen wie die Aufführung des Donauwalzers mitten im Urwald, vermögen nicht, die fehlende Emotionalität und Spannung zu ersetzen. Sehr gut hingegen sind die Hauptrollen besetzt, vor allem Josef Haders Darbietung Stefan Zweigs ist ausgezeichnet. Damit hat es der Kabarettist geschafft, sich auch ausserhalb der Brenner-Verfilmungen einen Namen als Schauspieler zu machen. Immerhin.
Kinostart: 18.08.2016 / Regie: Maria Schrader / Mit: Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz / Trailer- und Bildquelle: www.filmcoopi.ch
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